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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Peterson
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und hin und wieder setzte ich mich an Sonntagabenden einfach zu ihr ins Wohnzimmer, damit sie nicht so allein war. Ihr Vater hatte sie jeden Sonntag besucht und im Garten gewerkelt, bevor sie gemeinsam in den Pub gingen. Bisweilen fragte ich mich, ob Gloria je wieder Fuß im Leben fassen würde, aber sie tat es. Die menschliche Seele ist doch etwas Bemerkenswertes!
    Aber hinter Glorias fröhlicher Fassade verbirgt sich nicht nur eine Wunde. Im Lauf der Jahre erfuhr ich, dass sie mit fünf Jahren einen Bruder verloren hatte. Er hieß Laurie und starb am plötzlichen Kindstod. Danach konnte Gloria lange nicht mehr essen. Ständig war ihr übel, weil sie sich die Schuld am Tod des Babys gab. Sie erzählte mir, ihre Mutter habe sie mit Porridge füttern müssen. Nach Lauries Tod wurde sie sehr früh erwachsen. Genau wie ich weiß Gloria, wie es ist, in einer ständig traurigen Atmosphäre aufzuwachsen.
    Wir setzen uns mit unseren Tellern vor den Fernseher. Gloria zappt durch die Kanäle und bleibt bei einer Wiederholung von Stargazer hängen.
    »Für mich bedeutet diese Chance einfach alles«, sagt die Teilnehmerin gefühlvoll. »Käme ich nicht weiter, wäre ich am Boden zerstört.«
    »Um Himmels willen, die ist doch höchstens vierzehn!«, mault Gloria. »Die hat doch noch gar keine Ahnung, was es bedeutet, am Boden zerstört zu sein. Wenn man einen geliebten Menschen verliert, wenn das Haus abbrennt, das nicht versichert war, oder wenn eine unheilbare Krankheit festgestellt wird – dann kann man am Boden zerstört sein.«
    Ich lächle und stelle mir vor, wie Jack und ich letzte Nacht getanzt haben. Ich glaube, wir waren ziemlich betrunken.
    »Ich will nicht wieder zurück zur Schule und ein ganz normales Leben führen«, erklärt das junge Mädchen weiter. »Mein ganzes Leben lang wollte ich schon ein Star sein.«
    »Ein Star!«, schimpft Gloria. »Und was ist mit der guten alten Arbeit? Ich sage dir, bald schon wird es keine Handwerker mehr geben, keine Installateure oder Elektriker oder Maurer, so wie mein Dad einer war. Und auch keine Frauen, die in der Schulkantine Essen ausgeben – so wie meine Mum. Und alles nur, weil die Kinder heute Jobs wollen, bei denen man nicht wirklich arbeiten muss.«
    »Gut, dann schalte halt ab.«
    »Nein, so war das doch nicht gemeint! Ich liebe diese Show. Aber ich hoffe, der kleine Hal gewinnt. Und du? Was glaubst du, wer der Sieger wird?«
    Gloria dreht sich zu mir um und wartet auf meine Einschätzung, doch ich bin mit meinen Gedanken wieder einmal bei dem vergangenen Abend.
    Ich hatte ganz vergessen, wie schön es ist, Arme um sich zu spüren, wie erotisch es sein kann, von einem Mann in den Nacken geküsst zu werden, und wie wundervoll es sich anfühlt, von ihm berührt zu werden. Ich erinnere mich daran, wie er mir das Nachthemd abgestreift und mir die nackten Schultern geküsst ...
    »Was ist nur los mit dir, Gilly? Schon seit du hier bist, lächelst du vor dich hin wie die Grinsekatze. Noch etwas Wein?«
    »Oh, lieber nicht.«
    Gloria schaltet den Fernseher auf lautlos. »Du bist doch nicht etwa schwanger?«
    »Nein.«
    »Aber was ist es dann?«
    »Ich habe diese Show gestern Abend schon gesehen. Live. Ich war da. Ich hatte ein Date mit Jack.«
    Gloria lächelt, als würde mit dieser Erklärung alles einen Sinnergeben – vor allen Dingen mein Eifer, gleich am nächsten Tag wieder zum Schwimmen zu gehen.
    Während ich von unserem Abend erzähle, hört sie so aufmerksam zu wie ein Kind, dem man eine Gutenacht-Geschichte vorliest.
    »Ein einziger Abend mit Jack hat mich ein ganzes Jahr meines Lebens vergessen lassen«, sage ich. »Er ist die Art Mensch, die mir das Gefühl gibt, dass alles möglich ist. Allerdings ...«
    Ich nehme meinen Kopf zwischen die Hände.
    »Wo liegt das Problem?«
    »Jede Frau weiß doch, dass sie nicht sofort mit einem Mann schlafen sollte«, sage ich.
    »Ach was, es ist lange her, dass ich dich so glücklich gesehen habe, also war es richtig, was du getan hast. Erzähl mal! Wie ist er sonst so – abgesehen davon, dass er ein Traummann zu sein scheint?«
    Bei dem Wort »Traummann« muss ich lächeln.
    »Er ist charmant, bringt mich zum Lachen ...« Und er küsst gut, denke ich. »Viel mehr weiß ich eigentlich auch nicht über ihn. Ihm scheint immer ein wenig unbehaglich zumute zu werden, wenn ich ihm persönliche Fragen stelle.«
    Als ich Jack noch einmal nach seiner Unizeit in Bath gefragt habe, hat er mir erklärt, er hätte sein College

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