Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
sein? Es ist nur ... na ja, das Zimmer riecht dann so ...«
Mein Gott, Gilly, hör dir doch nur mal selbst zu! Wie kannst du diesen Moment derart verderben? Du hattest gerade Sex mit einem tollen Mann – da könntest du ja mal fünf gerade sein lassen und nicht über schlechte Gerüche reden.
»Ach, schon gut. Natürlich kannst du dir eine anzünden. Ich bin manchmal wirklich eine langweilige alte Schachtel.«
Er legt das Päckchen wieder auf den Nachttisch und küsst mich.
»Also, bisher fand ich dich kein bisschen langweilig. Ich mag die langweilige alte Schachtel, die da neben mir liegt.«
Ich lache, greife nach seinem Arm und lege ihn mir quer über den Bauch.
»Ich bin ein bisschen komisch mit der Raucherei. Weißt du, als meine Mutter ...«
Aber Jack interessiert sich nicht für Geschichten aus meiner Kindheit.
Stattdessen legt er sich auf mich, greift nach meinen Hinterbacken und flüstert mir ins Ohr: »Du hast ja recht. Ich sollte nicht rauchen. Zigaretten machen Dreck.«
»Und sind ekelhaft«, füge ich hinzu und küsse ihn.
»Ich tue wirklich alles, was du willst, vorausgesetzt natürlich, du hast noch ein paar mehr schlüpfrige Worte auf Lager.«
Lachend überlasse ich mich Jack Bakers forderndem Körper.
27
1988
Ich helfe Nick, seine Krawatte zu binden. Er kämmt mir das Haar am Hinterkopf, da, wo ich allein nicht hinkomme, und sagt, dass es statisch aufgeladen und wie elektrisiert sei. Gegenseitig packen wir unsere Taschen und Spielbeutel. Mum vergisst immer, die richtigen Dinge hineinzutun, und mein Schwimmlehrer war einmal sehr ärgerlich, als ich ohne Schwimmbrille und Badeanzug zum Schwimmunterricht erschien. Ich musste in Hemd und Höschen ins Wasser.
Angezogen und fertig für die Schule gehen wir nach unten. Mum steht in einer Wolke aus Zigarettenqualm an der Spüle. Nick sieht mich empört an. Mum scheint vergessen zu haben, dass wir heute in die Schule müssen.
In unserem Leben klafft ein großes Loch, und das heißt Megan. Das Loch folgt uns ins Bett, in den Schlaf, zur Schule und zurück und ist auch beim Abendbrot noch da. Selbst im Auto gibt es dieses Loch, dort, wo sie früher immer saß.
Mum starrt auf das Foto auf der Fensterbank. Es zeigt Megan auf ihrem blau karierten Stuhl in der Küche. Dad sagt, Mum solle endlich alles entsorgen, was Megan gehörte – ihren Kinderwagen, den Stuhl, die Beinschienen und die kleinen Spezialschuhe; aber noch immer hängt Megans Kleidung im Schrank.
Meistens habe ich keine Ahnung, was ich zu Mum sagen soll. Ich habe Angst, genau die falschen Worte zu wählen, und nehme sie stattdessen lieber fest in die Arme.
Mum trägt ihren blauen Morgenrock, der für sie zu großgeworden scheint, und läuft in schrecklich schmutzigen beigen Hausschuhen durch das Haus. Sie sagt, wir sollen uns setzen und vor der Schule frühstücken.
Nick und ich betrachten den unaufgeräumten Tisch. Ich greife nach einer Dose Spaghetti mit kleinen Würstchen, die in der Soße herumschwimmen. Sie riecht komisch. Ich öffne den Mülleimer und muss würgen, weil es aus ihm heraus nach verfaultem Kohl stinkt. Ich werfe die Dose hinein und lasse schnell den Deckel zufallen. Auch Nick weicht zurück und verzieht angeekelt den Mund. Ich blicke erst Mum und dann ihn an. Er zuckt mit den Schultern. Unser Haus war früher immer sehr sauber, Mum schrubbte oft wie besessen, aber jetzt kann ich nicht einmal mehr Anna einladen, weil mir die Unordnung peinlich ist.
Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Dad ist nicht da. Er arbeitet jetzt in New York. Ich wünschte mir, er käme heim.
Mum beginnt, die Teller vom gestrigen Abendessen fortzuräumen. Sie sagt, wir seien pingelig, aber das liegt doch nur daran, dass das, was sie uns vorsetzt, sogar schlimmer ist als das Schulessen. Ich bemühe mich immer, es trotzdem herunterzuwürgen, und denke dabei an die hungernden Kinder mit den aufgeblähten Bäuchen und spindeldürren Beinen, die manchmal im Fernsehen gezeigt werden. Ich will mich nicht beklagen und ärgere mich auch nicht über Mum. Dad sagt, dass irgendwann alles wieder in Ordnung kommt und Nicholas und ich nur Geduld mit ihr haben müssen.
Nick fragt mürrisch, ob Mum daran gedacht habe, unsere Pausenbrote vorzubereiten.
»Natürlich«, sagt sie abwesend und nimmt ein paar matschige Brötchen aus dem Brotkasten. Ich sage ihr nicht, dass sie schimmelig sind.
»Womit wollt ihr sie belegt haben?«, fragt sie mit erloschenem Blick.
»Käse und Schinken«, sagt
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