Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
sein.«
Ich beichte Gloria, dass meine Freunde mich alle zur Vorsicht mahnen.
»Vielleicht wirst du noch einmal verletzt, ja, das ist möglich, aber ist selbst das nicht allemal besser, als gar nichts zu fühlen?«
Ich denke über ihre Worte nach. »Was ist das Gewagteste, das du je in deinem Leben getan hast, Gloria?«
Sie grübelt. »Mit sieben war ich im Portobello Market einkaufen, als mich plötzlich das wilde Bedürfnis überkam, irgendetwas zu stehlen. Also klaute ich eine Kartoffel und eine Möhre, versteckte sie unter meinem Pulli und rannte nach Hause. Das Komische daran war, dass ich mich hinterher derart schuldig fühlte, dass ich das Gemüse schließlich über den Gartenzaun der Nachbarn warf.« Sie lächelt. »In dieser Woche ging ich zur Beichte. Ich war überzeugt, ich müsste für den Diebstahl in der Hölle schmoren.«
»Als ich sieben war«, erzähle ich, »war ich sicher, man würde mich ins Gefängnis stecken, weil ich einmal ohne Bahnsteigkarte den Bahnsteig betreten hatte. Aber wie war es bei dir als Erwachsene? Was ist das größte Risiko, das du je auf dich genommen hast?«
»Ich habe viel getan, das ich nicht hätte tun sollen«, gibt sie zu. »Zum Beispiel habe ich mich in einen verheirateten Mann verliebt und gedacht, die Sache würde mir nicht wehtun.«
»Oh, Gloria!« Ich seufze. »Und hast du dir nicht gewünscht, einen neuen Mann kennenzulernen? Eigentlich bist du doch etwas viel zu Besonderes, um allein zu bleiben«, füge ich hinzu.
»Aber ich bin nicht allein. Und ich habe es so gewollt.« Sie streichelt Guinness, der sich auf ihrem Schoß zusammengerollt hat. »Weißt du was? Manchmal glaube ich, ich bin die einzige Frau auf der Welt, die sagt, dass sie nicht heiraten wollte, und das wirklich ernst meint.«
29
Gönn dir eine Typveränderung, hatte Gloria gestern Abend gesagt. Bring ein bisschen Pep in dein Leben.
Also beschließe ich, auf Shoppingtour zu gehen.
Ich rufe Susie an und frage, ob sie vielleicht Zeit hätte, mich zu begleiten. Könnte Mark sich nicht zur Abwechslung um Rose und Olly kümmern?
Mist, Susie fällt aus – sie muss Rose zu einem Kindergeburtstag fahren.
Von Anna weiß ich, dass sie das Wochenende mit Paul verbringt.
Ich versuche es bei Ariel, doch niemand geht ran.
Eine einzige Möglichkeit bleibt mir noch.
»Nancy Cooper-Brown«, meldet sie sich.
»Nancy, ich bin es, Gilly.«
»Matilda, Liebling, sei brav. Das sind Mamis Bioflocken. Stell sie BITTE WIEDER HIN!«
Tiefes Durchatmen. Während Nancy mit Tilda schimpft, weil sie anscheinend Haferflocken verschüttet hat, checke ich meine E-Mails.
»Entschuldige, Gilly«, sagt Nancy schließlich. »Das kam etwas unerwartet. Was kann ich für dich tun?«
»Na ja, wahrscheinlich hast du schon Pläne für dieses Wochenende ...«
»Nein, keine Pläne. Nicholas ist in seinem Zimmer und arbeitet. Wieso?«
»Ich möchte dich um etwas bitten«, taste ich mich vorsichtig ran. »Ich brauche deinen Rat.«
»Meinen Rat?«, wiederholt Nancy ungläubig.
Ich kann ihre Überraschung geradezu spüren.
»Wie du schon sehr richtig festgestellt hast, werde ich bald fünfunddreißig. Wenn ich aber bald noch jemanden kennenlernen will, ist es vielleicht Zeit für ein paar Veränderungen, einen neuen Typ und ...« Ich muss einfach mutig sein und riskieren, Nancy in einen Winkel meines Lebens hineinzulassen. Also gut. »Ich brauche deine Hilfe, Nancy. Ich gehe nächste Woche mit einem tollen Mann aus und möchte gern sensationell gut aussehen.«
»Tilda!«, ruft sie entzückt. »Tante Gilly hat ein Date. Ein Date!«
Ich muss grinsen und halte den Hörer etwas von meinem Ohr entfernt.
»Ich helfe dir liebend gern. Ich habe immer schon zu Nicholas gesagt, dass du so viel mehr aus dir machen könntest. Lass uns zu Fenwicks gehen!«
»Nun, ich dachte ...«
»Und weißt du, was du als Erstes tun solltest? Dir die Haare schneiden lassen! Ich könnte auch Lydia anrufen und sie fragen, ob sie dich für eine Gesichtsbehandlung irgendwie zwischen ihre Termine quetschen kann. Neue Frisur, neue Klamotten, eine neue Frau! Ich stibitze Nicholas’ Kreditkarte, und wir gehen shoppen. Er wird es gar nicht bemerken.«
»Wahrscheinlich doch, wenn du nicht leiser sprichst.«
»Wann wollen wir los?«
»Wie wäre es mit jetzt gleich?«
»Nicholas!«, ruft Nancy völlig aufgedreht. »Planänderung! Du musst dich um die Kinder kümmern. Oh, das ist ja so aufregend! Wer ist denn der Glückliche?«
*
»In L.A. ist niemand
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