Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
verlassen hat. Wie verletzend das alles für mich war, davon hat er keine Ahnung.
»Männer stellen selten Fragen«, sagt Anna.
»Aber Jack ist immerhin Gillys Freund«, unterbricht Susie. »Das ist er doch, Gilly, oder?«
»Ich glaube schon«, nicke ich. »Jedenfalls von Montag bis Freitag.«
»Hat er dich nach deinen anderen Beziehungen gefragt?«
»Um Himmels willen! Man sollte nie über seine Verflossenen reden«, argumentiert Anna, »obwohl ich gestehen muss, dass ich nur allzu gern mehr über Pauls Ex wüsste.«
»Und was ist mit Familiengeschichten?«, fährt Susie fort. »Er weiß doch von Megan, oder?«
Ich schüttle den Kopf. »Nicht wirklich.«
Was im Klartext Nein heißt.
Aber ich habe ihn ja auch nicht wirklich nach seiner Vergangenheit oder seiner Familie gefragt.
Wenn ich mit Jack zusammen bin, ist es, als wären wir beide unbeschriebene weiße Blätter Papier. Bisher wollten wir die jungfräulichen Seiten nicht mit unseren Problemen bekritzeln, aber inzwischen möchte ich mehr über ihn wissen.
»Du müsstest mehr Zeit mit ihm verbringen, wenn sein Vertrag für die Show ausgelaufen ist«, rät Anna. »Wenn er erst einmal ausgezogen ist, werdet ihr wissen, ob ihr die Beziehung aufrechterhalten wollt oder nicht.«
Ich nicke.
Plötzlich wird mir klar, dass Jack zu Weihnachten wieder gehen wird, und ich bekomme es mit der Angst zu tun. In der Zeit, die ich mit ihm verbringe, habe ich so viel Spaß, dass ich die Zweifel eigentlich nicht mehr haben möchte.
»Der Sex ist jedenfalls großartig«, flüstere ich.
Sie lachen.
»Sex? Was ist das?«, fragt Susie. »Mark schläft meistens schon auf dem Sofa ein. Es grenzt fast an ein Wunder, wenn wir überhaupt einmal gemeinsam ins Bett gehen – von Sex ganz zu schweigen.«
Wir lächeln.
»Aber Jack kommt zu deinem Geburtstag, oder?«, fragt Anna.
Ich nicke.
»Und was ist mit Guy? Was hält er von Jack?«, will Anna wissen.
Guy. Ich vermisse ihn.
»Jack und Guy kennen sich nicht«, sage ich. »Noch nicht.«
32
»Hallo«, begrüßt er mich.
Er ist wirklich der Letzte, den ich heute hier im Geschäft erwartet habe. Ruskin und Basil bellen und wedeln freudig mit den Schwänzen.
»Guy! Wie geht es dir?«
»Gut. Ich kam gerade vorbei ... Der Laden ist wirklich toll.«
Er schlängelt sich vorsichtig zwischen den Hindernissen hindurch auf mich zu. Als er das letzte Mal hier war, hatte er nicht genügend Zeit, sich das Geschäft näher anzuschauen.
»Wie findet ihr hier überhaupt noch etwas?«
Als er eine Vase berührt, ist sein Finger grau vor Staub.
»Ist das etwa der Mützenmann?«, ruft Mari aus dem Untergeschoss.
»Ja!«, ruft er zurück.
»Willkommen daheim!«, kommt die Antwort zurück.
Ich bin bestürzt, wie gut es mir tut, sein vertrautes Gesicht zu sehen.
»Irgendetwas an dir ist anders.«
Er betrachtet mich eingehend und versucht, die Veränderung an etwas festzumachen.
Verlegen fahre ich mir durch mein Haar.
»Es steht dir«, sagt er.
Ruskin springt schwanzwedelnd an Guy hoch.
»Ja, ich habe deinen dicken Kopf und deine lange Schnauze auch vermisst, Rusk.«
Guy streichelt ihn ausgiebig, ehe er mich zum Lunch einlädt.
»Geh nur!«, ruft Mari von unten. »Ich halte die Stellung.«
Ich hole meinen Mantel.
»Lass uns in den Laden um die Ecke gehen«, schlage ich vor.
*
»Wie war der Job?«, frage ich ihn, als wir in Manuels Café vor unseren Käsetoasts sitzen.
»Der Job? Ach, Gilly, vergiss den Job. Viel interessanter war der Beziehungsklüngel.«
»Wie meinst du das?«
»Also: Zunächst hatte ich mit Mrs Morris zu tun. ›Nennen Sie mich doch bitte Sarah‹, hat sie mich gleich zu Beginn gedrängt. Sie war auch diejenige, die mich angerufen hatte, weil sie den Garten umstrukturieren und eine neue Terrasse anlegen wollte. Ich habe mich mit Sarah getroffen, den Garten begutachtet und ein paar Vorschläge gemacht, die ihr gefallen haben. Zusammen haben wir dann noch weitere Ideen ausgearbeitet, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Anschließend hat sie noch angekündigt, dass ihr Ehemann Tim beim nächsten Treffen dabei sein würde, um sicherzugehen, dass ihm die Pläne auch gefallen. Tim war übrigens Anwalt.«
»Wie mein Vater«, schiebe ich rasch ein, ehe Guy etwas Unfreundliches über Anwälte sagen kann. »Und mein Bruder.«
»Nun, dann würde ich wohl nicht für deine Familie arbeiten. Anwälte sind schreckliche Kunden. Ihr Lieblingswort ist ›Klausel‹. Dieser Mr Morris hat also beim nächsten Treffen
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