Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
stelle.
»Alles Mögliche, Gilly.«
Aber was soll »alles Mögliche« bedeuten, verdammt? Wenn ich nicht besser achtgebe, werde ich unserer Beziehung mit meinem Argwohn noch den Todesstoß versetzen. Aber ich kann es nicht leiden, wenn Jack mich mit seiner kühlen, distanzierten Art verunsichert. Was verbirgt er hinter seiner Maske? Wenn Jack sich nicht so bedeckt hielte, müsste ich diese Fragen doch gar nicht erst stellen, oder?
»Alles Mögliche also?« Ich versuche, so beiläufig wie möglich zu klingen, und spiele mit einer Ecke der Bettdecke.
»Ich habe einiges zu erledigen. Ich muss die Wochenenden zu Hause verbringen, weil sonst wichtige Dinge liegen bleiben.«
Das klingt tatsächlich vernünftig, trotzdem lasse ich mich zu dem Vorschlag hinreißen: »Ich könnte ja am Sonntag nach Bath kommen, und wir könnten den Tag miteinander verbringen.«
»Nein!« Sofort fällt ihm auf, dass die Ablehnung zu scharf klang. »Weißt du«, fügt er sanfter hinzu, »es passt jetzt gerade nicht so gut.«
»Aber wir könnten zusammen essen gehen ...«
»Wir sind mit unserer Show im hektischsten Endspurt«, sagt er. »Da muss ich meine fünf Sinne beisammenhaben, und das ginge nicht, wenn du in meiner Nähe wärst.« Er lächelt charmant. »Okay?«
Dann verschließt er seinen Koffer und erklärt das Gespräch damit für beendet.
Frag ihn nach seinem Bruder, Gilly. Tu es. Jetzt.
»Warum sprichst du eigentlich nie von deinem Bruder, Jack?«
»Weil wir uns nicht leiden können. Deswegen!«
»Guy sagt ...«
Er verdreht die Augen, als hätte er keine Zeit, sich damit zu beschäftigen, was Guy nun wieder gesagt hat. Dann schaut er auf die Uhr.
»Ich muss los!«
Er küsst mich auf den Mund, nimmt seinen Koffer und verschwindet.
»Schönes Wochenende!«, ruft er noch einmal von unten.
»Dir auch. Was auch immer du vorhast«, brumme ich vor mich hin, steige aus dem Bett und schlüpfe in meinen Morgenmantel.
Plötzlich steht er wieder im Zimmer.
»Mist, ich habe mein ...«
Er nimmt sein BlackBerry vom Nachttisch, bemerkt, dass ich ihm den Rücken zuwende, und mit einem Mal spüre ich seine Arme um meine Taille. Ich versuche, mich loszumachen, doch er hält dagegen.
»Hast du mich zum Wochenende hin denn nicht schon satt?«, fragt er und hält mich ganz fest.
Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, küsst meinen Hals, und seine Hände fühlen sich warm an.
»Nein, ich mag es, wenn du bei mir bist. Bleib doch wenigstens noch diese Nacht«, bettle ich und drehe mich zu ihm um.
»Ich wünschte wirklich, ich könnte es, Gilly. Aber ich muss arbeiten. Am Montag muss ich ein vollständiges Skript abliefern.«
Ich nicke widerstrebend.
»Alles okay?«, fragt er und hebt mein Kinn an.
Ich nicke. »Geh nur.«
Und dann ist er fort.
»Warte!«, rufe ich ihm hinterher.
Er steckt seinen Kopf durch die Zimmertür.
»Was ist denn noch? Schnell!«
»Zu meinem Geburtstagsessen am kommenden Wochenende kommst du aber doch, oder?«
Sollte Jack mich versetzen, müsste ich Nancy eine gute Erklärung liefern. Außerdem will ich ihn meinen Nichten vorstellen. Hannah und Tilda dürfen an dem Abend ausnahmsweise lang aufbleiben, um mir zu gratulieren, und ich weiß, dass sie Tante Gillys neuen Freund, den hübschen Jack, unbedingt kennenlernen wollen.
»Ich komme bestimmt«, verspricht er. »Ich möchte deine Feier um keinen Preis missen. Darf ich jetzt gehen?«
Ich lächle. »Geh.«
»Bis Montag!«, ruft er von der Treppe.
Ich höre, wie die Eingangstür ins Schloss fällt und Ruskin hinter Jack herbellt.
34
Heute werde ich fünfunddreißig.
»Zum Geburtstag viel Glück ...«, singe ich mir unter der Dusche selbst ein Ständchen.
Der Morgen geht wunderbar weiter, als der Fleurop-Mann klingelt. Hastig öffne ich den kleinen weißen Umschlag, der zwischen den Blumen steckt, von denen ich hoffe, dass weder Tante Pearl noch Dad, Gloria, Nicholas oder Nancy sie geschickt haben.
Sie sind tatsächlich von Jack. Die Karte ist unterzeichnet mit In Liebe , darunter findet sich ein PS: Für fünfunddreißig bist du noch ein ganz schön heißer Feger! Über die Formulierung muss ich lächeln.
Mir wird klar, dass ich mich entspannen muss, wenn es um Jack und die Wochenenden geht. Ich bin nicht bereit für ein Ende unserer Beziehung – noch nicht, und vor allem schon jetzt nicht, wo ich fünfunddreißig werde. Ein Beziehungsende würde alles nur noch schlimmer machen.
In der Post finde ich eine Karte von meinem Vater
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