Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
wollte nur ...«
»Ja, bitte?«
»Ich wollte nur wissen ... Verkaufen Sie auch Bügeleisen?«
»Was bitte?«
Habe ich mich verhört?
Er kichert. »Bügeleisen, meine Liebe.«
»Tut mir leid, so etwas führen wir leider nicht. Wir verkaufen hier Antiquitäten. Oder suchen Sie ein altes Bügeleisen? Vielleicht finden Sie so etwas auf dem Portobello Market.«
Der Mann wirkt unsicher.
»Wie wäre es mit Peter Jones?«, frage ich, begleite ihn zur Tür und zeige ihm wieder einmal den Weg zum Warenhaus. »Haben Sie dort eigentlich Ihre Teller bekommen?«
»Teller? Äh ... nein.«
Er wirkt verwirrt, verliert das Gleichgewicht, taumelt einen Schritt zurück und hält sich am Türknauf fest.
Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich ihn zurück ins Geschäft führe, ihm eine Tasse Tee und etwas von meinem Vanillepudding anbiete und ihn einlade, mich und Ruskin doch einmal besuchen zu kommen.
Beim Tee – den er laut schlürft – erfahre ich, dass er Dennis heißt, neunundsiebzig ist und in Victoria wohnt.
Ruskin macht Anstalten, auf den knochigen Schoß des Mannes zu klettern.
»Er will Ihnen ein Küsschen geben«, sage ich zu Dennis.
Der alte Mann wird feuerrot und streichelt zärtlich meinen Hund.
»Sie sind doch ein Mann mit Lebenserfahrung, Dennis«, sage ich, als wir bei der zweiten Tasse Tee angelangt sind. »Ich brauche einen Rat.«
»Oh, ich ... äh ... bin nicht sehr qualifiziert.«
»Doch, das sind Sie«, widerspreche ich und gestatte ihm nicht, sich so leicht aus der Affäre zu ziehen.
Dann erzähle ich ihm von Jack – eher um mir die Geschichte mal wieder von der Seele zu reden, als tatsächlich von dem alten Mann einen Rat zu erwarten. Ich vertraue ihm an, dass Jack niemals Anstalten macht, übers Wochenende zu bleiben, und lasse kein Detail aus.
»Ich habe keine Ahnung, was dieser Mann sonst in seinem Leben treibt, Dennis. Meinen Sie, ich sollte ihn einfach geradeheraus fragen, ob er eine Familie oder irgendein finsteres Geheimnis hat? Was würden Sie an meiner Stelle tun?«
Dennis kaut an einem Keks und denkt lange nach. Mit einer Hand an seinem Ohr überlegt er.
»Ich ... äh ... weiß nicht«, sagt er schließlich.
»Ist nicht schlimm«, beruhige ich ihn. »Hier – nehmen Sie noch einen Keks.«
Er lehnt ab, bevor er sich dann doch noch zu einer Antwort bequemt.
»Ich glaube ... äh ... der Kerl ist ein ... äh ... Wolf im Schafspelz.«
*
Als ich am Sonntagnachmittag auf dem Sofa liege und Musik höre, habe ich plötzlich Lust, Jack anzurufen.
Wieder einmal meldet sich nur die Mailbox.
Ich beschließe, keine Nachricht zu hinterlassen, und versuche mir vorzustellen, wie er wohl sein Wochenende verbringt.
Warum hege ich Zweifel daran, dass er überhaupt in Bath wohnt? Und an dieser Familienangelegenheit, die er vorgestern als Entschuldigung gebraucht hat?
Später am Abend ruft meine Mutter an und erzählt von der für diese Jahreszeit ungewöhnlichen Hitzewelle in Perth.
Als sie mich nach Neuigkeiten fragt, berichte ich von Jack, ohne allerdings ins Detail zu gehen.
»Was ist los?«, fragt sie. »Irgendetwas bedrückt dich doch trotzdem, das merke ich.«
Säße Mum jetzt neben mir auf dem Sofa, würde ich ihr wahrscheinlich alles erzählen. Selbst wenn sie ein paar Autostunden entfernt wohnte, könnte ich mich ins Auto setzen und ...
»Mich bedrückt nichts«, sage ich. »Ehrlich. Es ist alles wunderbar!«
31
Susie, Anna und ich sitzen in Susies Stamm-Pub The Owl and The Pussy Cat , einer lebhafte Kneipe mit Kerzen auf Holztischen, gemütlichen Ledersofas, in denen man versinkt, und einem Kamin, den sich Pickles, die Katze des Eigentümers, als Schlafplatz auserkoren hat.
Anna erzählt von Paul.
»Das steht dir übrigens wirklich gut«, sagt Susie und zeigt auf mein türkisfarbenes Top, das ich zu meiner Jeans trage.
»Neu?«, lächelt Anna, und ich erzähle kurz von meiner Einkaufstour mit Nancy.
Aber zurück zu Paul. Sie habe noch immer das Gefühl zu träumen, sagt Anna. So lange habe sie sich nach diesem Mann gesehnt, aber nie geglaubt, dass ihr Wunsch tatsächlich einmal wahr werden würde.
»Wie ist er denn so?«, erkundigt sich Susie.
Im Gegensatz zu mir hat sie Paul noch nie gesehen.
»Er ist sehr kreativ und ambitioniert«, beschreibt Anna ihn. »Ziemlich ruhig – aber nie langweilig«, beeilt sie sich hinzuzufügen.
Wir sind einer Meinung, dass es gut ist, wenn er nicht zu viel redet, denn Anna plappert manchmal für zwei.
»Er hat mich
Weitere Kostenlose Bücher