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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Verhandlungen, keine Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz. Es ist ein Kampf auf Biegen oder Brechen. Es beginnt damit, daß man zu seinem geparkten Wagen zurückkommt, wo ein Uniformierter soeben dabei ist, ein Strafmandat auszuschreiben.
    »Was steht auf dieser Tafel, Herr?« fragt er ohne aufzublicken.
    »Hier steht«, antworte ich zaghaft, »Parken verboten bis 19 Uhr... «
    »Und wie spät ist es?«
    »19 Uhr 30.«
    »Also?«
    »Also darf ich hier parken.«
    Das Auge des Gesetzes blinzelt verblüfft, sieht mich an, sieht die Verbotstafel an, dann wieder mich, dann den Wagen, dann seine Uhr, und dann das Ganze noch einmal.
    »Hm... ja ... richtig. Aber was mache ich jetzt mit dem Zettel? Wir haben strenge Vorschrift, ein einmal ausgeschriebenes Strafmandat nicht mehr zurückzuziehen. Und das ist eine sehr gute Vorschrift, Herr. Sonst würden die Fahrer, die wir bei einem Verstoß ertappen, so lange betteln und winseln, bis wir -«
    »Aber ich habe ja gar keinen Verstoß begangen«, unterbrach ich.
    Der Hüter des Gesetzes dachte nach:
    »Was Sie da sagen, hat etwas für sich. Ich behaupte nichts Gegenteiliges. Und wenn Sie mich rechtzeitig gewarnt hätten, so hätte ich diesmal, ausnahmsweise, fünf gerade sein lassen.
    Aber jetzt kann ich nichts mehr machen. Sie sind zu spät gekommen, Herr. Also unterschreiben Sie hier auf der punktierten Linie und passen Sie nächstes Mal besser auf die Verkehrszeichen auf.«
    Ich betrachtete ihn genauer. Für einen Verkehrspolizisten wirkte er verhältnismäßig sympathisch. Er war keiner von diesen Glattrasierten ohne Schnurrbart. Er schien ein Mensch zu sein.
    »Ich habe nichts verbrochen«, sagte ich. »Ich zahle keinen Cent.«
    »So?« Er hob drohend die Stimme. »Und wer wird zahlen? Vielleicht ich? Von meinem Gehalt? Ich bin Familienvater, Herr!« Dann wurde er etwas sanfter. »Es sind ohnehin nur 100 Shekel. Wenn ich aufsässig wäre, hätte ich Ihnen den Paragraph 5/T verpassen können. Also unterschreiben Sie endlich.«
    »Aber ich bin doch vollkommen schuldlos!«
    »Vollkommen schuldlos?« Jetzt wurde er zornig. »Und wie oft haben Sie die Verkehrsvorschriften gebrochen, ohne daß man Sie erwischt hätte? He? Ein merkwürdiges Benehmen. Wenn man Ihnen den Wagen stiehlt, rennen Sie sofort zur Polizei. Wenn Sie einen Unfall haben, können wir gar nicht rasch genug zur Stelle sein. Aber wenn Sie lumpige 100 Shekel zahlen sollen, werden Sie renitent!«
    »Schon gut, schon gut«, sagte ich entschuldigend, unterschrieb und nahm das Strafmandat entgegen. »Man wird vielleicht noch fragen dürfen.«
    »Aber nur, wenn's etwas zu fragen gibt«, belehrte mich das Amtsorgan und ging ab.

Mit der U-Bahn in die Steinzeit
    Jeder, der Augen zu sehen und Hände zu hupen hat, muß längst gemerkt haben, daß unsere Großstädte auf dem besten Weg sind, sich in eine einzige Verkehrsstauung zu verwandeln. Die Fahrer werden hinter den Lenkrädern ihrer steckengebliebenen Wagen verhungern, die Leichen werden unbestattet verwesen, die Pest wird ausbrechen, die Berge werden zu kreißen und zu speien beginnen und werden die ganze Stadt mit schwarzer Lava bedecken. Angesichts dieser unaufhaltsamen Entwicklung verdoppelten die Behörden die Strafmandatsgebühren für vorschriftswidriges Parken.
    Auch das nichts half, beschlossen sie, eine U-Bahn zu bauen, um das Zerstörungswerk rasch zu beenden.
    Das ist viele, viele Jahre her...
    Kürzlich aber, bei Einbruch der Dämmerung versammelten sich die Stammesangehörigen um das Lagerfeuer. Fast alle waren gekommen: Old Dad, Onkel Griesgram, die Fährtensucher, der Chronist und andere. Einige von ihnen gingen noch aufrecht, aber die meisten zogen es vor, sich auf allen vieren den Weg durch die Schutthaufen zu bahnen. Ihre Kleidung bestand aus Fetzen von Sackleinen und zerrissenen Decken, ihre stoppelbärtigen Gesichter waren mit dem gleichen weißgrauen Staub bedeckt, der in dicken Wolken über der verwüsteten Stadt Tel Aviv hing. Sie trugen Wattebäusche in den Ohren, und manche hatten sogar eine Art von Schleiern um ihre Köpfe gebunden, niemand wußte wozu. Vielleicht wollten sie sich gegen den Höllenlärm der Baggermaschinen auf der ändern Seite des großen Berges abschirmen.
    Das Lagerfeuer, um das sie hockten, befand sich im Hof eines verfallenen Hauses. Sie unterhielten die Flamme mit uralten Zeitungen und dem Holz geborstener Einrichtungsgegenstände. Jetzt warfen sie noch die Blechdosen und die Verpackungspapiere der Nahrungsmittel

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