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Kein Opfer ist vergessen

Kein Opfer ist vergessen

Titel: Kein Opfer ist vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Harvey
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muss.«
    »Ich komm schon klar«, sagte ich.
    Grace schnaubte. »Und halten Sie sich von Theresa fern. Das Mädchen bedeutet nur Ärger. Haben Sie mich verstanden?«
    O ja, hatte ich. Auf der ganzen Heimfahrt hallten ihre Worte in meinen Ohren wider. Als mein Handy summte, dachte ich schon, es wäre Theresa, die mir Gott weiß was vorlügen würde, aber es war der Vater eines toten Mädchens, der wollte, dass ich ihn zum Mittagessen einlud.

NEUNUNDZWANZIG
    Ich traf mich mit Ned Rolland im Popeye auf der California, einen Block vom Gerichtsgebäude entfernt.
    »Ich hab nur eine halbe Stunde«, sagte Ned und warf einen Blick auf die Warteschlange an der Theke.
    »Dann sollten wir am besten gleich bestellen.«
    »Prima Idee.«
    Er entschied sich für eine Riesenportion gebratener Hähnchenschenkel, mit Cajun-Reis und Käsemakkaroni. Ich nahm eine große Cola.
    »Essen Sie nichts?«, fragte Ned argwöhnisch, als könne man einem Menschen, der nichts aß, nicht trauen. Also nahm ich noch eine kleine Portion Hähnchen. Als wir in einer Sitzecke am Fenster saßen, fiel er über sein Essen her. Ich stocherte in meinem herum und sah ihm zu.
    »Was machen Sie im Gericht?«, erkundigte ich mich.
    Ned nagte einen Schenkel ab und ließ den fettigen Rest auf den langsam anwachsenden Knochenhaufen fallen. »Ich putze die Klos.« Er nahm einen Schluck Limonade. »Waren Sie schon mal im Gerichtsgebäude?«
    »Noch nicht.«
    »Hm.« Der nächste Schenkel musste dran glauben. Er öffnete den Karton Reis. »Sie riechen nach Rauch.«
    Ich lächelte. »Es war ein langer Morgen.«
    »In Ihrer Nachricht haben Sie etwas über meine Tochter gesagt.«
    Rosina Rolland war der Name auf dem Stein des Grabs, das Z auf dem Calvary-Friedhof besucht hatte. Ihren Vater hatte ich mithilfe einer Online-Recherche entdeckt und ihn angerufen. Ich war meinem Instinkt gefolgt, wie es immer so schön hieß. Fühlte sich an, als würde ich ohne Rute angeln.
    »Ich studiere an der Northwestern Journalistik und bin Teil eines Kurses, der zweifelhafte alte Mordfälle noch einmal genau unter die Lupe nimmt. Wir versuchen herauszufinden, wer der wahre Täter war.«
    »Rosina wurde nicht ermordet. Sie starb bei einem Autounfall.«
    »Sie liegt auf dem Calvary-Friedhof von Evanston begraben.«
    »Meinen Sie, das wüsste ich nicht?«
    »Nein, ich habe mich nur darüber gewundert, dass sie oben in Evanston begraben wurde. Sie ist doch in der South Side aufgewachsen, oder nicht?«
    Neds Gabel voll Reis blieb auf halbem Weg zu seinem Mund stehen. »Und?«
    »Ich habe mich gefragt – obwohl mich das eigentlich nichts angeht –, wer für die Kosten des Grabs aufgekommen ist.«
    »Sie wollen wissen, wer dafür bezahlt hat?«
    »Ja, Sir.«
    Ned legte die Gabel ab. »Warum?«
    Mir war bewusst, dass unser Gespräch alles andere als glatt lief, aber da ich nicht mehr zurückkonnte, preschte ich weiter vor. »Ein einfacher Autounfall war es nicht. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Ihre Tochter ermordet worden sein könnte?«
    Ich erkannte den Funken in Neds Augen und das nahezu unmerkliche Nicken. Rosina war seine einzige Tochter gewesen. Sie war zwar schon seit langer Zeit tot, aber er war immer noch ihr Vater. Vielleicht hatte ich doch eine Chance, eine Antwort auf meine Frage zu bekommen.
    »Ich weiß nicht, wer für das Grab gezahlt hat«, sagte er.
    »Aber irgendjemand hat es getan.«
    »Ja. Jemand hat darauf bestanden, dass Rosina in Evanston begraben wurde. Und da das Ganze ziemlich teuer war, dachte ich …«
    »Sie haben das getan, was für Ihre Tochter das Beste war. Könnte es sonst jemanden geben, der weiß, wer die Sache übernommen hat?«
    »Ich weiß nur, dass einer von der Polizei angerufen und gesagt hat, alles wäre erledigt.«
    »Erinnern Sie sich noch an den Namen?«
    »Das war vor zwanzig Jahren.«
    »Was ist mit dem Bestattungsinstitut?«
    »Das lag in der South Side und ist schon vor vielen Jahren abgebrannt. Warum interessiert Sie das alles?«
    Ich hob die Hände. »Mich interessiert nur der Name des Spenders.«
    »War’s das?«
    »Das war’s.«
    Ned Rolland wischte sich mit einer Papierserviette Mund und Hände ab, packte den Abfall seiner Mahlzeit zusammen und stellte alles auf sein Tablett. Dann stand er auf und wandte sich zum Gehen. Ich blieb, wo ich war.
    »Kommen Sie nicht mit?«, fragte er.
    »Wenn es Ihnen recht ist, bleibe ich noch für einen Moment hier sitzen.«
    Er ließ sich wieder auf seinen Platz fallen.
    »Sie wollen

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