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Kein Opfer ist vergessen

Kein Opfer ist vergessen

Titel: Kein Opfer ist vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Harvey
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also Journalist werden.«
    »Das ist der Plan.«
    »Und Sie glauben, Sie können etwas erreichen, wenn Sie mich einfach so gehen lassen? Ein guter Journalist bleibt dran.«
    »Und wie sehen Sie die Sache von damals?«
    »Sie nehmen an, dass meine Tochter ermordet wurde. Ich sage nicht, dass Sie recht haben, aber auch nicht, dass Sie vollkommen falsch liegen. Da gab es ein paar Dinge, die mir nie so ganz geschmeckt haben.«
    »Und die wären?«
    »Ah, jetzt werden Sie wieder wach.« Ned nickte vor sich hin. »Haben Sie noch eine Stunde?«
    Ich schaute auf die Uhr. Um drei Uhr wollte Havens mich zu unserer Verabredung mit Moncata abholen. Könnte knapp werden. »Natürlich.«
    »Gut. Bei mir zu Hause liegt etwas, das Sie interessieren könnte.«
    »Was ist mit Ihrer Arbeit?«
    »Seit dreißig Jahren schrubbe ich Klos, da wird mir ja wohl mal ein freier Nachmittag zustehen. Essen Sie Ihr Hähnchen auf, dann ziehen wir los.«

DREISSIG
    Als ich zu Hause ankam, war es kurz nach drei. Havens’ Honda parkte vor meinem Haus. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz.
    »Wo warst du?«, fragte er.
    Die Verlockung, ihm von meinem Lunch mit Ned Rolland zu erzählen, war groß, aber ich beschloss, die Begegnung im Moment noch für mich zu behalten. Abgesehen davon, hatte ich genügend andere Neuigkeiten. »Heute früh ist der Straßenverein abgebrannt.«
    Havens pfiff durch die Zähne. »Da haben wir aber jemand ganz schön auf Trab gebracht.«
    »Tja, jetzt müssen wir wohl nur noch herausbekommen, wen und warum.«
    Havens lachte und legte den ersten Gang ein. »Auf zu Moncata?«
    Ich deutete auf die leere Straße vor uns. »Gib Gas.«
    Sam Moncatas Adresse war ein Hochhaus, nicht weit vom Northwestern Memorial Hospital entfernt. Er holte uns in der Eingangshalle ab und führte uns durch die Sicherheitssperre. Eine Frau des Wachpersonals bat uns, unsere Namen in eine Liste einzutragen, aber Moncata winkte sie fort und schob uns weiter. Wir nahmen den Aufzug, fuhren hoch in den siebten Stock und liefen dort über einen langen, nichtssagenden Flur. Vor einer Tür, auf der ITB LABS stand, hielt Moncata an und zog seine Kennkarte durch das Lesegerät. Die Tür sprang auf.
    In den ITB LABS gab es weder eine Empfangsdame noch einen Wartebereich, sondern lediglich zwei bewaffnete Wachmänner, die an einem Tisch saßen und drei Monitore beobachteten. Moncata lotste uns an mehreren leeren Räumen vorbei, die wie Labore aussahen. Ihnen schlossen sich die Büroräume an. Moncatas Büro war groß, aber fensterlos. Eine Regalwand stand voller Bücher und auf seinem Schreibtisch reihten sich Fotos. Die abgebildeten Kinder waren vermutlich seine Enkel. Der Mann selbst war klein, hatte eine hohe Stirn und sehr wache Augen. Ich schätzte ihn auf Mitte sechzig. Er wirkte erstaunlich jugendlich für sein Alter.
    »Sie haben gesagt, dass Sie von der Uni kommen.« Moncata ließ sich an seinem Schreibtisch nieder und bedeutete uns, ihm gegenüber Platz zu nehmen. Es war, als würde ein Vater mit uns reden. Oder als wären wir zu einem Vorstellungsgespräch angetreten.
    »Ja, Sir«, antwortete ich. »Wir sind in einem Seminar, das sich mit alten Mordfällen befasst. Die Leitung hat Professor Zombrowski.«
    Moncata nickte. »Die gute Judy. Früher haben wir hier und da zusammengearbeitet. Tut mir leid, dass ich nicht viel Zeit übrig habe, wir sind hier mitten in einer Sache.«
    »Arbeiten Sie noch für die Polizei?«, fragte Havens.
    »Nein, ich bin schon vor langer Zeit ins Privatkundengeschäft umgestiegen. Nur manchmal, wenn sie es sich leisten kann, gibt die Polizei uns noch Aufträge. Wir sind ja auch nur eine kleine Truppe und darüber hinaus hochspezialisiert. Also dann, was kann ich für Sie tun?«
    »Wir beschäftigen uns mit dem Fall James Harrison«, sagte ich.
    »Ja, das hatten Sie schon am Telefon gesagt.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an Grace Washington vom Straßenverein erinnern.«
    »Aber sicher.«
    »Wie sie sagt, haben Sie damals die DNA -Analyse für James Harrison durchgeführt. Als er in Berufung gegangen ist.«
    Moncata hatte unentwegt genickt. »Alles richtig. Ich habe einen Blutfleck analysiert. Die Akte habe ich schon herausgesucht.« Er schob einen dicken schwarzen Ordner über den Tisch.
    »Klingt, als hätte der Fall Ihnen keine Ruhe gelassen«, sagte Havens.
    Moncata lehnte sich vor und musterte Havens aufmerksam. »Und wie kommen Sie darauf, junger Mann?«
    »Sie haben alle Hände voll zu tun. Mittendrin meldet

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