Kein Opfer ist vergessen
selbst gesagt. Die Zeitspanne zwischen den Fällen ist zu groß.« Ich schüttelte den Kopf. »Es ergibt einfach keinen Sinn.«
Moncata schien das als vorläufiges Schlusswort aufzufassen und schaltete den Computer aus. Wir kehrten in den Pausenraum zurück und setzten uns an den Tisch.
»Im Grunde haben Sie recht«, begann Rodriguez. »Auf den ersten Blick ergibt es keinen Sinn. Vergessen Sie aber nicht, was ich Ihnen neulich über die Fakten gesagt habe. Wenn sie irgendwohin führen, folgen wir ihnen. Und auf dem Weg sind wir zurzeit.«
»Wie gut ist diese Technik?«, fragte ich. »Ist die Software zuverlässig?«
Rodriguez hob eine Braue. »Sam, du bist dran.«
»Sie ist nicht so wissenschaftlich fundiert wie eine DNA -Analyse«, erwiderte Moncata. »Aber sie ist auch kein Schrott. Bei unseren Fotos gibt es einige Diskrepanzen, aber in mindestens vier der fünf Fälle ist die Ähnlichkeit der Male frappierend. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Bisse nicht von ein und demselben Menschen stammen.«
»Im Übrigen können wir es uns nicht leisten, das Ergebnis zu ignorieren«, sagte Rodriguez. »Im Moment muss ich davon ausgehen, dass zumindest eine gute Chance besteht, nach der irgendwer vor fünfzehn Jahren drei Jungen ermordet hat und aus irgendeinem Grund jetzt wieder aktiv geworden ist.«
Ich hob die Schultern. »Mir scheint, wir drehen uns im Kreis. Abgesehen davon weiß ich noch immer nicht, weshalb ich hier bin.«
»Das lassen wir mal für einen Moment beiseite«, sagte Rodriguez. »Sam sagt, dass er Ihnen und Havens von dem Trefferkommando berichtet hat.«
»Ja, aber nicht sehr viel.«
»Wahrscheinlich glauben Sie, dass James Harrison von diesem Kommando reingelegt wurde. Ebenso wie Laramore und Tyson aus den beiden anderen Fällen, mit denen Sie sich befassen.«
»Selbst wenn, können wir es nicht beweisen.«
Um Rodriguez’ Mund spielte ein kleines Lächeln. »Sam?«
Moncata räumte ein paar Unterlagen zur Seite und rollte einen Papierbogen auf. Darauf war eine Grafik aus Linien in unterschiedlichen Farben, am oberen und unteren Seitenrand standen Zahlen.
»Vor ein paar Tagen, als Sie und Ihr Kumpel gegangen waren, habe ich die Stoffprobe von Harrisons Jeans noch mal in unserem Labor testen lassen«, erklärte er. »Wir haben etwas durchgeführt, das wir als Gaschromomatografie-Massenspektrometrie-Analyse bezeichnen. Das Ergebnis war interessant.« Er deutete auf eine grüne Linie, die sich an mehreren Stellen aufsplitterte. »Schauen Sie, hier und da und da auch. An den Verästelungen erkennt man, dass das Blut an der Jeans, also das des Opfers, mit Zitronensäure versetzt wurde.«
Ich betrachtete das Liniengewirr und zuckte mit den Schultern. »Und was bedeutet das?«
»Zitronensäure ist kein natürlicher Bestandteil unseres Bluts. Zumindest nicht in diesen Mengen.«
»Und wie ist es dann in die Probe gelangt?«
»Zitronensäure ist ein Konservierungsstoff. Bei Autopsien wird sie häufig verwendet, um Blutproben aufzubewahren.«
»Irgendjemand hat dieses Blut einem Reagenzglas entnommen«, sagte Rodriguez. »Vermutlich nach der Autopsie von Skylar Wingate.«
»Und es danach auf die Jeans gegeben«, setzte ich hinzu.
»Und genau das macht den Beteiligten jetzt Sorgen«, sagte Rodriguez. »Dass Sie an die Stoffprobe gelangen und einer wie Sam, der ebenso klug wie neugierig ist, die richtige Analyse durchführt.«
Trotz allem, was geschehen war, konnte ich nicht anders, als diesen Augenblick zu genießen. Wir hatten etwas unternommen. Sogar etwas bewiesen. Und kein Mensch hätte es für möglich gehalten.
»Was ist mit den beiden anderen Fällen?«, fragte ich. »Scranton und Allen.«
Moncata breitete die Arme aus. »Schaffen Sie mir Material herbei, und ich lasse es untersuchen.«
Ich sah Rodriguez an. »Hier geht es um weitaus mehr als Harrison, oder?«
»Logisch.«
»Meinen Sie das ehrlich?«
»Ja. Wie wär’s, wenn wir jetzt mal zu Ihrem Verhör heute kommen.«
Mich überlief ein Schauder. »Okay.«
»Haben die beiden Detectives von einer DNA -Analyse gesprochen?«
»Ja, Coursey.«
Rodriguez warf Moncata einen Blick zu, der daraufhin in seinen Unterlagen zu kramen begann. »Erkennen Sie das wieder?« Er legte die Bestandsaufnahme von 1998 auf den Tisch, aus der hervorging, dass Harrison am Tag seiner Festnahme eine Jeans trug.
»Ja, klar.«
»Schauen Sie sich die Unterschrift des Polizeibeamten darauf an.«
Ich beugte mich vor und erkannte in dem krakeligen
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