Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
keinen Streit«, murmelte er.
Sie hörte nicht hin. »Was soll das?«, fragte sie. »Warum bist du so? Was ist mit dir los?«
Er gab keine Antwort. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Sophia beobachtete ihn, wartete und schüttelte schließlich enttäuscht den Kopf. Dann riss sie an den Zügeln, drehte Demon um und trieb ihn zum Galopp. Während sie Richtung Ställe verschwand, blieb Luke allein zwischen den Bäumen zurück, ratlos, warum er nicht den Mut aufbrachte, ihr die Wahrheit zu sagen.
KAPITEL 2 2
Sophia
»Du bist also einfach weggeritten und hast ihn stehen lassen?«, fragte Marcia.
»Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.« Sophia stützte das Kinn in die Hände. Sie lag auf dem Bett, Marcia saß neben ihr. »In dem Moment war ich schon so wütend, dass ich ihm kaum noch ins Gesicht sehen konnte.«
»Hmmm. Das wäre ich wohl auch gewesen.« Marcia klang eine Spur zu teilnahmsvoll. »Ich meine, wir wissen beide, dass Kunsthistoriker absolut unverzichtbar für das Funktionieren moderner Gesellschaften sind. Wenn das keine ernste Verantwortung ist, weiß ich es auch nicht.«
Sophia sah sie böse an. »Sei bloß still.«
Marcia ignorierte das. »Vor allem, wenn sie noch keinen Job an Land gezogen haben, mit dem man tatsächlich Geld verdient.«
»Hörst du bitte auf?«
»Ich will dich nur ein bisschen ärgern«, sagte Marcia und stupste sie mit dem Ellbogen an.
»Schön, aber ich bin nicht in Stimmung, okay?«
»Ach, ich meine es doch nicht böse. Ich freue mich nur, dass du hier bist. Ich hatte mich schon damit abgefunden, den ganzen Tag allein verbringen zu müssen. Und den Großteil der Nacht auch.«
»Ich versuche, mit dir zu reden!«
»Ich weiß. Mir haben unsere Gespräche gefehlt.«
»Und es wird auch keine Gespräche mehr geben, wenn du so weitermachst. Du bist absichtlich schwierig.«
»Was soll ich denn machen?«
»Du sollst mir zuhören. Du sollst mir helfen, das zu verstehen.«
»Ich höre zu«, sagte Marcia. »Ich habe jedes Wort gehört.«
»Und?«
»Ehrlich gesagt bin ich einfach nur froh, dass ihr euch endlich mal gestritten habt. Es wurde wirklich Zeit. Meiner Meinung nach ist es vor dem ersten echten Streit keine ernst zu nehmende Beziehung. Bis dahin sind es nur Flitterwochen. Man weiß erst, wie belastbar etwas ist, wenn man es getestet hat.« Sie zwinkerte. »Das hab ich mal in einem Glückskeks gelesen.«
»Im Glückskeks?«
»Es stimmt trotzdem. Und es tut euch gut. Denn wenn ihr das übersteht, seid ihr als Paar gestärkt. Und der Versöhnungssex ist immer super.«
Sophia zog eine Grimasse. »Geht es bei dir immer nur um Sex?«
»Nicht immer. Aber bei Luke?« Sie grinste lasziv. »Wenn ich du wäre, würde ich versuchen, das so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen. Der Mann sieht verdammt gut aus.«
»Jetzt wechsle bloß nicht das Thema. Du musst mir helfen!«
»Was mache ich denn wohl die ganze Zeit?«
»Mich nerven?«
Marcia setzte eine ernste Miene auf. »Weißt du, was ich glaube?«, fragte sie. »Nach dem, was du mir erzählt hast? Ich glaube, er macht sich Gedanken, was mit euch passie ren wird. Er wird an vielen Wochenenden unterwegs sein, und sehr bald machst du hier dein Examen, und er hat Angst, dass du dann weggehst. Deshalb fängt er wahrscheinlich jetzt schon an, auf Distanz zu gehen.«
Vielleicht, dachte Sophia. Da konnte etwas Wahres dran sein, aber ...
»Es steckt noch mehr dahinter«, sagte sie. »So hat er sich noch nie benommen. Irgendetwas ist da los.«
»Hast du mir was verschwiegen?«
Er könnte die Ranch verlieren . Das hatte sie Marcia tatsächlich nicht gesagt und würde es auch nicht tun. Luke hatte ihr das schließlich im Vertrauen erzählt.
»Ich weiß, dass er stark unter Druck steht«, sagte sie stattdessen. »Er möchte gut reiten. Er ist nervös.«
»Tja, dann hast du ja deine Antwort«, stellte Marcia fest. »Er ist nervös und unter Druck, und du kommst ihm damit, dass er einfach an etwas anderes denken soll. Also ist er in die Defensive gegangen und hat um sich geschlagen, weil du seinem Empfinden nach gleichgültig auf seine Probleme reagiert hast.«
Vielleicht, dachte Sophia.
»Verlass dich drauf«, fuhr Marcia fort. »Es tut ihm sehr wahrscheinlich jetzt schon leid. Und ich wette, er ruft jeden Moment an, um sich zu entschuldigen.«
E r rief nicht an. Nicht an diesem Abend, nicht am nächsten oder übernächsten. Am Dienstag verbrachte Sophia den Großteil ihrer Zeit damit, abwechselnd auf ihrem
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