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Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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nicht ganz so diensteifrig. Mit neunzig erlitt er einen Herzinfarkt, und obwohl er sich davon wieder erholte, schwächte ein Schlaganfall sieben Monate später seine rechte Körperseite stark. Selbst dann noch beharrte er da rauf, sich selbst versorgen zu können. Er weigerte sich strikt, in ein Pflegeheim zu ziehen, obwohl er mittlerweile einen Rollator benötigte, und trotz meiner Bitte, seinen Führerschein abzugeben, fuhr er weiterhin Auto. Das sei gefährlich, sagte ich ihm, woraufhin er nur die Achseln zuckte.
    Was bleibt mir anderes übrig?, war seine übliche Antwort. Wie soll ich sonst einkaufen gehen?
    Mein Vater starb schließlich einen Monat vor seinem einhundertersten Geburtstag, den Führerschein immer noch in der Brief tasche und ein ausgefülltes Kreuzworträtsel auf dem Nacht tisch neben sich. Er hatte ein langes Leben, ein interessantes Leben, und in letzter Zeit muss ich oft an ihn denken. Was nicht ganz überraschend ist, nehme ich an, denn ich bin in seine Fußstapfen getreten. Seine Lebensregeln hatte ich immer im Kopf, wenn ich morgens das Geschäft aufschloss und wenn ich mit Leuten zu tun hatte. Ich vergaß keine Namen und gab mehr, als erwartet wurde, und bis heute nehme ich einen Hut mit, wenn ich glaube, es könnte möglicherweise regnen. Wie mein Vater hatte ich einen Herzinfarkt und benutze jetzt einen Rollator, und Kreuz worträtsel mochte ich zwar nie, aber mein Verstand ist so wach wie eh und je. Und wie mein Vater bin ich zu störrisch, meinen Führerschein abzugeben.
    Rückblickend war das wahrscheinlich ein Fehler. Hätte ich es getan, würde ich jetzt nicht in diesem Schlamassel stecken: mit dem Auto vom Highway abgekommen und halb die steile Böschung hinuntergestürzt, die Motorhaube vom Aufprall gegen einen Baum zerknautscht. Und ich müsste nicht davon träumen, dass jemand mit einer Thermoskanne Kaffee und einer Decke und einer dieser Sänften vorbeikäme, mit denen damals die Pharaonen von einem Ort zum anderen getragen wurden. Denn soweit ich es beurteilen kann, wäre das ungefähr die einzige Möglichkeit für mich, hier jemals lebend herauszukommen.
    Ich sitze in der Tinte. Draußen vor der gesprungenen Windschutzscheibe fällt weiterhin Schnee, der mir die Sicht und die Orientierung nimmt. Mein Kopf blutet, und der Schwindel kommt in Wellen. Ich bin mir fast sicher, dass mein rechter Arm gebrochen ist. Das Schlüsselbein auch. Die Schulter pocht, und die geringste Regung ist eine Qual. Trotz meiner Jacke zittere ich schon vor Kälte.
    Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte keine Angst. Ich will nicht sterben, und dank meiner Eltern – meine Mutter wurde sechsundneunzig – ging ich lange davon aus, ich sei genetisch imstande, noch älter zu werden, als ich bereits bin. Bis vor wenigen Monaten glaubte ich fest daran, noch ein halbes Dutzend guter Jahre vor mir zu haben. Na ja, vielleicht keine guten Jahre. So funktioniert das nicht in meinem Alter. Ich baue schon seit einer ganzen Weile ab. Herz, Gelenke, Nieren – Stück für Stück geben meine Körperteile den Geist auf. Aber vor Kur zem kam noch etwas anderes dazu. Wucherungen in meiner Lunge, hat der Arzt gesagt. Tumoren. Krebs . Meine restliche Lebens zeit bemisst sich jetzt in Monaten, nicht Jahren ... Trotzdem bin ich noch nicht ganz bereit zum Sterben. Nicht heute. Ich habe etwas zu erledigen, etwas, das ich seit 1 9 56 jedes Jahr getan habe. Eine große, alte Tradition kommt zu einem Ende, und mehr als alles andere habe ich mir eine letzte Gelegenheit gewünscht, mich zu verabschieden.
    Schon seltsam, woran ein Mensch denkt, wenn er glaubt, dass der Tod unmittelbar bevorsteht. Zum Beispiel möchte ich, wenn denn meine Zeit abgelaufen ist, so lieber nicht abtreten – mit Schüttelfrost und klapperndem Gebiss, bis unausweichlich das Herz versagt. Ich weiß, was passiert, wenn man stirbt, ich war schon auf mehr Beerdigungen, als ich zählen kann. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich am liebsten im Schlaf gehen, zu Hause in einem bequemen Bett. Menschen, die so sterben, sehen bei der Aufbahrung gut aus, deshalb habe ich für den Fall, dass der Sensenmann mir hier auf die Schulter tippen sollte, bereits beschlossen, auf den Rücksitz zu klettern, wenn ich es irgendwie schaffe. Das Letzte, was ich will, ist, dass jemand mich hart gefroren im Sitzen findet wie eine groteske Eisskulptur. Wie bekäme man meine Leiche aus dem Wagen? So wie ich hinter dem Steuer klemme, wäre es, wie ein Klavier

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