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Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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einer hübschen Dunkelhaarigen mit zwei Steckern in jedem Ohr geöffnet.
    »Ich sage Sophia Bescheid, dass du da bist«, sagte sie nur und ließ ihn eintreten.
    Im Aufenthaltsraum saßen drei Studentinnen auf der Couch und verrenkten sich die Hälse, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Er vermutete, dass es diejenigen waren, die er gerade noch kichern gehört hatte. Im Hintergrund dröhnte der Fernseher, und Luke fühlte sich fehl am Platz.
    Es dauerte einige Minuten, bis Sophia auf dem oberen Treppenabsatz auftauchte, die Arme verschränkt. Sie sah ihn an, sichtlich unentschlossen, was sie tun sollte. Dann seufzte sie und kam zögerlich die Stufen herunter. Da sie merkte, dass alle sie beobachteten, sagte sie nichts, sondern deutete nur mit dem Kopf auf die Tür. Luke folgte ihr nach draußen.
    Sie lief auf dem Bürgersteig, außer Sichtweite der Hausbewohnerinnen, und drehte sich erst dann zu ihm um.
    »Was willst du?«, fragte sie mit ausdrucksloser Miene.
    »Ich möchte mich entschuldigen.« Luke hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt. »Dafür, dass ich es dir nicht früher erzählt habe.«
    »Okay.«
    Mehr sagte sie nicht, und Luke wusste nicht, wie er reagieren sollte. In der folgenden Stille wandte sich Sophia ab und betrachtete das Haus gegenüber.
    »Ich hab mir das Video angesehen«, sagte sie schließlich. »Von deinem Ritt auf Big Ugly Critter.«
    Er trat gegen ein paar Steinchen, die in einem Riss im Bürgersteig klemmten. Er traute sich nicht, Sophia anzusehen. »Wie gesagt, es war ziemlich schlimm.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das war mehr als nur ziemlich schlimm.« Jetzt drehte sie sich wieder zu ihm um und suchte in seinem Gesicht nach Erklärungen. »Ich wusste ja, dass es gefährlich ist, aber mir war nicht klar, wie schnell es um Leben und Tod gehen kann. Bis gestern habe ich nicht richtig verstanden, was für ein Risiko du je des Mal eingehst. Dieser Bulle hat versucht, dich umzubringen!«
    Sie schluckte. Auch Luke hatte sich das Video angesehen, sechs Monate nach dem Vorfall. Damals, als er sich geschwo ren hatte, nie wieder zu reiten. Damals, als er froh war, einfach nur überlebt zu haben.
    »Eigentlich hättest du tot sein müssen«, stellte Sophia fest. »Aber du hast eine zweite Chance bekommen. Das Schicksal wollte, dass du ein normales Leben führen kannst. Und egal, was du sagst, ich werde nie begreifen, warum du das aufs Spiel setzt. Ich kann es einfach nicht nachvollziehen. Ich habe dir erzählt, dass ich mal über Selbstmord nachgedacht habe, es aber nie wirklich ernst meinte. Ich wusste, dass ich es niemals würde durchziehen können. Aber du ... es ist, als wolltest du es tun. Und du wirst weitermachen, bis du es geschafft hast.«
    »Ich will nicht sterben.«
    »Dann reite nicht. Denn sonst kann ich an deinem Leben nicht teilhaben. Ich kann nicht ignorieren, dass du immer wieder dein Leben riskierst. Sonst hätte ich das Gefühl, ich würde es stillschweigend dulden. Das geht einfach nicht.«
    Lukes Kehle zog sich zusammen, er hatte Mühe, zu sprechen. »Willst du damit sagen, dass du mich nicht mehr sehen möchtest?«
    Bei dieser Frage dachte Sophia wieder daran, wie sehr die Sorge sie ausgelaugt hatte, und sie stellte fest, dass sie keine Tränen mehr hatte.
    »Ich liebe dich, Luke. Aber ich halte das nicht aus. Ich kann mich nicht in jeder gemeinsamen Minute mit dir fragen, ob du das nächste Wochenende wohl überlebst. Und ich ertrage es nicht mir vorzustellen, was wäre, wenn nicht.«
    »Dann ist es also vorbei?«
    »Ja«, sagte sie. »Wenn du weiterreitest, ist es vorbei.«
    A m folgenden Tag saß Luke an seinem Küchentisch, die Autoschlüssel vor sich. Es war Freitagnachmittag, und wenn er in den nächsten Minuten aufbrach, wäre er vor Mitternacht im Motel. Der Pick-up war schon mit der Ausrüstung beladen.
    Sein Kopf schmerzte noch leicht, doch den eigentlichen Schmerz empfand er, wenn er an Sophia dachte. Er freute sich nicht auf die Fahrt oder den Wettkampf. Mehr als alles andere wollte er das Wochenende mit ihr verbringen. Er wünschte, eine Ausrede zu haben, um nicht fahren zu müssen. Er wollte mit ihr auf der Ranch ausreiten, vor dem Kamin sitzen und sie in den Armen halten.
    Am Vormittag hatte er seine Mutter getroffen, aber die Stimmung zwischen ihnen war angespannt gewesen. Genau wie Sophia wollte sie nicht mit ihm reden. Und wenn die Arbeit es doch nötig machte, dass sie mit ihm sprach, war ihre Wut greifbar. Er spürte die Last ihrer Sorgen –

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