Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
hervor, fast so schnell wie die Gedanken durch ihren Kopf rasten. Sophia drehte sich um und nahm ihre Tasche. Sie konnte hier nicht bleiben. »Ich halte das nicht aus.«
    »Warte!«
    »Sei still! Ich will nicht hören, warum es dir so wichtig ist, zu sterben –«
    »Ich werde nicht sterben.«
    »Doch, das wirst du! Mag ja sein, dass ich dich noch nicht lange genug kenne, um Bescheid zu wissen, aber deine Mutter mit Sicherheit! Und die Ärzte. Und du weißt selbst, dass es Blödsinn ist.« Ihr Atem kam in schnellen Stößen. »Wenn du wieder zur Vernunft gekommen bist, können wir uns unterhalten. Aber bis dahin ...«
    Ohne den Satz zu beenden, warf sie sich die Tasche über die Schulter und stürmte aus dem Haus zu ihrem Auto. Sie legte krachend den Gang ein, wendete und fuhr beinahe rückwärts in die Veranda, weil sie durch ihren Tränenschleier kaum etwas sehen konnte.
    S ophia war wie betäubt.
    Seit sie ins Wohnheim zurückgekehrt war, hatte Luke zweimal angerufen, aber sie hatte nicht abgehoben. Sie saß allein im Zimmer, Marcia war sicherlich bei Brian. Dennoch vermisste sie ihre Freundin. Seit ihrem Streit hatte Marcia jeden Abend bei Brian verbracht, wobei Sophia annahm, dass das weniger mit Brian zu tun hatte als damit, dass sie sich zu sehr schämte, ihr gegenüberzutreten.
    Sie war immer noch wütend auf Marcia. Was ihre Mitbewohnerin getan hatte, war mies, und Sophia konnte nicht einfach so tun, als mache es ihr nichts aus. Eine beste Freundin fing nichts mit einem Ex an. Ob man es nun eine Grundregel nennen wollte oder was auch immer, aber als Freundin tat man so etwas einfach nicht. Unter keinen Umständen. Doch obwohl Sophia einerseits daran dachte, Marcia die Freundschaft aufzukündigen, war ihr andererseits klar, dass Marcia es nicht absichtlich getan hatte. Sie hatte nicht intrigiert oder ihr vorsätzlich wehgetan. So war Marcia einfach nicht gestrickt, und Sophia wusste ja aus eigener Erfahrung, wie charmant Brian sein konnte, wenn er es darauf anlegte. Was er wahrscheinlich getan hatte. Denn Brian war so gestrickt. Er hatte genau gewusst, was er tat, und sie zweifelte nicht daran, dass seine Affäre mit Marcia ein Versuch war, sich an Sophia zu rächen. Er wollte sie ein letztes Mal verletzen, indem er ihre Freundschaft mit Marcia zerstörte.
    Und danach würde er mit Sicherheit auch Marcia verletzen. Marcia würde am eigenen Leib erfahren, was für ein Mann Brian wirklich war, und dann würde sie sich noch schlechter fühlen als vermutlich jetzt schon. Irgendwie geschähe es ihr recht, aber ...
    Trotzdem hätte Sophia in diesem Moment gern mit Marcia gesprochen. Sie brauchte sie sehr. Um mit ihr über Luke zu reden. Einfach, um zu reden, Punkt. Wie die anderen Hausbewohnerinnen unten und im Flur. Sophia konnte ihre Stimmen durch die Tür hören.
    Aber zu ihnen wollte sie nicht gehen, denn ihre Gesichter sprachen immer Bände. In letzter Zeit wurde es stets still, wenn Sophia durch die Tür kam, und sie konnte sich sehr gut vorstellen, was die anderen dachten. Wie es ihr wohl geht? Ich hab gehört, dass zwischen ihr und Marcia Funkstille ist. Sie tut mir echt leid. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was sie durchmacht.
    Das konnte sie jetzt nicht aushalten, und deshalb wünschte sie, dass Marcia da wäre. Denn sie hatte sich noch nie so allein gefühlt.
    D ie Stunden vergingen. Draußen am Himmel zogen Winterwolken auf, vom silbernen Schein des Mondes beschienen. Sophia lag auf dem Bett und dachte an die Abende, an denen sie mit Luke den Himmel betrachtet hatte. Sie erinnerte sich an die Ausritte und die gemeinsamen Nächte, an die Abendessen mit seiner Mutter. In allen Einzelheiten sah sie vor sich, wie sie am allerersten Abend in Liegestüh len auf der Ladefläche seines Pick-ups gesessen hatten.
    Warum riskierte er es, zu sterben? Sosehr sie es versuchte, sie konnte das einfach nicht nachvollziehen. Es war klar, dass es hauptsächlich um seine Schuldgefühle ging, aber deswegen sein Leben aufs Spiel setzen? Das war die Sache nicht wert, und sie wusste, dass Lukes Mutter genauso empfand. Aber er schien fest entschlossen, sich trotzdem zu opfern. Das wollte Sophia einfach nicht in den Kopf, und als er ein drittes Mal anrief, konnte sie sich immer noch nicht überwinden, ans Telefon zu gehen.
    Es wurde langsam spät und das Haus nach und nach still. Sophia war erschöpft, wusste aber, dass sie nicht würde schlafen können. Während sie weiter über Lukes selbstzerstörerisches Verhalten

Weitere Kostenlose Bücher