Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)
zahlen.«
»Ganz genau. Also, bevor wir fortfahren, würde ich Sie gern fragen, ob es einen Erbrechtsanwalt gibt, den Sie bevorzugt konsultieren. Falls nicht, kann ich Ihnen gern welche empfehlen.«
»Nein, ich habe keinen Erbrechtsanwalt.«
Sanders nickte. »Das hatte ich vermutet, Sie sind ja noch recht jung.« Er wühlte in seiner Jackentasche nach einer Visitenkarte. »Wenn Sie am Montagmorgen in meiner Kanz lei anrufen, gebe ich Ihnen eine Liste. Natürlich sind Sie nicht verpflichtet, einen der von mir vorgeschlagenen Anwälte zu beauftragen.«
Luke las die Karte. »Hier steht, dass Sie Erbrechtsanwalt sind.«
»Das stimmt. Früher war ich auf andere Bereiche spezialisiert, aber heute befasse ich mich gern mit Erbrecht.«
»Dann könnte ich auch Sie nehmen?«
»Wenn Sie das wünschen.« Sanders ging nicht weiter darauf ein und deutete auf die anderen Anwesenden. »Gabrielle kennen Sie bereits, sie ist stellvertretende Leiterin der Kundenbetreuung des Auktionshauses. Außerdem möchte ich Ihnen gern David Lehman vorstellen. Er ist der Geschäftsführer.«
Luke schüttelte ihm die Hand.
»Wie Sie sich vorstellen können, war es in vielerlei Hinsicht, unter anderem in finanzieller, nicht ganz einfach, diese Versteigerung zu organisieren. Ira Levinson bevorzugte Mr Lehmans Unternehmen. Das verpflichtet Sie selbstverständlich zu nichts, allerdings muss ich ergänzen, dass Ira mich bei der Ausarbeitung der Details bat, dem Käufer ebendieses Auktionshaus ans Herz zu legen. Es ge hört zu den weltweit führenden, was Ihre eigene Recherche sicher bestätigen wird.«
Luke musterte die Gesichter um sich herum forschend. »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Aber solch eine Entscheidung kann ich nicht ohne meinen Anwalt treffen.«
»Das halte ich für klug«, stellte Sanders fest. »Obwohl wir hier sind, um Ihnen jegliche Fragen zu beantworten, würde ich Ihnen doch raten, sich so bald als möglich einen Anwalt zu besorgen. Es ist mit Sicherheit von Vorteil für Sie, von einem Fachmann durch diesen etwas komplizierten Vorgang geleitet zu werden, nicht nur den Nachlass, sondern auch andere Bereiche Ihres Lebens betreffend. Immerhin sind Sie ab sofort ein unglaublich wohlhabender Mann. Wenn Sie jetzt noch weitere Fragen haben ... Fragen Sie ruhig, was Sie möchten.«
Luke wechselte einen Blick mit Sophia und wandte sich dann wieder an Sanders. »Wie lange waren Sie Iras Anwalt?«
»Über vierzig Jahre«, antwortete er mit leichter Wehmut.
»Und wenn ich einen Anwalt beauftrage, würde der mich nach bestem Wissen vertreten?«
»Ja, dazu ist er seinem Mandanten gegenüber ver pflichtet.«
»Dann sollten wir die Sache vielleicht gleich hier klären«, sagte Luke. »Wie beauftrage ich Sie? Falls ich mit Mr Lehman sprechen möchte?«
»Dazu müssten Sie mir einen Vorschuss zahlen.«
»Und wie viel wäre das?« Luke zog besorgt die Stirn in Falten.
»Fürs Erste«, sagte Sanders, »wäre wohl ein Dollar ausreichend.«
Luke atmete tief ein. Endlich begriff er das ganze Ausmaß des Geschehenen. Das Vermögen. Die Ranch. Das Leben, das er sich mit Sophia aufbauen konnte.
Er zückte seine Brieftasche und warf einen kritischen Blick hinein. Nach dem Kauf des Porträts war nicht mehr viel Geld übrig, gerade noch genug für ein paar Liter Benzin.
Oder auch nicht, denn einen Teil davon verwendete er, um Howie Sanders zu engagieren.
EPILOG
In den Monaten nach der Auktion hatte Luke manchmal das Gefühl, er lebe die Fantasien eines anderen aus. Auf David Lehmans Empfehlung hin war eine neue Versteigerung für Mitte Juni angesetzt worden, dieses Mal in New York. Mitte Juli sollte eine zweite und im September eine dritte folgen. Dabei sollte der Großteil der Sammlung verkauft werden, mehr als genug, um anfallende Steuern zu bezahlen.
Bei jener ersten Besprechung mit Sanders, Gabrielle und David Lehman hatte Luke auch die Lage auf der Ranch erklärt. Als Luke fragte, wann er wohl Zugriff auf das Geld bekommen könne, da er es brauche, um die Hypothek abzuzahlen, hatte sich der Anwalt kurz entschuldigt. Eine Viertelstunde später war er zurückgekommen und hatte seelenruhig mitgeteilt, dass der stellvertretende Geschäftsführer der Bank, mit dem er soeben gesprochen habe, gern bereit sei, die Raten ein weiteres Jahr auf dem niedrigen Stand zu halten oder die Zahlungen sogar vorerst ganz auszusetzen, falls Luke das wünsche. Und angesichts seiner veränderten finanziellen Verhältnisse sei die Bank durchaus
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