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Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition)

Titel: Kein Ort ohne dich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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auf dem College gewesen. Wie ich hatte er seit Kindertagen im Herrenausstattungs geschäft seines Vaters gearbeitet, und er konnte gut mit Zahlen und mit Kunden umgehen. Und ebenfalls wie ich hatte er seine zukünftige Frau zum ersten Mal in der Synagoge gesehen, kurz nachdem sie in Greensboro angekommen war.
    An dieser Stelle hören die Ähnlichkeiten allerdings auf, denn ich habe mich oft gefragt, ob meine Eltern als Paar glücklich waren. Man könnte natürlich darauf hinweisen, dass die Zeiten damals andere waren, dass die Menschen weniger aus Liebe denn aus praktischen Grün den heirateten. Und ich sage auch nicht, dass meine Eltern nicht in vielerlei Hinsicht zueinander passten. Sie waren gute Partner, und ich habe sie kein einziges Mal streiten hören. Dennoch weiß ich nicht, ob sie je verliebt waren.
    In den ganzen Jahren, die ich bei ihnen lebte, sah ich sie nie sich küssen, und sie gehörten auch nicht zu den Paaren, die gern Händchen hielten. An den Abenden erledigte mein Vater in der Küche die Buchhaltung, während meine Mutter im Wohnzimmer saß, ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß. Später, als sich meine Eltern zur Ruhe gesetzt hatten und ich das Geschäft übernahm, hoffte ich, ihr Verhältnis würde enger werden. Ich dachte, sie würden vielleicht auf Reisen gehen, Kreuzfahrten oder Besichtigungen machen, aber nach dem ersten Besuch in Jerusalem fuhr mein Vater immer allein. Sie richteten sich jeder in seinem eigenen Leben ein, entfernten sich immer weiter vom anderen, wurden wieder zu Fremden. Als sie beide über achtzig waren, schien es, als hätten sie einander nichts mehr zu sagen. Sie konnten stundenlang im selben Raum sitzen, ohne ein einziges Wort von sich zu geben. Wenn Ruth und ich zu Besuch kamen, widmeten wir uns oft erst dem einen und dann dem anderen, und hinterher im Auto drückte Ruth immer meine Hand, als verspräche sie damit im Stillen, dass wir nie so enden würden.
    Ruth hat die Beziehung meiner Eltern immer mehr zu schaffen gemacht als ihnen selbst. Die beiden hatten offenbar wenig Verlangen, die Kluft zwischen sich zu überbrücken. Sie fühlten sich wohl in ihrer jeweiligen Welt. Während sich mein Vater im Alter stärker seiner kulturellen Herkunft annäherte, entwickelte meine Mutter eine Passion für Gartenarbeit und beschnitt stundenlang hinter dem Haus die Blumen. Mein Vater liebte alte Western und die Abendnachrichten im Fernsehen, wohingegen meine Mutter ihre Bücher hatte. Und natürlich interessierten sie sich für die Kunstwerke, die Ruth und ich sammelten, die Werke, die uns letztlich reich machten.
    » D anach bist du lange nicht mehr ins Geschäft gekommen«, sage ich zu Ruth.
    Draußen ist die Windschutzscheibe wieder zugeschneit, und es hört nicht auf. Laut Weather Channel dürfte das nicht sein, aber trotz der Wunder moderner Technik sind Wetterberichte oft immer noch unzuverlässig. Ein weiterer Grund, warum ich den Sender interessant finde.
    »Meine Mutter hat den Hut gekauft. Für mehr hatten wir kein Geld.«
    »Aber du warst der Meinung, ich sähe gut aus.«
    »Nein. Deine Ohren waren zu groß. Ich mag zierliche Ohren.«
    Damit hat sie recht. Meine Ohren sind groß, und sie ste hen genauso ab wie die meines Vaters, aber im Gegensatz zu ihm schämte ich mich früher dafür. Als ich klein war, vielleicht acht oder neun, holte ich mir einen Stoffrest aus dem Laden und zerschnitt ihn zu einem langen Streifen, und den restlichen Sommer schlief ich mit dem Streifen um die Ohren gewickelt, weil ich hoffte, sie würden sich dadurch dichter an den Kopf schmiegen. Meine Mutter beachtete das gar nicht, wenn sie nachts nach mir sehen kam, aber meinen Vater hörte ich manchmal in fast beleidigtem Tonfall flüstern: Er hat meine Ohren. Was ist so schlimm an meinen Ohren?
    Diese Geschichte erzählte ich Ruth kurz nach unserer Hochzeit, und sie lachte. Von da an neckte sie mich manchmal mit meinen Ohren, wie sie es jetzt gerade tut, doch in all unseren gemeinsamen Jahren war sie nie gehässig.
    »Ich dachte, du magst meine Ohren. Das hast du immer gesagt, wenn du sie geküsst hast.«
    »Ich mochte dein Gesicht. Du hattest ein gütiges Gesicht. Deine Ohren gehörten eben zufällig mit dazu. Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen.«
    »Ein gütiges Gesicht?«
    »Ja. Deine Augen hatten etwas Sanftes, als würdest du nur das Gute in den Menschen sehen. Das ist mir aufgefallen, obwohl du mich kaum eines Blickes gewürdigt hast.«
    »Ich habe versucht, den Mut

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