(K)ein Rockstar für eine Nacht: Wenn Fanliebe weiter geht... (German Edition)
die Kanten einer Restaurantmappe einzuschlagen, kam Fernando, ein für Italiener doch groß gewachsener und langjähriger Mitarbeiter zu mir, stellte sich so neben mich, als würde er mir helfen wollen, doch nach seinem verschwörerischen Blicken zu urteilen, führte er wie so oft etwas in Schilde. Wie erwartet rückte er ein Stück näher, sah sich um und grinste mich scheinheilig an. „Sag mal, was ist denn los, dass du dich so für Tatjana gefreut hast? Ich dachte, du magst Praktikanten nicht!“, fragte er mich von der Seite, schlug dabei ebenfalls die Kanten einer Mappe ein, um die Aufmerksamkeit des Abteilungsleiters nicht auf sich zu lenken. „Nichts!“, gab ich schmunzelnd zurück, doch er hatte mich schon längst durchschaut. „Für nichts grinst du mir doch etwas zu verdächtig viel! Komm, erzähl, wie heißt er?“ Erschrocken ließ ich das Einschlagmesser, ein flaches Eisen, welches an der Spitze geformt war wie ein Messer, bei welchem die Kanten jedoch abgerundet waren, um das Leder der Mappe nicht zu beschädigen, auf den Tisch fallen und starrte Fernando wie gelähmt an. „Wie kommst du darauf?“ „Keine Angst Süße, ich erzähle deinem Mann nichts!“, lachte er laut auf und schüttelte seinen Kopf, wobei sein nach hinten gekämmtes und mit Spray fest betoniertes Haar nicht um einen Millimeter verrutschte. Doch für mich war an der Sache überhaupt nichts Witziges dran, weshalb ich ihm nur einen scharfen Blick zuwarf. „Es ist niemand, okay!“, beharrte ich vehement „Okay, okay, ist ja schon gut! Deswegen musst du nicht gleich an die Decke gehen!“ ,hob er ergeben die Hände schmunzelte allerdings noch und ging eine Abteilung weiter, um dem nächsten Kollegen auf den Geist zu gehen. „Mistkerl! Deine Frisur sieht auch nur lächerlich aus!“, murmelte ich sauer, wünschte mir, ich könnte ihm das ohne Weiteres ins Gesicht sagen, doch leider Gottes, war er der Neffe meines Chefs und im Moment war ich mehr denn je auf meinen Job angewiesen. Wenigstens konnte ich mich anschließend, wieder meiner Arbeit widmete. Im Laufe des Tages gab es weiter keine Zwischenfälle dieser Art, doch plagte mich der Gedanke dass jemand wie Fernando, oder eher gesagt, ausgerechnet Fernando, ein Mann, der nichts Besseres zu tun hatte, als Klatsch und Tratsch zu verbreiten, auf die Idee gekommen war, ich sei neu verliebt, oder schlimmer noch, dass ich meinen Mann betrügen würde, mit dem ich seit über zehn Jahren liiert und davon vier verheiratet war. Ich war damals 15 Jahre alt, als ich Peter in dem Blumenladen meiner Mutter kennengelernt hatte. Er war auf der Suche nach einem Strauß Rosen für seine Mutter zum Muttertag, dabei schenkte er mir auch eine mit der Begründung, dass nur die schönsten Frauen rote Rosen verdient hätten. Heute hätte ich einen Jungen von 18 Jahren dafür ausgelacht und nach Hause geschickt, doch damals war ich so jung, naiv, verliebt. Doch was war ich jetzt? Zweifelte ich etwa an der Aufrichtigkeit meiner Liebe zu meinem Mann? Meine Gedanken waren so verwirrend, dass mir nicht einmal auffiel, wie ich nach Hause gekommen war, geschweige denn, wie ich mich dazu bewegte meinen Laptop hochzufahren. Nun saß ich da, starrte den Bildschirm an und wusste nicht, was ich tun sollte, bis mir meine innere Stimme zurief „Vergiss die Welt um dich herum! Sieh lieber nach, ob Ville dir geschrieben hat!“ „Ja das sollte ich wohl tun!“ ,sprach ich zu mir selbst, als sei es tatsächlich entschlossene Sache, dass dieser fremde Mann aus dem Internet, den ich erst seit gut zwei Tagen kannte, tatsächlich Ville Lenjo war. Hätte ich mich in diesem Moment selbst gesehen, hätte ich mich sicher ausgelacht oder mich für mein kindisches Verhalten geschämt. So aufgewühlt, wie ich war, das war nicht ich! Ich die beherrschte und hart für ihr Geld arbeitende Frau! Ich die verantwortungsbewusste Ehefrau! Was war nur los mit mir? Neugierig war ich dennoch, so startete ich den Provider, gab Twitter.com in der Suchmaschine ein und wartete ungeduldig wie ein verliebter Teen darauf, dass sich die Seite endlich aufbaute. „Eine neue Nachricht!“, quietschte ich ungläubig auf, hielt mir dann vor mir selbst erschrocken die Hand vor den Mund und sah nach der Nachricht. „Natürlich verstehe ich das und da bin ich derselben Meinung!“, stand da geschrieben mit drei zwinkernden Smileys hintereinander. Für manch einen schienen diese Worte nicht viel zu bedeuten, doch für mich waren sie mehr. „Kommst du
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