(Kein) Sex mit dem Ex
Ãber dich. Dafür sind Brieftaschen sehr gut.â
Junge und Mann starrten sich schweigend an.
âDu hast mich entehrtâ, sagte Jacob schlieÃlich in ruhigem, gemessenem Ton.
Lees entsetzter Blick streifte kurz Jianne, dann war der Junge auch schon in der Menge verschwunden. Jianne starrte ihm hinterher und wünschte, sie könnte dasselbe tun.
âEr gehört zu dir?â, fragte sie vorsichtig.
âIn gewisser Weise.â
Er konnte nicht Jacobs leiblicher Sohn sein, denn der Junge war zu hundert Prozent Chinese, aber es gab zahlreiche andere Arten, wie ein Mann zu einem Kind kommen konnte. Vielleicht war Lees Mutter tot. Jacob könnte eine Beziehung mit ihr gehabt haben, und dann, als sie starb ⦠und in Abwesenheit anderer Verwandter ⦠könnte die Verantwortung für Lee ihm zugefallen sein. âInwiefern?â
âFrag Madeline.â
Das war keine besonders erhellende Antwort. âWirst du ihn bestrafen?â
Jacob presste die Lippen zusammen. âEr hat meine Brieftasche genommen und sie durchsucht. Er hat ganz bewusst meine Privatsphäre verletzt. Du findest also nicht, dass er dafür bestraft werden sollte?â
âDoch, aber ⦠Jacob, er ist nur ein Kind.â
âWas? Ich darf ihn also nicht schlagen?â Der eisige Klang seiner Stimme lieà sie erschauern. Sie bekam keinen Ton heraus. Konnte nicht atmen. Jianne senkte den Kopf und starrte blicklos auf ihr Champagnerglas.
âUm Himmels willen, Jianne, ich habe niemals die Hand gegen ein Kind oder gegen dich erhoben, und ich hege ganz sicher nicht die Absicht, jetzt damit anzufangen. Also, warum trinkst du nicht einfach deinen Champagner und hörst auf, so zu tun, als würde ich dich gleich kreuzigen? Das werde ich nämlich nicht tun. Je eher du und jeder, der uns beobachtet, das realisiert, desto besser.â
Jianne hob ihr Glas an die Lippen und nippte. Sein Vorschlag klang vernünftig. Noch ein Schluck und die Hälfte des Champagners war verschwunden, während sie krampfhaft überlegte, wie sie das Gespräch retten konnte.
âDu siehst gut ausâ, sagte sie. Es entsprach der reinen Wahrheit. âNoch respekteinflöÃender als früher.â
âWar das ein Kompliment?â
âIch habe es auf jeden Fall so gemeint.â
âIch glaube nicht, dass es ein Kompliment war.â
Noch mehr Champagner schien eine gute Antwort zu sein. âHerzlichen Glückwunsch zu deinen Erfolgenâ, sagte sie als Nächstes. âDie Weltmeistertitel. Die Meisterklassen. Madeline erzählte mir, dass Schüler aus der ganzen Welt kommen, um bei dir zu lernen.â
âDu hasst Karate.â
Nein, sie hatte die Zeit gehasst, die er dem Kampfsport gewidmet hatte. Damals war ihr nicht klar gewesen, dass Karate für manch einen eine Art Religion war oder dass es im Fall von Jake keine andere Möglichkeit gab, das Feuer zu kontrollieren, das in ihm brannte. âIch hasse es nicht. Ich habe es nur nie wirklich verstanden. Das ist ein Unterschied.â
âUnd verstehst du es heute?â
âEin bisschen.â Was auch immer das wert war. Allerdings würde ihr Gespräch nur noch mehr den Bach runter gehen, wenn sie das Thema weiterverfolgten, deshalb versuchte sie es anders. âMadeline und Luke scheinen gut zusammenzupassen.â
âJa, das tun sie.â
âUnd deine anderen Brüder ⦠und Hallie ⦠Sie wirken heute alle so zivilisiert. Du hast gute Arbeit geleistet.â
âDas war nicht mein Verdienst.â
Nun, es war sicherlich noch viel weniger der ihre. Hastig riss sie ihren Blick von Jake los und lieà ihn durch den Raum gleiten. So viele Augen waren auf sie gerichtet. Nicht eine einzige Person schien sich zu ihnen gesellen zu wollen.â©âEntschuldige mich bitteâ, sagte sie nach einer Ewigkeit des Schweigens und wandte sich zum Gehen. âIch glaube, meine Tante sucht schon nach mir.â
âWarteâ, stieà er barsch hervor.
Ein Wort, dem nichts folgte, dennoch blieb sie stehen und wartete. War es Gehorsam oder Neugier? Mut oder Selbstzerstörung? Sie wusste es nicht.
âWie gefällt dir Singapur? Lebst du dich gut ein?â
Das war seine Frage? Dafür hatte er sie aufgehalten? âSingapur ist wunderschönâ, erklärte sie misstrauisch. âUnd ich lebe mich sehr gut ein.â
âDeine Tante hat Luke erzählt, dass du einen
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