Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
entführt wurden“, erklärte Carlotta ernsthaft. „Es war schrecklich aufregend. Mitten in der Nacht kamen vermummte Gestalten und wollten uns wegschleppen, aber da haben wir ihnen ein Stück Torte angeboten, und darüber haben sie sich so gefreut, dass sie uns sofort wieder freiließen!“
„So einen Schwachsinn könnt ihr eurer Großmutter erzählen“, sagte Else ärgerlich.
„Schwachsinn?“, tat Carlotta erstaunt. „Ja, wer war es denn, der Frau Jenks erzählte, wir seien entführt worden? Warst das nicht du höchstpersönlich?“
Else wandte sich wütend ab. Sie würde die Torte nicht anrühren!
Mit schlechtem Gewissen ging sie zu Frau Jenks. Die Lehrerin saß an ihrem Pult und korrigierte einen Stapel Hefte. Vor ihr – welch seltsamer Anblick – lag ein riesiges Stück Torte! Carlotta hatte es Frau Jenks mit einem lustigen Zwinkern gebracht – und Frau Jenks hatte sich mit einem lustigen Zwinkern dafür bedankt.
Else starrte das Stück Torte an und biss sich auf die Lippen! Frau Jenks wusste also über das Fest Bescheid – und sie schien mit allem einverstanden zu sein; sie hatte sich sogar noch Torte schenken lassen!
„Else, eigentlich benimmst du dich in den letzten Monaten sehr schlecht“, begann Frau Jenks. „Wir haben dich zur Vertrauensschülerin ernannt und du bist von den Mädchen selber wieder abgesetzt worden. Jetzt bist du zornig und willst dich auf jede mögliche Weise an deinen Schulkameradinnen rächen. Aber sie sind zu klug für dich. Was willst du eigentlich? Möchtest du so weitermachen wie bisher – oder willst du dich ein bisschen zusammenreißen und vernünftig werden?“
„Ich will versuchen mich zu bessern“, sagte Else und senkte die Augen vor Frau Jenks‘ kühlem Blick.
„Das solltest du wirklich tun! Du hast jetzt genug Dummheiten gemacht! Es wird Zeit, dass du ein wenig verständiger wirst!“
„Ich werde mich bemühen“, murmelte Else ohne große Überzeugung. „Aber, Frau Jenks, zwingen Sie mich nicht, mich bei der Klasse zu entschuldigen. Ich kann nicht sagen, es täte mir leid. Wirklich, ich kann das nicht!“
„Meine liebe Else, ich weiß sehr wohl, dass du nicht den Mut hast, einen Fehler einzugestehen und um Verzeihung zu bitten“, sagte Frau Jenks ungeduldig. „Geh jetzt in deine Klasse zurück. Und versuche endlich mal ein freundlicheres Gesicht zu machen. Ich kann deine grämliche Miene einfach nicht mehr ertragen.“
Bevor Frau Jenks mit dem Unterricht begann, unterhielt sie sich noch einen Augenblick mit ihrer Klasse. Else war nicht anwesend. Die Lehrerin hatte sie in die Bibliothek geschickt, um ein paar Bücher zu holen.
„Ich habe heute Morgen ein ernstes Wort mit Else gesprochen“, sagte Frau Jenks. „Sie will sich bemühen, ein wenig freundlicher zu sein, und uns das Leben leichter machen. Leider bringt sie es nicht fertig, sich wegen ihres Benehmens von heute Nacht bei euch zu entschuldigen. Ich möchte euch aber bitten, ihr nichts nachzutragen, sondern ihr vielmehr bei einem neuen Anfang zu helfen. Schließlich habt ihr sie ganz schön hereingelegt, wenn sie das auch reichlich verdient hatte.“
Das unerwartete Ende dieser langen Rede brachte die Klasse zum Schmunzeln. Frau Jenks hatte also alles erraten – und sie war nicht ärgerlich.
„Einverstanden“, meinte Hilda. „Wir werden so nett zu Else sein, wie wir nur können. Wir haben sie gestern Nacht wirklich hereingelegt – deshalb können wir jetzt großmütig sein!“
Else kam zurück ins Klassenzimmer. Sie hatte versucht, ihrem Gesicht einen freundlicheren Ausdruck zu geben. Höflich reichte sie Frau Jenks die Bücher.
„Vielen Dank, Else“, sagte die Lehrerin und lächelte ihr zu. Die Mädchen bemerkten das Lächeln und beschlossen es Frau Jenks gleichzutun. Es sah ganz so aus, als ob Else wieder in die Klassengemeinschaft aufgenommen werden würde.
Ein aufregender Wettkampf
Rasch vergingen die Tage. Vor den Ferien wurden noch mehrere Handballwettkämpfe ausgetragen. Carla entwickelte sich zu einer der besten Spielerinnen der Klasse. Sie war zwar klein und schmächtig, dafür aber sehr fix.
„Gut, Carla, gut“, rief die Sportlehrerin immer wieder, als sie das Mädchen beim Training beobachtete. „Du hast dich in letzter Zeit enorm gemacht!“
Carla errötete vor Freude. In den vergangenen Wochen hatte sie auf allen Gebieten große Fortschritte gemacht und sie war sehr glücklich darüber. Ihrer Mutter schrieb sie lange Briefe ins Krankenhaus, in
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