Kein Spaß ohne Hanni und Nanni
entlangrennen und die Treppe zu Frau Jenks‘ Zimmer hinaufsteigen.
„Kommt“, flüsterte sie und winkte die anderen herbei. „Sie ist fort. Ich wette, Frau Jenks wird gleich hier sein. Was sie wohl zu Else sagen wird, wenn sie uns friedlich daliegen sieht?“
Die Mädchen zogen hastig ihre Morgenröcke aus und schlüpften zurück in ihre Betten, die noch gemütlich warm waren. Sie kuschelten sich unter die Decken und warteten kichernd auf die kommenden Ereignisse.
Inzwischen klopfte Else an Frau Jenks‘ Tür. Nichts war zu hören. Sie klopfte noch einmal, jetzt lauter. Drinnen im Zimmer knarrte ein Bett und Frau Jenks‘ verschlafene Stimme rief: „Wer ist da? Ist etwas passiert?“
Else öffnete die Tür und trat ein. Frau Jenks knipste ihre Nachttischlampe an. Sie erblickte Else, die mit einem wahrhaft verängstigten Ausdruck vor ihr stand.
„Jemand krank?“, fragte Frau Jenks, sprang aus dem Bett und schlüpfte in ihren Morgenrock. „Los, sag schon!“
„Oh, Frau Jenks – ich fürchte mich so sehr“, stammelte Else und tat verzweifelt. „Alle Mädchen aus meinem Schlafsaal sind verschwunden – alle. Frau Jenks, glauben Sie, man hat sie entführt? Ich hab so große Angst!“
Frau Jenks schnaubte verächtlich. „Meine liebe Else, sei nicht albern! Als ob sieben, acht Mädchen aus deinem Zimmer entführt werden könnten, ohne dass du das Geringste merkst. Nimm doch einmal deinen Verstand zusammen!“
„Aber Frau Jenks, sie sind wirklich nicht mehr da“, sagte Else und schaute die Lehrerin mit großen Augen an. „Wo können sie nur stecken?“
„Carlotta hat doch heute Geburtstag gehabt“, meinte Frau Jenks ärgerlich. „Sie werden feiern! Und du versuchst natürlich ihnen den Spaß zu verderben! Das sieht dir ähnlich!“
„Aber Frau Jenks, daran habe ich nicht einen Augenblick gedacht!“, rief Else und tat sehr erstaunt und beleidigt. „Sie glauben also nicht, dass man sie entführt hat?“
„Jetzt reicht‘s mir aber langsam!“, sagte Frau Jenks, die Else recht gut kannte. „Jetzt muss ich mich wohl um die ganze Sache kümmern – aber du kommst mit mir, deine Mitschülerinnen sollen ruhig merken, wer ihnen den Spaß verdorben hat!“
Das gefiel Else ganz und gar nicht. Sie konnte sich jedoch schwerlich drücken, sie musste Frau Jenks folgen. Zuerst gingen die beiden zu Elses Schlafsaal. Die Mädchen hörten sie kommen und kuschelten sich noch tiefer in ihre Betten. Sie schlossen die Augen und nahmen sich fest vor, nicht zu kichern. Doris gab zwei laute Schnarchtöne von sich.
Frau Jenks knipste das Licht an und schaute sich im Schlafsaal um. All die vermisst gemeldeten Mädchen lagen in ihren Betten und schienen gut zu schlafen. Doris gab wieder einen leichten Schnarchton von sich. Mit einem sehr echt wirkenden Grunzen drehte sie sich dann auf die andere Seite. Frau Jenks beobachtete sie. Doris war wach, darüber bestand kein Zweifel.
Mit äußerster Überraschung und blass vor Schreck starrte Else auf ihre Schulkameradinnen. Sie konnte es einfach nicht fassen. Kaum drei Minuten war sie weg gewesen und jetzt lagen sie wieder in ihren Betten und schienen fest zu schlafen. Hatte sie alles nur geträumt?
„Nun, Else“, sagte Frau Jenks, die sich keinerlei Mühe gab leise zu sein, „du hast mich also Hirngespinsten nachrennen lassen. Ich glaube, wir sollten morgen früh noch einmal über die Sache reden. Ich werde nämlich gar nicht gern nachts aufgeweckt und mit einer erfundenen Entführungsgeschichte belästigt.“
Ohne ein Wort zu sagen, legte sich Else ins Bett. Frau Jenks knipste das Licht aus und verließ den Schlafsaal, wobei sie sich bemühte, das aufkommende Kichern und Wispern nicht zur Kenntnis zu nehmen. Niemand sprach auch nur eine Silbe zu der eingeschüchterten Else. Sie sollte doch selber herausfinden, was geschehen war! Nach einer Weile wurde das Lachen weniger und bald versanken alle in tiefen Schlaf – nur Else wälzte sich wach in ihrem Bett. Sie machte sich große Sorgen, was am nächsten Morgen geschehen würde.
Eigentlich begann der Tag recht lustig. Carlotta näherte sich feierlich Elses Bett und bot ihr ein Stück Geburtstagstorte an. „Du konntest nicht teilnehmen, deshalb haben wir dir etwas aufgehoben“, sagte sie mit einem scheinheiligen Lächeln.
Else brachte vor Erstaunen kein Wort hervor. Sie starrte erst den Kuchen an, dann Carlotta. „Ihr habt also doch gestern gefeiert“, sagte sie endlich. „Wann eigentlich?“
„Als wir
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