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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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aber ja, ich glaube ihm.«
    Ich verließ mich auf Shaunas Menschenkenntnis. Wenn sie sagte, dass man Carlson trauen konnte, war er entweder ein fantastischer Lügner, oder er hatte das abgekartete Spiel durchschaut.
    »Ich versteh es immer noch nicht«, sagte ich. »Was hat das mit der Obduktion zu tun?«
    »Carlson ist zu mir gekommen. Er wollte wissen, was du vorhast. Ich hab ihm nichts gesagt. Aber er hatte deine Schritte zurückverfolgt. Er wusste, dass du Elizabeths Obduktionsbericht angefordert hast, und wollte wissen, warum. Also hat er den Gerichtsmediziner angerufen und sich die Akte geben lassen. Er hatte sie bei sich. Um festzustellen, ob ich ihm weiterhelfen könnte.«
    »Er hat sie dir gezeigt?«
    Sie nickte.
    Meine Kehle war trocken. »Hast du die Fotos der Leiche gesehen?«
    »Es waren keine drin, Beck.«
    »Was?«
    »Carlson meinte, jemand hätte sie gestohlen.«
    »Wer?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Der Einzige, der die Akte sonst noch eingesehen hat, war Elizabeths Vater.«
    Hoyt. Immer wieder Hoyt. Ich sah sie an. »Hast du sonst irgendetwas im Bericht gesehen?«
    Dieses Mal nickte sie etwas zaghafter.
    »Und?«
    »Darin steht, Elizabeth hatte ein Drogenproblem, Beck. Nicht nur, dass sie Drogen in ihrem Körper gefunden haben. Die Tests hätten gezeigt, dass sie regelmäßig über einen langen Zeitraum Drogen genommen hat.«
    »Unmöglich«, sagte ich.
    »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Das allein hätte nicht gereicht, um mich zu überzeugen. Menschen können ihren Drogenkonsum lange verheimlichen. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht so unwahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass sie noch lebt. Vielleicht waren die Testergebnisse falsch, oder sie haben sie falsch interpretiert. So was in der Art. Da würde man schon was finden. Irgendeine Erklärung gibt es immer, stimmt’s?«
    Ich fuhr mit der Zunge über meine Lippen. »Und wofür gab es keine?«, fragte ich.
    »Ihre Größe und ihr Gewicht«, sagte Shauna. »Laut Bericht war Elizabeth eins sechzig groß und rund fünfundvierzig Kilo schwer.«
    Noch ein Tiefschlag. Meine Frau war knapp eins fünfundfünfzig groß und wog gut fünfzig Kilo. »Das passt ja überhaupt nicht«, sagte ich.
    »Ganz und gar nicht.«
    »Sie lebt, Shauna.«
    »Vielleicht«, gestand sie ein, und ihr Blick wanderte in Richtung Küche. »Aber da wäre noch etwas.«
    Shauna drehte sich um und rief nach Linda. Linda trat in den Türrahmen und blieb dort stehen. Plötzlich wirkte sie sehr klein. Sie rang die Hände und wischte sie an ihrer Schürze ab. Verwirrt sah ich meine Schwester an.
    »Was ist?«, fragte ich.
    Linda berichtete. Sie erzählte von den Bildern, davon, wie Elizabeth mit der Bitte zu ihr gekommen war, sie zu fotografieren, und wie bereitwillig sie Brandon Scopes Geheimnis für sich behalten hatte. Sie beschönigte nichts und versuchte auch nicht, sich zu rechtfertigen, doch das war wohl auch gar nicht nötig. Sie stand einfach da, breitete die ganze Geschichte vor mir aus und wartete auf den unvermeidlichen Schlag. Ich hörte mit gesenktem Kopf zu. Ich konnte sie nicht ansehen, verzieh ihr aber sofort. Wir haben alle unsere Schwachpunkte. Alle.
    Ich wollte sie umarmen und sagen, dass ich Verständnis für ihr Verhalten hätte, aber das gelang mir dann doch nicht. Als sie fertig war, nickte ich bloß und sagte: »Danke, dass du mir das erzählt hast.«
    Mit diesen Worten war sie gewissermaßen entlassen. Linda verstand und ging. Shauna und ich saßen fast eine ganze Minute schweigend nebeneinander.
    »Beck?«
    »Elizabeths Vater hat mich belogen«, sagte ich.
    Sie nickte.
    »Ich muss mit ihm reden.«
    »Er hat dir schon beim ersten Mal nichts gesagt.«
    Das stimmt allerdings, dachte ich.
    »Glaubst du, diesmal wird es anders?«
    Geistesabwesend tätschelte ich die Glock in meinem Hosenbund. »Möglich.«

    Carlson wartete im Flur auf mich. »Dr. Beck?«
    Am anderen Ende der Stadt stellte sich die Generalstaatsanwaltschaft gerade der Presse. Die Reporter nahmen Feins verschlungene Erläuterungen über meine Rolle in der Angelegenheit natürlich skeptisch auf.
    Es wurden viele Rückzieher gemacht, der schwarze Peter wurde anderen zugeschoben und so weiter. Doch dadurch wurde das Ganze eigentlich nur noch verworrener. Und je verworrener, desto besser. Das entstandene Durcheinander zog dann ausführliche Richtigstellungen, Klarstellungen, Erläuterungen und diverse andere -ungen nach sich. Weder die Presse noch ihr Publikum lassen sich für solche

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