Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
komplizierten Erzählstrukturen begeistern.
    Wahrscheinlich wäre Mr Fein trotzdem nicht so glimpflich davongekommen, hätte die Generalstaatsanwaltschaft nicht zufällig dieselbe Pressekonferenz dazu genutzt, Anklage gegen mehrere zentrale Mitglieder der Stadtverwaltung zu erheben und dabei die Bemerkung fallen zu lassen, dass die Tentakel der Korruption - diese Formulierung ist von ihnen - womöglich bis ins Büro des Bürgermeisters reichten. Die Medien, ein Organismus, dessen Aufmerksamkeitsspanne etwa der eines mit Schokolade abgefüllten Zweijährigen entspricht, stürzten sich augenblicklich auf das neue Spielzeug und beförderten das alte mit einem Tritt unters Bett.
    Carlson kam auf mich zu. »Ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    »Jetzt nicht«, wehrte ich ab.
    »Ihr Vater besaß eine Pistole.«
    Ich stand wie angewurzelt da. »Was?«
    »Stephen Beck, Ihr Vater, besaß eine 38er Smith and Wesson. Aus der Registrierung geht hervor, dass er sie nur wenige Monate vor seinem Tod gekauft hat.«
    »Was soll das denn jetzt wieder?«
    »Ich nehme an, dass Sie diese Waffe geerbt haben. Trifft das zu?«
    »Ich rede nicht mit Ihnen.« Ich drückte auf den Fahrstuhlknopf.
    »Wir haben die Waffe«, sagte er. Ich sah ihn verdutzt an. »Sie war in Sarah Goodharts Schließfach. Zusammen mit den Fotos.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. »Warum haben Sie mir das nicht längst erzählt?«
    Carlson sah mich mit einem schiefen Lächeln an.
    »Ach so, klar. Bis vor kurzem war ich ja noch der Schurke«, sagte ich. Dann wandte ich mich demonstrativ ab und fügte hinzu: »Ich weiß nicht, wieso das eine Rolle spielt.«
    »Doch, das wissen Sie.«
    Wieder drückte ich auf den Fahrstuhlknopf.
    »Sie haben mit Peter Flannery gesprochen«, fuhr Carlson fort. »Sie haben nach dem Brandon-Scope-Mord gefragt. Ich wüsste gern, warum.«
    Dieses Mal nahm ich meinen Daumen nicht mehr vom Fahrstuhlknopf, sondern hielt ihn gleich gedrückt. »Haben Sie irgendwas mit den Fahrstühlen angestellt?«
    »Ja. Was wollten Sie von Peter Flannery?«
    Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Ich hatte eine Idee, die allerdings schon unter normalen Voraussetzungen nicht ungefährlich war. Shauna vertraute diesem Mann. Vielleicht konnte ich das auch tun. Zumindest ein bisschen. Genug. »Weil wir beide denselben Verdacht haben«, sagte ich.
    »Und worin besteht der?«
    »Wir fragen uns, ob KillRoy meine Frau umgebracht hat.«
    Carlson verschränkte die Arme vor der Brust. »Und was hat Peter Flannery damit zu tun?«
    »Sie haben meine Schritte zurückverfolgt, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Dasselbe wollte ich bei Elizabeth tun. Nach acht Jahren. In ihrem Terminkalender habe ich Flannerys Initialen und seine Telefonnummer gefunden.«
    »Verstehe«, meinte Carlson. »Und was haben Sie von Mr Flannery erfahren?«
    »Nichts«, log ich. »Es war eine Sackgasse.«
    »Oh, das halte ich aber für ausgesprochen unwahrscheinlich«, sagte Carlson.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Kennen Sie sich mit Schusswaffenspuren aus?«
    »Nur aus dem Fernsehen.«
    »Lassen Sie es mich ganz kurz zusammenfassen: Jede Waffe hinterlässt auf den aus ihr abgefeuerten Geschossen charakteristische Spuren. Kratzer, Rillen und so weiter, die sich der Waffe eindeutig zuordnen lassen. Wie Fingerabdrücke bei einem Menschen.«
    »So weit war mir das auch klar.«
    »Nach Ihrem Besuch in Flannerys Kanzlei habe ich die 38er testen lassen, die wir in Sarah Goodharts Schließfach gefunden haben. Wissen Sie, was dabei rausgekommen ist?«
    Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich es wusste.
    Carlson ließ sich Zeit und sagte dann: »Mit der Pistole Ihres Vaters, die Sie nach seinem Tod geerbt haben, wurde Brandon Scope erschossen.«
    Eine Tür öffnete sich und eine Mutter trat mit ihrem Sohn in den Flur. Der Teenager quengelte herum und ließ in pubertärem Trotz die Schultern hängen. Die Mutter hatte die Lippen geschürzt und kam mit hoch erhobenem Kopf in einer Davon-will-ich-nichts-hören-Haltung auf uns zu. Carlson murmelte etwas in sein Walkie-Talkie. Wir traten von den Fahrstühlen zurück und maßen einander mit starren Blicken.
    »Agent Carlson, halten Sie mich für einen Mörder?«
    »Wenn ich ganz ehrlich sein soll«, erwiderte er, »bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    Ich fand diese Antwort seltsam. »Sie wissen natürlich, dass ich nicht verpflichtet bin, mit Ihnen zu reden. Genau genommen könnte ich auf der Stelle Hester Crimstein anrufen und alles, was Sie mir hier zu entlocken versuchen, in

Weitere Kostenlose Bücher