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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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zurück.«
    Elizabeth schloss die Augen.
    Shauna fragte: »Was ist passiert?«
    »Ich hätte nicht zurückkommen dürfen.«
    »Das sagtest du schon.«
    Elizabeth fing an, auf ihrer Unterlippe herumzukauen. Dann: »Ich muss weg.«
    »Du kannst nicht weg«, sagte Shauna.
    »Was?«
    »Du kannst nicht noch einmal weglaufen.«
    »Wenn ich hier bleibe, stirbt er.«
    »Dann ist er schon tot«, gab Shauna zurück.
    »Du verstehst das nicht.«
    »Brauch ich auch nicht. Wenn du jetzt wieder verschwindest, überlebt er das nicht. Ich habe acht Jahre darauf gewartet, dass er über deinen Tod hinwegkommt. So läuft das nämlich normalerweise. Alte Wunden verheilen. Das Leben geht weiter. Bei Beck war das anders.« Sie trat einen Schritt näher an Elizabeth heran. »Ich kann dich nicht wieder gehen lassen.«
    Beide hatten Tränen in den Augen.
    »Warum du abgehauen bist, ist mir egal«, sagte Shauna und kam noch näher. »Wichtig ist nur, dass du wieder da bist.«
    »Ich kann nicht bleiben«, widersprach Elizabeth matt.
    »Du musst.«
    »Selbst wenn das sein Tod ist?«
    »Ja«, sagte Shauna, ohne zu zögern. »Selbst dann. Und du weißt, dass ich Recht habe. Darum bist du ja hier. Du weißt, dass du nicht wieder verschwinden kannst. Und du weißt auch, dass ich dich nicht weg lasse.«
    Shauna trat noch einen Schritt näher an sie heran.
    »Ich kann nicht ewig fliehen«, sagte Elizabeth leise.
    »Ich weiß.«
    »Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.«
    »Ich auch nicht. Aber Flucht steht diesmal nicht zur Debatte. Erklär es ihm, Elizabeth. Er wird dich verstehen.«
    Elizabeth sah sie an. »Weißt du, wie sehr ich ihn liebe?«
    »Ja«, nickte Shauna. »Ich weiß.«
    »Ich will nicht schuld sein, wenn er noch mehr durchmachen muss.«
    Shauna sagte: »Zu spät.«
    Sie waren keinen halben Meter mehr voneinander entfernt. Shauna wollte sie umarmen, traute sich aber nicht.
    »Kannst du ihn irgendwie erreichen?«, fragte Elizabeth.
    »Ja, er hat mir eine Handy-Nummer …«
    »Sag ihm Dolphin. Ich bin heute Abend da.«
    »Ich habe keine Ahnung, was das heißen soll.«
    Elizabeth schob sich schnell an ihr vorbei, öffnete die Toilettentür, schaute kurz hinaus und trat auf den Flur. »Er weiß schon, was ich meine«, sagte sie. Dann war sie verschwunden.

41
    Wie üblich saß ich mit Tyrese auf dem Rücksitz. Der Morgenhimmel war grabsteinfarben, aschgrau. Nachdem wir die George Washington Bridge überquert hatten, sagte ich Brutus, wo er abbiegen sollte. Tyrese musterte mein Gesicht durch seine Sonnenbrille. Schließlich fragte er: »Wohin fahren wir?«
    »Zu meinen Schwiegereltern.«
    Tyrese sah mich weiter fragend an.
    »Mein Schwiegervater ist ein New Yorker Cop«, fügte ich hinzu.
    »Wie heißt er?«
    »Hoyt Parker.«
    Brutus lächelte. Tyrese ebenfalls.
    »Kennen Sie ihn?«
    »Yeah. Hab selbst noch nicht mit dem Mann gearbeitet, aber der Name ist bekannt.«
    »Was heißt mit dem Mann gearbeitet?«
    Tyrese tat meine Frage mit einer kurzen Handbewegung ab. Wir verließen die Stadt. Die letzten drei Tage hatten einige aberwitzige Erfahrungen mit sich gebracht - mit zwei Drogenhändlern in einem Wagen mit verspiegelten Scheiben durch das Viertel zu fahren, in dem ich aufgewachsen war, konnte man als eine weitere verbuchen. Ich gab Brutus noch ein paar Mal die Richtung an, dann hielten wir vor dem erinnerungsschwangeren zweigeschossigen Haus in der Goodhart Road.
    Ich stieg aus. Brutus und Tyrese machten sich aus dem Staub. Ich ging zur Tür, drückte auf den Klingelknopf und lauschte dem langen Ton. Die Wolken wurden dunkler. Ein Blitz zerteilte den Himmel. Ich drückte noch einmal auf die Klingel. Schmerz durchzuckte meinen Arm. Von der gestrigen Folter und Überbelastung tat mir immer noch alles weh. Einen Augenblick lang fragte ich mich, was geschehen wäre, wenn Tyrese und Brutus mir nicht geholfen hätten. Dann verdrängte ich diesen Gedanken mit aller Macht.
    Schließlich hörte ich Hoyts Stimme: »Wer ist da?«
    »Beck«, sagte ich.
    »Die Tür ist offen.«
    Ich griff nach dem Knauf. Kurz bevor ich das Messing berührte, hielt ich inne. Komisch. Ich war in meinem Leben unzählige Male hier gewesen, konnte mich aber nicht daran erinnern, dass Hoyt jemals gefragt hatte, wer an der Tür war. Er gehörte zu den Menschen, die es vorzogen, anderen in die Augen zu sehen. Hoyt Parker versteckte sich nicht. Er hatte vor nichts und niemandem Angst, und das würde er verdammt noch mal mit jedem Schritt, den er tat, beweisen. Wenn jemand

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