Kein Tod wie der andere
ebenfalls wieder seine charmante Art an den Tag gelegt. Buhle fragte sich, ob der Umgangston in Luxemburg grundsätzlich so freundlich war.
»Wie genau wollen Sie das haben?« Dr. Carina Schneider fragte das ohne jegliche Arroganz.
»Ich nehme an, Sie arbeiten sehr wissenschaftlich. Wenn Sie es also möglichst allgemein verständlich und kurz beschreiben könnten.«
»Gerne. Unsere Forschungsbereiche umfassen die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Körpers gegen infektiöse Krankheiten. Wir beschäftigen uns mit neuen Strategien gegen Viruserkrankungen, aber auch gegen die schädigende Wirkung von Umwelteinflüssen. Und wir haben eine Gruppe von Wissenschaftlern, die sich mit dem Zusammenwirken von Immun- und Nervensystem befasst.«
»Betreiben Sie auch Stressforschung?«, fragte Buhle. Er hatte mit Ducard vereinbart, dass er diesmal aktiver an der Befragung teilnehmen sollte, weil er vorher direkt mit Bonitzer gesprochen hatte.
»Ja, das gehört mit zum letztgenannten Aufgabengebiet. Stress führt häufig zu einer Schwächung des Immunsystems, wie jeder von uns wohl schon einmal gemerkt hat.«
»Über Viruserkrankungen forschen Sie auch?«
»Eigentlich mehr über die Reaktion darauf oder besser: die Abwehrreaktionen des menschlichen Körpers. Wir haben noch ein anderes Institut, das sich mit der Biologie von Viren, der Virusdiagnostik, Virusepidemien und der Vorbeugung von Viruserkrankungen befasst.«
»Aber ich nehme an, die beiden Institute arbeiten eng zusammen.«
»Natürlich tauschen wir uns aus. Teilweise nutzen wir ja auch die Labore im Gebäude des Institutes für Virologie.«
»Arbeiten Sie auch mit anderen Forschungseinrichtungen zusammen?«
»Sicher, weltweit.«
»Können Sie uns da Beispiele nennen?«, hakte Buhle nach.
»Zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation, die Universitäten in Homburg und Rotterdam, das Robert-Koch-Institut in Berlin, aber auch mit verschiedenen Firmen, die in diesem Bereich forschen.«
»Auch mit der Universität Trier?«
Es war das erste Mal, dass Dr. Carina Schneider hellhörig zu werden schien. Dennoch antwortete sie äußerst zuvorkommend. »Ja, auch mit der Uni Trier, und zwar mit der Abteilung für Psychobiologie. Professor Frantz leitet auch dort die Abteilung.«
»Wie können wir uns diese Zusammenarbeit vorstellen?«
»Nun, da Professor Frantz dort unterrichtet, ergibt sich eine Zusammenarbeit eigentlich von selbst. In Trier lehrt er das Fach, in Luxemburg betreut er dann Doktoranden, die hier forschen.«
»Könnten wir mit diesen Doktoranden sprechen?«
»Sicherlich, aber darf ich erfahren, um was es eigentlich geht?« Die Wissenschaftlerin schaute jetzt wieder Ducard an, als ob sie erwartete, nur der heimische Kommissar würde das beantworten können.
»Ja, das dürfen Sie. Sie haben vielleicht von dem Mord an einer Frau am Grenzfluss Sauer gehört. Es gibt Verbindungen zwischen ihrem Ehemann und der Virusforschung in Luxemburg, denen wir nachgehen müssen.«
»Nein, ich habe nichts davon gehört. Wann war das?«
»Am vergangenen Donnerstag.«
Sie schüttelte leicht den Kopf. »Ich war übers Wochenende nicht hier in der Gegend. Wahrscheinlich habe ich deshalb nichts davon mitbekommen. Können Sie mir auch sagen, welche Verbindungen zu uns Sie vermuten?«
»Der Ehemann, Alexander Altmüller, war Journalist. Er hat zu Ihren Forschungsthemen Recherchen betrieben.«
»Warum war er Journalist?« Dr. Schneider betonte die Vergangenheitsform und schien sich langsam bewusst zu werden, dass die Befragung einen deutlich ernsteren Hintergrund hatte als ein reines Interesse an der Arbeit ihres Institutes.
»Er ist auch verstorben, allerdings schon vorher und durch einen Verkehrsunfall.«
»Und Sie glauben nicht, dass es ein Unfall war.«
Diese mehr feststellende Frage überraschte nun die beiden Polizisten. Ducard antwortete entsprechend zögerlich: »Wir haben bislang noch keine anderen Anhaltspunkte. Kannten Sie Herrn Altmüller?«
»Nein, nicht persönlich. Ich habe aber von einem deutschen Journalisten gehört, der bei den Kollegen der Virologie merkwürdige Fragen gestellt hatte. Wahrscheinlich fragen Sie am besten dort nach.« Sie machte eine Pause und schien nachzudenken.
»Fällt Ihnen noch etwas zu Herrn Altmüller ein?« Wieder schaltete sich Buhle ein. Anscheinend brauchte die Frau noch ein bisschen Bedenkzeit. Er verständigte sich mit Ducard durch einen Blickwechsel, und beide ließen ihr Zeit. Als ihm die Pause zu lang
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