Kein Tod wie der andere
wurde, fragte Buhle nach: »Hatte er vielleicht auch mit Herrn Professor Frantz gesprochen oder mit jemand anderem?«
»Das kann gut sein. Professor Frantz hat einmal so etwas erwähnt, und ich habe wenig später einen fremden Mann im Gespräch mit ihm gesehen.«
Ducard holte sein Smartphone heraus und lud ein Foto von Altmüller.
»War es dieser Mann?«
»Ja.«
»Und was macht Sie daran so nachdenklich? Frau Schneider, machen Sie es doch bitte nicht ganz so spannend.« Ducard wurde jetzt erheblich nachdrücklicher.
»Ich weiß nicht, ob ich …« Zum ersten Mal während des Gesprächs wirkte Carina Schneider unsicher. »Ich glaube, ich habe Herrn Altmüller später noch einmal gesehen, allerdings in Begleitung.« Die zwei Augenpaare, die beharrlich auf ihr ruhten, machten ihr offenkundig deutlich, dass sie schon zu viel gesagt hatte, um jetzt einfach schweigen zu können. »Ich habe Herrn Altmüller mit einer unserer Doktorandinnen gesehen.«
»Mit einer ihrer Doktorandinnen aus der Stressforschung?« Buhle hatte einen Moment gebraucht, bis sich die verblüffende Vorahnung in sein Bewusstsein geschlichen hatte.
»Ja.«
»Nanette Bonitzer?«
Die Wissenschaftlerin sah Buhle lange an. Er merkte, wie ihr bewusst wurde, weswegen die Polizisten eigentlich gekommen waren. Dann nickte sie.
Viel mehr, als dass sie die beiden Hände haltend in einem Café in Esch-sur-Alzette gesehen hatte und Nanette Bonitzer zurzeit bis Ende der Woche krankgeschrieben war, konnte Carina Schneider nicht berichten. Doch die Erkenntnis, dass sich Altmüller und Bonitzer kannten, löste in den beiden Kommissaren ein kleines Beben aus.
Die Ergebnisse aus dem Gespräch mit dem Leiter des Institutes für Virologie, Dr. Bernard Barthel, erschien demgegenüber fast nebensächlich – aber nur zunächst. Alexander Altmüller hatte am Anfang vorgegeben, über die aktuellen Entwicklungen im luxemburgischen Gesundheitswesen eine Reportage schreiben zu wollen. Doch während mehrerer Gespräche hatte sich zusehends herauskristallisiert, dass er die Virusforschung des Institutes aufs Korn nehmen wollte.
»Irgendwann hat er dann gefragt, ob wir auch Biowaffen erforschen würden.« Bernard Barthel schien immer noch empört über die Frage zu sein.
»Und, tun Sie das?«
Der Wissenschaftler reagierte entgeistert auf Ducards Nachfrage: »So ein Quatsch. Was sollten wir mit biologischen Kampfstoffen zu tun haben! Wir sind hier eine Gesundheitsbehörde und keine militärische Einrichtung. Wie kommen Sie auf eine solche Abwegigkeit?«
»Es könnte ja sein, dass Sie nur Grundlagenforschung betreiben, die dann vielleicht militärisch genutzt werden kann.«
»Biologische Waffen sind geächtet, und zwar zu Recht. Glauben Sie, dass ein fast militärfreier Staat wie Luxemburg sich an so was auch nur indirekt beteiligen würde?«
»Und wenn es nur um die Abwehr von Biowaffen geht, möglicherweise infolge von terroristischen Anschlägen?«
Der Institutsleiter schien zu zögern und klang nun deutlich weniger energisch. »Nein, wir arbeiten nicht in diesem Bereich.«
»Sie arbeiten hier also mit keinem Stoff oder Material, das im Zusammenhang mit biologischen Waffen stehen kann?«
Wieder zögerte Barthel. »So absolut kann man es wohl nicht formulieren.« Er hatte langsam und etwas gedehnt gesprochen. »Wir forschen manchmal an Viren, die grundsätzlich auch in biologischen Waffen einsetzbar sein könnten. Aber das beschränkt sich auf … Grundlagenforschung.« Er blickte von Ducard zu Buhle und wieder zurück. »Wir haben eine ganz andere Forschungsausrichtung«, bemühte er sich schnell hinzuzufügen.
»Könnte Altmüller das anders gesehen haben?«
»Offenbar. Aber ich habe das überhaupt nicht verstanden, weil das so weit weg von meiner Vorstellungskraft lag.«
»Haben Sie denn Altmüller von Ihrer Forschung erzählt?«
»Nein.« Dr. Bernard Barthel schien sich wieder gefangen zu haben. »Nein, natürlich nicht. Er hatte nicht danach gefragt. Außerdem würden wir Details zu Forschungsprogrammen nicht an Journalisten weitergeben.«
»Hat Altmüller mit anderen Institutsangehörigen gesprochen?«
»Ich war sein einziger offizieller Ansprechpartner, und es bestand die klare Order, dass er sich an mich zu wenden hatte. Wenn er mit Mitarbeitern geredet hat, war ich immer dabei.«
Bis dahin hatte Ducard das Gespräch geführt. Nun setzte Buhle es fort. »Mit welchen Viren, die als biologische Kampfstoffe geeignet sind, haben Sie denn
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