Kein Tod wie der andere
gerade für Hannah.«
Gerhardts hatte ihm die ganze Zeit gegenübergestanden und grinste ihm jetzt respektvoll zu. Buhle verdrehte leicht die Augen.
»Frau Sobothy? Danke, dass Sie doch an den Apparat kommen konnten.«
»Ich befürchte, Sie wären sonst hierhergekommen.« Die Antwort kam ohne Vorwurf, und Buhle ahnte, dass die junge Journalistin dabei sogar ein wenig lächelte.
»Da befürchten Sie richtig. Ich habe vorerst nur zwei Fragen: Sind Sie sicher, dass Altmüller von einem Institut für Virologie sprach und nicht von einem für Immunologie?«
»Ja, seine Recherchen hatten das virologische Institut in Luxemburg zum Ziel, ein Institut für Immunologie taucht nicht unmittelbar im Zusammenhang damit auf.«
»Aber in einem anderen Zusammenhang schon?«
»Es war einmal ganz am Anfang erwähnt, allerdings so verklausuliert, dass ich es nicht verstanden habe.«
»Gut, treffen wir uns heute Abend?«
»Wenn nichts dazwischenkommt. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich zu Hause bin. Am besten treffen wir uns wieder dort. Sie kennen ja den Weg.«
»Ich rechne mit Ihnen, Frau Sobothy. Bitte.«
»Bis dann.«
Kommissar Buhle hatte mit seinem luxemburgischen Kollegen Ducard abgeklärt, dass sie während des Termins im Gesundheitslabor zweigleisig fahren würden. Während sie beide die Befragungen durchführten, sollte Gerhardts das Umfeld sondieren. Buhle vermutete, dass die Institutsleiter, mit denen sie sich verabredet hatten, erst einmal nicht viel Aufhebens um den Polizeibesuch machen würden. Aber spätestens mit ihrem Eintreffen würde es sich sicherlich schnell herumsprechen. So mancher Täter hatte in einer solchen Situation schon die Nerven verloren oder zumindest auffällig reagiert. Zu zweit hätten sie mitten in einer Befragung keine Chance, dies zu bemerken.
Da die Pathologie derselben Gesundheitsorganisation angehörte wie die beiden Institute für Immunologie und Virologie, hatten Buhle und Ducard den gleichen Treffpunkt wie beim Termin mit Josette John gewählt. Die beiden deutschen Polizisten waren allerdings überrascht, dass Henri Ducard sie diesmal nicht in das weit über hundert Jahre alte, repräsentative Hauptgebäude des Staatslabors führte, sondern auf einen Platz neben dem Stadion Achille Hammerel auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Hier waren auf beiden Seiten des Verwaltungsgebäudes zwei Containerhäuser errichtet worden. Ducard erklärte den Kollegen, dass das Laboratoire National de Santé wegen der wachsenden Aufgaben aus allen Nähten platzte. Deshalb habe man vor drei Jahren mit dem Bau neuer Gebäude in einer auf Gesundheits- und Umwelttechnologien spezialisierten Aktivitätszone in Düdelingen begonnen. Doch bis der Umzug im übernächsten Jahr erfolgen könne, hatte man hier und im Innenhof beim Haupthaus mehr Raum durch diese Wohncontainer geschaffen. Buhle hatte Ducard bislang in keiner Weise als überheblich erlebt. Doch in seinen Worten klang deutlich mit, dass er diese Zwischenlösung als unwürdig für das Großherzogtum Luxemburg ansah.
Gerhardts hatte sich bereits von seinen beiden Kollegen abgesetzt und sich in Anbetracht der übersichtlichen Gebäudegröße für einen Beobachtungsplatz im Eingangsbereich eines Nachbargebäudes entschieden.
Beim Betreten des Eingangscontainers über eine Metalltreppe bemerkte Ducard, dass der Institutsleiter Professor Robert Frantz in dieser Woche auf einer Tagung im Ausland sei.
»Ja, und auf wen treffen wir jetzt?« Buhle war ein wenig verärgert, dass sein Kollege erst jetzt damit rausrückte, dass sie dem Doktorvater von Nanette Bonitzer gar nicht begegnen würden.
»Frau Dr. Carina Schneider. Sie ist wohl so etwas wie die rechte Hand des Professors und im Gegensatz zu ihm Deutsche.«
Eine höfliche Dame in einem kleinen Raum am Eingangsflur wies ihnen den Weg zu Dr. Schneider. Die junge Wissenschaftlerin, die vielleicht Anfang dreißig war, empfing sie ebenso freundlich in ihrem durch Regal und einen Schreibtisch fast vollständig gefüllten Büro. Es war offensichtlich, dass die beiden Stühle extra für die Polizisten bereitgestellt worden waren.
»Entschuldigen Sie die begrenzten räumlichen Möglichkeiten, die wir hier haben. Aber wir arbeiten in einem Dauerprovisorium, wie Sie sehen. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Vielen Dank für die Zeit, die Sie uns einräumen. Zunächst einmal wäre es für uns sehr hilfreich, wenn Sie uns kurz die Aufgaben Ihres Institutes beschreiben könnten.« Ducard hatte
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