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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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zwei Tage später wurden die Viren von unserem Laborleiter ordnungsgemäß vernichtet. Unsere Genehmigung ging nur bis Ende März.«
    »Anne Altmüller ist am 3. April gestorben, also keine zwei Wochen später. Wie lang ist die Inkubationszeit bei dem Virus?«
    Der Institutsleiter war nun aschfahl. Seine Lippen zitterten leicht, aber unübersehbar. »Es ist unmöglich. Hier kommt keiner in die Labore. Wir hatten keinen Einbruch, es wurden keine Unregelmäßigkeiten gemeldet. Hören Sie: Altmüller kann nicht an den Virus gekommen sein.«
    »Herr Dr. Barthel«, Ducard wusste selbstverständlich, was nun zu tun war. »Wir brauchen von Ihnen eine Liste aller Mitarbeiter, die mit dem Virus gearbeitet haben und die Zutritt zu diesem Sicherheitslabor hatten. Wie heißt das noch mal?«
    » BSL -3-Labor.«
    »Ja, eben. Aber bitte reden Sie mit keinem darüber«, forderte Ducard. »Wird die Anwesenheit in dem Labor registriert?«
    »Ja, die Zugangskontrolle erfolgt über einen personifizierten Chip, der von dem Lesegerät neben der Tür gelesen wird und dessen Daten gespeichert werden. Es wird somit festgehalten, wer wann das Labor betritt.«
    »Gut, besorgen Sie uns die Daten, am besten für die letzten eineinhalb Jahre.«
    »Ich weiß nicht, ob die so lange gespeichert werden, aber ich werde es natürlich veranlassen.«
    »Wo kann man Blutproben auf diese Viren untersuchen lassen?«, fragte Buhle. Trotz der inneren Anspannung versuchte er, ruhig zu bleiben.
    Der Institutsleiter war wegen der Frage sichtlich irritiert, antwortete aber dennoch direkt: »Wir haben die Diagnostik dazu, und auch verschiedene Institute in Deutschland und in Frankreich.«
    »Geben Sie uns bitte eine Liste mit den jeweiligen Kontaktdaten.« Buhle zögerte, fragte dann aber doch: »Eines würde ich noch ganz gerne wissen: Warum erforscht man hier Viren, die nur auf einem anderen Kontinent vorkommen?«
    »Wir haben versucht, die molekularen Mechanismen und die durch eine Virusinfektion ausgelösten zellulären Veränderungen aufzuklären, zum Beispiel die Aktivierung des zellulären Immunsystems.«
    »Aber warum interessiert uns das in Europa?«
    »Der Klimawandel. Durch den Klimawandel etablieren sich hier vielleicht die Überträger der Viren. Es könnten sich dann endemische Zyklen zwischen Überträgern und Reservoirwirten stabilisieren. Das Ganze wird noch unterstützt durch den globalisierten Handel und transkontinentalen Güterverkehr inklusive lebender Tiere. Damit ist ein solches Szenario zumindest theoretisch möglich. Auch aus diesem Grund ist es sinnvoll, die molekularen Zusammenhänge zwischen Virus und Wirtsorganismen zu erforschen. Es ist Grundlagenforschung, damit wir im Falle einer Epidemie in der Lage sind, sie schneller bekämpfen zu können. Die Forschung geschieht aus Gründen der Vorsorge.«
    Dr. Bernard Barthel selbst schien davon nicht mehr ganz überzeugt zu sein.

29
    Luxemburg; Mittwoch, 15.   Juni
    Mario Reno hatte seinem Chef die angefragten Informationen durchgegeben. Anschließend hatte er sich für Minuten nicht mehr bewegt, bis ihn eine Kollegin gefragt hatte, was denn los sei. Er hatte abgewiegelt und war in den Hof gegangen, um zu rauchen. Auch da verharrte er wieder, nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Bei seiner dritten Zigarette sah er die beiden Fremden aus dem Hintereingang herauskommen und erschrak regelrecht. Reflexartig drehte er sich weg. Erst als sie sich einige Meter entfernt hatten, schaute er ihnen möglichst unauffällig hinterher. Sahen so Polizisten aus? So ganz normal?, fragte er sich. Er schmiss die Zigarette weg, obwohl er nur zwei Züge genommen hatte, und ging wieder ins Haus. Sie brauchten ihn hier nicht zu sehen. Das war ihm schon einmal zum Verhängnis geworden.
    Im Institut hielt er nun die Ohren auf und fragte die Kollegen, die sonst immer alles sahen und wussten. Doch diesmal hatte keiner mitbekommen, was die beiden Männer wollten. Es schien sie auch keiner wirklich beachtet zu haben. Den meisten waren augenscheinlich der nahe Sommerurlaub und die Urlaubziele der Kollegen wichtiger. Er ging in Gedanken noch einmal alles durch, was seit Anfang des letzten Jahres passiert war.
    Eigentlich konnte man ihm nichts anhaben. Wenn dieser profilierungssüchtige Kerl wie vereinbart alle Informationen ausschließlich intern verwendete, konnte man ihm selbst nichts ankreiden. Der verfluchte Journalist war tot. Er dachte an diesen Abend zurück. Hätte er es anders lösen können?

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