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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Ich denke, es ist sicher nicht einfach für dich.« Zoé hatte sich schon wieder von ihm abgewandt und mit einem Stift an einer Zeichnung weitergemalt. Buhle sah kurz zu seiner Kollegin, die ihm signalisierte, weiterzumachen. »Und dann möchte ich dir noch sagen, wie unendlich traurig ich über das bin, was deiner Mutter zugestoßen ist. Es tut mir sehr, sehr leid.«
    Zoé hatte wieder von ihrem Bild aufgeschaut. Es schien Buhle, als ob das Mädchen in seinen Augen zu lesen versuchte, wie ernst es ihm mit dieser Beileidsbekundung war. Dann widmete sie sich wieder ihrem Bild. Buhle kam es vor, als ob sie mit dem, was sie bei ihm vorgefunden hatte, zufrieden war. Ohnehin schien von den drei Erwachsenen eine ganz starke Anspannung auszugehen, während die Achtjährige ruhig, fast ausgeglichen wirkte.
    »Zoé, erinnerst du dich noch an den Tag, als du deine Mutter das letzte Mal gesehen hast?« Zoé zeichnete weiter und nickte dabei ganz leicht mit dem Kopf. »Ist dir da an deiner Mutter etwas aufgefallen? Hat sie etwas gemacht, was sie sonst nicht getan hat, oder hat sie mit jemanden gesprochen?«
    Zoé suchte aus ihrem Stapel von Bildern zwei heraus. Auf dem einen weinte ihre Mutter und war umgeben von ganz vielen beschriebenen Seiten. Auf dem anderen schien sie wütend zu sein, aber es waren keine weiteren Dinge um sie herum abgebildet.
    »Deine Mutter hat ganz viele Seiten gelesen und dabei geweint?« Wieder stimmte Zoé stumm zu. »Und dann war sie aber auch sehr wütend? Weißt du, auf wen?« Zoé zuckte einmal mit ihren schmalen Schultern. »Deine Mutter war traurig und wütend. Und dann ist sie weggefahren. Hat sie dir gesagt, wohin?« Zoé nickte. »Kannst du mir sagen, wohin sie gefahren ist?«
    »Zu jemandem, den Papa gut kannte. Sie wollte gleich wiederkommen.« Zoé hatte leise und ohne Betonung gesprochen. Dennoch musste Buhle kurz die Luft anhalten. Es war das erste Mal, dass er Zoés Stimme gehört hatte.
    »War sie denn immer noch wütend, als sie losgefahren ist?«
    »Ja, sehr.«
    »Und was ist dann passiert, als deine Mama weg war?«
    Zoé hatte jetzt aufgehört zu malen, und ihr Blick wanderte langsam zu Nicole Huth-Balzer, die ihr zustimmend zulächelte.
    »Dann kam der Mann in unser Haus.« Nachdem Zoé das gesagt hatte, presste sie ihre Lippen fester aufeinander als zuvor.
    »Kanntest du den Mann?« Sie schüttelte den Kopf. »Kannst du ihn mir beschreiben?«
    Wieder suchte sie in ihrem Stapel und zog gleich mehrere mit Wasserfarben gemalte Bilder hervor. Zwei waren sehr unklar und wild, weitere zwei waren schon genauer. Buhle erkannte, dass auf allen Darstellungen ein Flur abgebildet war, in dem ein Mann sich aufhielt.
    »Du hast einen Mann dort gesehen, und der hat etwas gesucht, stimmt das?«
    »Ja.«
    »Weißt du, wo er gesucht hat?«
    »Unten, überall. Ich …« Sie zögerte, und es war für Buhle spürbar, dass es sie große Überwindung kostete weiterzureden. »Ich hatte Angst, dass er hochkommen würde, und habe mich in meinem Zimmer versteckt.«
    »Kannst du den Mann denn noch etwas genauer beschreiben?«
    Zoé schob die Bilder auseinander. Zuunterst lag eine Zeichnung, auf der Buhles Blick für einige Sekunden hängen blieb. Zoé betrachtete ihn aufmerksam. »Kennst du den Mann?«, fragte sie.
    Buhle war so überrascht, dass er einen Augenblick brauchte, bis er sich schließlich durchgerungen hatte, die Wahrheit zu sagen.
    »Ja, vielleicht.« Er merkte, welche innere Anstrengung es ihn kostete, dem Blick des Mädchens standzuhalten. »Ja, ich glaube, ich habe heute mit dem Mann gesprochen.«
    »Ist er böse?«
    »Ich weiß es noch nicht, Zoé. Ich weiß noch nicht, was der Mann …«
    »Hat der Mann Mama getötet?«
    Buhle musste schlucken. Er spürte, wie Tränen in ihm aufstiegen, und er bemühte sich, sie unter Kontrolle zu halten. Als er antwortete, kam ihm seine Stimme fremd und fern vor. »Ich weiß es noch nicht, Zoé. Ich weiß es leider noch nicht.«
    Marie hatte offensichtlich gemerkt, dass das Gespräch besser kurz unterbrochen werden sollte. Sie bot etwas zu trinken an, und alle stimmten dem zu. »Zoé kommt mit dem Gespräch klar, aber du brauchst ein wenig Zeit, dein Gleichgewicht wiederzufinden, stimmt’s?«, flüsterte sie Buhle zu.
    Marie berichtete ihm in aller Kürze, dass die Mitteilung vom Tod der Mutter offenbar endlich die Trauer ausgelöst und für das Kind wie eine Befreiung gewirkt hatte. Die beiden Frauen hätten regelrecht sehen können, wie die Kapsel um

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