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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Hongkong hatten; zumindest auf dem Papier.
    Um kurz vor zwölf war völlig überraschend Thill aus dem Gebäude gestürmt, hatte sich mit seinem massigen Körper in den Sportwagen geschwungen und war auch schon davongebraust, bevor Hannah das Fernglas aufgehoben hatte, das ihr vor Schreck heruntergefallen war. Sie starrte dem Porsche hinterher und wusste, dass sie so keinen Erfolg haben würde. Wahrscheinlich wäre es besser, die Unterlagen von Alexander Altmüller weiter zu durchforsten, systematisch auszuwerten und weitere Hintergrundinformationen zu recherchieren.
    Sie war dann gegen Mittag in den Sender gefahren, hatte einen kurzen Bericht aus dem vorhandenen Material produziert. Anschließend hatte sie sich in ihren Garten zurückgezogen und gelesen. Es war schon dunkel geworden, und Steff hatte ihr zwischendurch eine warme Fleecejacke gebracht.
    Alexander war sich offenbar sicher gewesen, dass Thill das Flughafenprojekt mit Schwarzgeld aus China finanzieren wollte. Genauso wie es für ihn klare Sache gewesen war, dass das Hunsrücker Gegenstück, der Flughafen Hahn, eine Drehscheibe für russische Geldwäsche war. Kurz bevor sie ins Bett ging, hatte Hannah beschlossen, am kommenden Tag den persönlichen Kontakt mit Thill zu suchen und ihn, wenn es die Gelegenheit zuließ, mit diesen Vorwürfen zu konfrontieren.
    Nach einer sehr unruhigen Nacht war Sobothy am Freitagmorgen schon früh aufgestanden, hatte so lange wie möglich kalt geduscht und einen Beruhigungstee getrunken. Dann hatte sie Steff einen Zettel hingelegt, auf den sie schrieb, dass sie zu Recherchen nach Luxemburg führe und mittags wieder zurück sei.
    Es war noch vor acht Uhr, als sie unweit von Thills Villa am Straßenrand stand und überlegte, was sie tun sollte. Einfach zu klingeln würde die Gefahr bergen, dass Thill sie nicht hineinlassen würde, aber vorgewarnt wäre. Ihn abzufangen, wenn er mit seinem Auto aus seiner Garage fuhr, hatte ihr etwas zu Spektakuläres und würde sie gleich als unseriöse Reporterin outen. Noch während Sie überlegte, fuhr ein silberner Renault an ihr vorbei und parkte direkt vor Thills Garage. Sie schaute neugierig durch ihre Windschutzscheibe und erschrak fast zu Tode, als sie sah, wer aus dem Wagen ausstieg: der Chinese. Ihr entfuhr ein kleiner Schrei, bevor sie sofort unter ihrem Lenkrad abtauchte. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, aber es schon so oft in Kriminalfilmen gesehen, dass sie es automatisch tat.
    Hatte der Chinese sie gesehen? Was wäre, wenn er jetzt zu ihr käme und sie so in ihrem Auto vorfinden würde. Er wüsste sofort, dass sie auf Beobachtungsposten war. Nach einer Weile schob sie sich wieder langsam nach oben. Die Straße vor ihr war leer. Der Renault stand noch vor der Garage. Es waren lediglich drei Minuten vergangen. Länger hatte sie es im Fußraum ihres Polos nicht ausgehalten.
    War der Chinese dieser Shiwen, vor dem Alexander sie gewarnt hatte? Wer sollte es sonst sein? Nur irgendein anderer Geschäftspartner Thills aus Fernost? Jede Zelle ihres Körpers sendete eindeutige Warnsignale aus. Es musste Shiwen sein. Viel zu heftig wendete sie über den ebenerdigen Bürgersteig ihren Polo, stieß dabei fast mit einer Straßenlaterne zusammen und fuhr zügig nach Hause. Sie war zum ersten Mal froh, dass sie damals nicht mehr das auffällige Harlekinmodell bekommen und sich notgedrungen für die langweilige dunkelblaue Metallic-Lackierung entschieden hatte.

39
    Bertrange; Freitag, 17.   Juni
    Eric Dardenne hatte es sich am Vorabend nicht nehmen lassen, seine gebratene Entenbrust beim Chinesen zu essen. Den Erpressungsversuch von Reno konnte er nicht ernst nehmen. Mario hatte ja schon Panik bekommen, als Altmüller ihn mit dem Foto erpresst hatte, und dann ausgesprochen unvernünftig gehandelt. Ihnen wäre vieles erspart geblieben, wenn er damals souveräner reagiert hätte. Aber das ließ sich nicht mehr ändern. Wie alles, was geschehen war.
    Er hatte die halbe Nacht nachgedacht, was die Polizei gegen sie tatsächlich in der Hand hatte. Es konnten nur schwache Indizien sein, so schwache wie das Foto. Sonst wären die schon längst ganz anders aufgetreten. Auch wenn sie die Unterlagen von Altmüller jetzt offenkundig doch bekommen hatten, er kannte sie auch. Sie hatten nichts in der Hand, gar nichts. Altmüller hatte sich nur in Mutmaßungen verstrickt, völlig irrsinnige sogar, wie den Verdacht der Biowaffenforschung in Luxemburg. Er hatte sich halb totgelacht, als er das gelesen

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