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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Zoé abgefallen war. Sie hätten anschließend viel miteinander geredet und geweint. Dann hatten sie Zoé gesagt, dass Buhle als Kommissar auf der Suche nach demjenigen sei, der Zoés Mutter das angetan hatte, und sie alle ihm helfen sollten, damit der so etwas nie wieder tun könne. An diesem Punkt waren sie nun.
    Buhle hatte sich wieder im Griff. Es gelang ihm, von Zoé zu erfahren, warum sie so heftig auf die Schatzkiste reagiert hatte. Diesmal spürte er, dass es auch Zoé sehr naheging. Sie hörte ganz auf zu zeichnen. Ihre Finger spielten fortwährend mit ihrem Stift, als sie erzählte: Sie hatte schon öfter mit Anne gestritten, weil die kleine Schwester ganz scharf auf ihre Schatzkiste gewesen war. Vor Zoés Geburtstag war es wohl ganz schlimm gewesen, und Zoé hatte Angst gehabt, Anne hätte ihr Versteck im Stall ausfindig gemacht. Deshalb hatte sie die Kiste dort an einer anderen Stelle versteckt und Anne gedroht, der Fluch der Merteskaul würde sie holen, wenn sie noch einmal an die Schatzkiste drangehen würde. Kurz darauf war Anne erkrankt und gestorben. Wenig später hatte Zoé entdeckt, dass ihre kleine Schwester die Kiste offenbar gefunden und ihr ein Geburtstagsgeschenk hineingelegt hatte.
    Zoé widmete sich wieder ihrem Bild.
    Marie winkte Buhle kurz aus dem Esszimmer heraus und erklärte ihm, dass Zoé seitdem mit der unbestimmten Angst lebe, dass ihr Fluch den Tod der Schwester herbeigerufen hätte. Das habe sie als großen, gespensterartigen Schatten auf einigen ihrer Bilder dargestellt.
    Buhle entschloss sich, dem Mädchen zu sagen, warum ihre Schwester tatsächlich erkrankt war. Er setzte sich wieder zu Zoé an den Tisch.
    »Zoé, du hast ganz bestimmt keine Schuld, dass deine Schwester gestorben ist. Es war ganz sicher kein Fluch. Deine Schwester hat in dem Stall wahrscheinlich etwas gefunden, woran sie sich mit einer ganz schlimmen Krankheit angesteckt hat. Etwas, das jemand da vielleicht hineingelegt hatte, um es ebenfalls zu verstecken. Ist dir da etwas aufgefallen?«
    »Nein.«
    »Wann hattest du denn deine Schatzkiste das letzte Mal versteckt, weißt du das noch?«
    Zoé überlegte. »Nachdem Maja bei mir war. Vielleicht eine Woche bevor …«
    »Das reicht mir schon.« Es konnte also noch vor dem wahrscheinlichen Diebstahl der Virusprobe aus dem Institut gewesen sein.
    »Meinst du, der Mann hat das dort versteckt?« Zoé hatte bei der Frage auf das eine Bild geschaut und dann ihre Augen wieder auf Buhle gerichtet.
    »Ich weiß es nicht, Zoé, aber ich möchte das herausfinden.«
    Jetzt hatte er das Kind doch noch belogen. Für ihn stand fest, dass ihr Vater die Virusprobe versteckt hatte. Er hoffte, Zoé würde ihm die Wahrheit nicht von den Augen ablesen.

38
    Bridel; Freitag, 17.   Juni
    Hannah Sobothy hatte am vergangenen Tag versucht, Fernand Thill zu beobachten. Sie war zu seinem Haus gefahren, hatte geschaut, ob sie von einem Standort entlang des hohen Zaunes auf sein Grundstück gucken konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Hatte dies dann verworfen, war mit ihrem Auto die Straße ein wenig weiter nach unten gefahren und hatte dort gewartet, bis er mit seinem Porsche vorbeigerauscht kam.
    Sie hatte schnell den Anschluss verloren, doch hatte die auffällige gelbe Lackierung den Vorteil, dass sie den Wagen von Weitem ausmachen konnte. So gelang es ihr, Thill bis zu seinem Büro in Strassen zu folgen, um dort anschließend keinen Parkplatz zu finden, der ihr eine unauffällige Beobachtung des Bürogebäudes gestattete. Sie parkte ihren Polo also in einiger Entfernung und schlenderte die Straße an dem Haus entlang. In einem randlichen Grünstreifen entdeckte sie eine Bank. Möglichst unauffällig ging sie zu ihrem Auto zurück, holte ein Buch und ein Fernglas und setzte sich auf diese Bank.
    In den zwei Stunden, in denen sie dort gesessen hatte, war eine seriös gekleidete Frau Mitte dreißig in das Haus gegangen und dort geblieben. Durch ihr Fernglas, mit dem sie mal in die eine, mal in die andere Richtung und dazwischen auch zum Bürogebäude schaute, konnte Hannah Sobothy erkennen, dass die Frau in einem Büro neben dem von Thill arbeitete. Anscheinend war sie seine Mitarbeiterin. Sie hatte mittlerweile herausgefunden, dass Thill nicht nur Inhaber dieser Firma war, die als Aufgabe hatte, das Flughafenprojekt zu realisieren. Er hatte auch noch zwei Investmentfirmen, die vor allem auf dem ostasiatischen Markt tätig waren und jeweils einen weiteren Firmensitz in Shenzen und

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