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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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unhöflich, bei Hannah Sobothy anzurufen. Nach vier Klingeltönen wurde der Anruf entgegengenommen.
    »Hallo, Steff Brodersen.«
    »Hallo, Christian Buhle, guten Morgen, Frau Brodersen.«
    »Ach, der Herr Kommissar. Guten Morgen, so früh schon wieder im Dienst, oder hat es Ihnen bei uns so gut geschmeckt, dass Sie sich zum Essen einladen wollen?«
    Buhle musste lachen. Die Mitbewohnerin von Hannah Sobothy schien auch sonntagmorgens schon gut gelaunt zu sein. »Ja, es hat wirklich sehr gut bei Ihnen geschmeckt, vielen Dank, aber …«
    »… aber Sie trauen sich nicht, noch mal zu kommen. Heute Abend wäre sicher wieder eine gute Gelegenheit …« Es schien Buhle, als ob Stefanie Brodersen kurz durch etwas abgelenkt schien. »… Aber ohne Hannah zu fragen, kann ich Sie natürlich nicht einfach so einladen. Obwohl die Gute sich bestimmt sehr freuen würde.«
    »Nett von Ihnen. Ist denn …«, er überlegte und fand »Frau Sobothy« jetzt irgendwie sehr unpassend, »Hannah« aber wieder zu vertraulich, »… ist denn Ihre Mitbewohnerin nicht da? Ich wollte sie etwas fragen.«
    »Nein, tut mir leid. Sie ist vorhin raus an die Mosel. Wollte ein bisschen frische Luft schnappen. Da müssen Sie es etwas später wieder probieren.«
    »Ja, schade. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Sonntag.«
    »Na ja, ich muss nachher noch ins Theater. Aber danke, Ihnen auch.«
    Buhle überlegte, was er jetzt Sinnvolles tun konnte. Sie mussten an Reno und Dardenne dranbleiben. Das war ihre einzige heiße Spur. Nanette Bonitzer hatte er zunächst als Täterin ausgeschlossen, weil er ihr glaubte. Auch Gerhardts und Ducard hatten ihm da zugestimmt, und auf Pauls Gefühl konnte er sich eigentlich immer verlassen. Aber vielleicht hatte sie doch etwas gesehen. Etwas bemerkt, was ihr jetzt nicht bewusst war, wohin sie aber durch Fragen geführt werden konnte. Sie war zweimal am Tatort gewesen. Dazwischen war nicht viel Zeit vergangen. Es war also durchaus wahrscheinlich, dass der Täter einer der beiden Frauen gefolgt war und sich schon während ihres Treffens in der Nähe aufgehalten hatte. Buhle suchte die Nummer der jungen Wissenschaftlerin und griff zum Hörer. Deutlich vernahm er das Besetztzeichen.
    An Reno waren die luxemburgischen Kollegen dran. Aber selbst wenn er es Altmüller ermöglicht hatte, ins Labor einzudringen und die Viren zu stehlen, war das kein schweres Verbrechen und würde ihn wegen Beihilfe zum Hausfriedensbruch mit Diebstahl wahrscheinlich noch nicht einmal ins Gefängnis bringen. Wenn Reno selbst den Diebstahl begangen und die Virenprobe an Altmüller weitergegeben hatte, wäre es natürlich etwas anderes. Doch wie sollten sie ihm das beweisen können? Er versuchte es noch einmal bei Nanette Bonitzer, doch sie nahm nicht ab.
    An Eric Dardenne kamen sie noch weniger ran. Auch er hätte nur ein Motiv gehabt, wenn Altmüller etwas gegen ihn in der Hand gehabt hätte. Aber in Bezug auf Dardenne hatte der Journalist nur diese fixe Idee mit den Biowaffen verfolgt. Wenn Reno und Dardenne etwas mit dem Tod von Anne zu tun gehabt hätten, hätte Altmüller ihnen sicher die Hölle heiß gemacht. Aber das hatte er nicht, hatte die ganze Recherche sogar komplett eingestellt. Hannah Sobothy hatte recht: Das war ein klares Indiz dafür, dass er es selbst gewesen war, der die Viren nach Merteskaul gebracht hatte.
    Buhle hielt inne. Ihm kam noch ein anderer, furchtbarer Gedanke: Hatte ein anderer Täter Altmüller womöglich damit gedroht, auch die anderen Familienmitglieder umzubringen? War Altmüller erpresst worden, seine Arbeit einzustellen, und war der Tod von Anne doch kein Unfall gewesen, sondern brutal geplanter oder zumindest einkalkulierter Mord, um Altmüller dazu zu bewegen, seine Recherchen einzustellen? Warum hatte noch keiner an diese Möglichkeit gedacht? War es zu abwegig, dass jemand auf diese Weise Druck ausübte? Buhle konnte sich diese Frage selbst beantworten: »Eindeutig nein!«
    Ihn hatte jetzt eine starke innere Unruhe ergriffen. Sein Milchkaffee war über seinen Überlegungen kalt geworden und er schüttete den Rest in die Spüle. Er musste sich darüber dringend mit seinen Kollegen austauschen, am besten mit Paul. Noch in Gedanken, startete er einen letzten Versuch bei Nanette Bonitzer.
    »Bonitzer, hallo.«
    »Ah, guten Morgen, Frau Bonitzer, Buhle von der Kripo Trier. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie am Sonntagmorgen belästige.«
    »Kein Problem. Um was geht es denn?«
    Buhle hatte den

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