Kein Tod wie der andere
unifarbenes Kleid gerade und ging über die Straße zu dem gusseisernen Eingangstor. Auf einem Schild daneben stand in verschnörkelter Schrift der Name des Unternehmers. Rechts über dem Eingangsbereich sah sie eine Kamera auf ihren Standort zielen. Entschlossen drückte sie die Klingel.
Thills Haus hatte sie von der Straße aus nicht sehen können. Jetzt merkte sie, dass es noch ein ganzes Stück entfernt auf einer kleinen Anhöhe stand, die zur Straße hin durch hohe Bäume abgeschirmt war. Der Weg, der dorthin führte, war so breit, dass er auch von Autos befahren werden konnte. Offensichtlich war die Garage unten an der Straße für den Porsche reserviert, der die steile, nur mit Kies befestigte Zufahrt nicht schadlos meistern würde. Hannah war froh, dass sie relativ bequeme, flache Schuhe angezogen hatte.
Das Haus selbst war gar nicht so pompös, wie sie sich das nach dem Weg durch das parkähnliche Grundstück vorgestellt hatte. Es war sicher groß, zu groß für einen Junggesellen, aber von vergleichsweise einfacher Architektur als flacher Bungalow angelegt. Als sie gerade an der Haustür angelangt war, wurde sie schon von Fernand Thill geöffnet und freundlich lächelnd aufgehalten.
» Moien , Frau Sobothy. Sie hätten mit Ihrem Wagen durchaus auch nach oben fahren können.« Thill hatte die Tür hinter ihr geschlossen und forderte sie mit einer Geste auf, weiter in den Wohnbereich zu gehen. »Möchten Sie etwas trinken?«
»Schönen guten Tag, Herr Thill. Danke gern, ein Glas Mineralwasser wäre nett. Es ist wirklich ganz schön anstrengend, hier hinaufzulaufen. Müssen Sie das von Ihrer Garage da unten aus auch immer machen?«
»Ja, eigentlich schon. Es ist aber die einzige sportliche Aktivität, die ich mir gönne, wie sie unschwer sehen.« Er fuhr dabei lachend mit seiner linken Hand mehrmals über seinen ausgeprägten Bauch, der das hellblaue Hemd sichtbar ausfüllte. Nachdem er eine Flasche Mineralwasser und zwei Gläser geholt hatte, dirigierte er Hannah weiter durch ein riesiges Wohnzimmer zu einem angebauten Wintergarten. Von dort hatte sie einen Blick über den ebenfalls großzügigen Poolbereich inmitten einer gepflegten Rasenfläche, auf der sich einige moderne Skulpturen verteilten. Das Grundstück endete direkt am Waldrand an einer Mauer mit einem kunstvoll verzierten Eisentor. Als sie sich in zwei Korbsessel gesetzt hatten, begann Thill im Plauderton.
»Frau Sobothy, eigentlich empfange ich Journalisten ja nicht so spontan, und dann noch an einem Sonntag.«
»Ja, ich war auch sehr überrascht, dass es so schnell geklappt hat.«
»Fragen Sie sich nicht, warum?«
Hannah Sobothy war von dieser Frage überrascht und bemühte sich, es sich möglichst nicht anmerken zu lassen. »Nein, wenn ich ehrlich bin, nicht. Ich hatte gedacht, dass ich einfach Glück habe.«
»Nicht ganz, Frau Sobothy.« Thill nahm einen Schluck Wasser und fuhr fort: »Der wahre Grund ist, ich habe Sie schon öfter im Radio gehört und mich immer gefragt, wie die Frau wohl aussieht, die so nett klingt.«
»Danke für das Kompliment. Und, sind Sie enttäuscht?«
»Ganz im Gegenteil, ganz im Gegenteil. Ich werde die Stunde mit Ihnen wohl nicht als Arbeitszeit verbuchen können.«
Thill fing an zu lachen, und Sobothy setzte mit ein.
»Aber Herr Thill, ein bisschen arbeiten sollten wir dennoch. Ich hatte Ihnen ja bereits am Telefon gesagt, dass mittlerweile so viele Gerüchte um Ihr Projekt Bitburger Flughafen kursieren, dass ich mich nun unbedingt aus erster Hand informieren wollte.«
»Gerne, wo wollen wir anfangen?«
Hannah Sobothy hatte einige allgemeine Eingangsfragen vorbereitet. Tatsächlich zeigte sich Thill redegewandt, freundlich, fast schon charmant und erstaunlich offen. Selbst als sie zu ihrem Hauptthema, der Finanzierung der Anfangsinvestitionssumme, kamen, schien seine gute Stimmung nicht zu schwinden.
»Ja, ich hatte auch gedacht, dass ich die vereinbarten Millionen schneller und vielleicht sogar noch ein wenig mehr in die Entwicklungsgesellschaft einspeisen könnte. Aber es sind international schwierige Zeiten für Investitionen. Die Geldgeber sind vorsichtig geworden, fordern immer weitergehende Konzepte, Modelle, Absicherungen. Es ist nicht leicht. Aber, Frau Sobothy, ich bin nahe dran und ausgesprochen zuversichtlich, bald Vollzug melden zu können.«
»Das sagen Sie jetzt aber schon eine ganze Zeit lang. Herr Thill, könnten sich vielleicht doch andere Schwierigkeiten ergeben haben, die Ihre
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