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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Geldgeber, wie soll ich sagen, behindern?«
    »Wie meinen Sie das?« Thill hatte die Augenbrauen gehoben.
    »Na ja, es gibt seit geraumer Zeit Gesetze, die Investitionen, gerade aus Ländern wie China, erschweren.« Sobothy spürte, wie Thill jetzt deutlich wachsamer wurde. Der freundliche Schimmer in seinen Augen, der sie zugegebenermaßen zunächst etwas beruhigt hatte, war verschwunden, auch wenn er immer noch lächelte.
    »Frau Sobothy, Sie müssen schon deutlicher werden.«
    »Nachdem Luxemburg sich bemüht, die FATF -Kriterien umzusetzen, scheuen sich offensichtlich immer mehr Investoren davor, Geld über Luxemburger Banken in den Euro-Raum einzuführen.«
    »Ich glaube nicht, dass die Financial Action Task Force der OECD etwas an dem Geld meiner Investoren auszusetzen haben wird.«
    »Aber Gelder aus China haben einen, na ja, manchmal einen nicht ganz einwandfreien Ruf.«
    »Ach, und wer sagt Ihnen, dass meine Investorengruppe aus China kommt? Ich kann mich nicht entsinnen, das jemals behauptet zu haben.«
    Sobothy überlegte. Hatte sie sich mit dem Landesnamen schon zu weit aus dem Fenster gelehnt? Alexander Altmüller hatte offenbar Informanten aufgetan, die sich in der Finanzwelt im Reich der Mitte bestens auskannten, und es waren bereits Namen von Firmen kursiert, die ihre unlauter erwirtschafteten Gewinne in Europa anlegen wollten. Die durfte sie natürlich keinesfalls nennen.
    »Ich hatte das nur angenommen, da Sie auch mit anderen Ihrer Firmen dort tätig sind.« Sie hüstelte etwas und trank einen großen Schluck Wasser. »Sagen Sie, könnte ich bitte Ihre Toilette benutzen?«
    »Natürlich, das Gäste- WC ist wie so oft direkt neben der Haustür. Wenn Sie gestatten, würde ich in der Zeit gerne ein kurzes Telefonat führen.«
    »Natürlich, kein Problem.«
    Auf dem Klo schloss Hannah Sobothy die Augen und fragte sich, was das hier eigentlich bringen sollte. Hatte sie wirklich gedacht, sie marschiert hier herein und Thill sagt ihr frei heraus: »Ja, das mit dem Schwarzgeld gestaltet sich ein wenig schwierig, aber ich bin guter Dinge, dass ich einen Weg finde, wie ich die paar Millionen doch noch an der Finanzaufsicht vorbeischleusen kann.« Sie hatte einen Eindruck von Thill gewonnen, sie sollte jetzt noch ein paar O-Töne von ihm aufnehmen und dann möglichst unauffällig die Flatter machen.
    Als sie das  WC verließ, blickte sie direkt auf die große, schwere Holztür, die nach draußen führte. Sie wusste nicht, warum, aber sie wurde von ihr unwiderstehlich angezogen. Ihre Hand drückte die Klinke runter, die Tür bewegte sich keinen Millimeter. Sie zog kräftiger, ohne Erfolg.
    »Wollen Sie schon gehen, Frau Sobothy? Ich dachte nicht, dass wir schon fertig wären. Es fing gerade an, spannend zu werden. Kommen Sie doch wieder zurück in den Wintergarten, bitte.«
    Sobothy war es, als ob alle Muskeln ihres Körpers sich verkrampften. Ihre Hand lag immer noch auf der herabgedrückten Türklinke. Wann hatte er die überhaupt abschließen können? Sie war die ganze Zeit mit Thill zusammen gewesen. Langsam bewegte sie sich an dem fülligen Leib des selbst ernannten Projektentwicklers vorbei, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Sein rundliches Gesicht zeigte immer noch ein Lächeln, doch es kam ihr jetzt wie eine Maske vor.
    »Ich wollte nur grad zum Auto, die technische Ausrüstung für die Aufnahme eines Redebeitrages von Ihnen holen. Entschuldigen Sie, ich hätte Sie zuerst darum bitten müssen.« Sie hoffte, dass ihre Stimme nicht so angespannt klang, wie sie sich in diesem Moment fühlte. Dennoch spürte sie genau, dass Thill ihr die Ausrede nicht abnahm.
    Auf dem kleinen Tisch zwischen den Korbsesseln stand eine neue Flasche Wasser. Nachdem sie sich wieder gesetzt hatte, goss Thill die Gläser erneut voll. Was wollte er von ihr?
    »Frau Sobothy, ich muss zugeben, ich mag junge Journalistinnen, die gut recherchieren.« Thills Stimme klang immer noch freundlich, als ob er wie anfangs nur plaudern wollte. Doch inzwischen war klar, dass diese Freundlichkeit aufgesetzt war. Hannah hatte ihn unterschätzt, diesen älteren, korpulenten, nach außen fast väterlichen Mann einfach unterschätzt. »Sie, Frau Sobothy, Sie sind besonders gut informiert. Da frage ich mich natürlich, woher Sie Ihr Hintergrundwissen haben.«
    Thill hatte sich in die Rückenlehne des Sessels gedrückt und schien Zeit zu haben, auf ihre Antwort zu warten. Sollte sie die Unschuldige mimen und so tun, als ob sie nicht wüsste,

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