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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Eindruck, als ob die junge Frau viel lebendiger wirkte als bei ihren bisherigen Treffen. Offenbar hatte sie sich in den letzten Tagen etwas erholt.
    »Frau Bonitzer. Wir gehen immer noch davon aus, dass der Mörder von Suzanne Altmüller sich bereits in der Nähe des Tatortes aufgehalten haben könnte, als Sie sich dort mit Frau Altmüller getroffen hatten. Haben Sie noch mal darüber nachgedacht? Ist Ihnen vielleicht doch noch etwas eingefallen: ein Spaziergänger, ein parkendes Auto, ein besonderes Geräusch womöglich?«
    »Nein, nein, ich habe jetzt auch nicht mehr so viel darüber nachgedacht, verstehen Sie? Ich bin froh, dass ich wieder ein paar Stunden durchschlafen kann.«
    »Ja, ich verstehe. Aber tun Sie mir dennoch den Gefallen, es würde uns wirklich sehr helfen. Ja, und dann überlegen wir immer noch, ob Alexander Altmüller Ihnen gegenüber eventuell doch, vielleicht auch nur beiläufig, etwas erwähnt hat. Hat er Ihnen gegenüber das Institut oder einen der dortigen Mitarbeiter erwähnt?«
    »Nein, wir haben … wir …« Es schien Nanette Bonitzer immer noch schwerzufallen, über ihre Liebesbeziehung mit dem Journalisten zu reden. Doch dann überraschte sie Buhle mit einer plötzlich festen Stimme. »Wir haben uns geliebt, Herr Kommissar. Wir haben nicht über die Arbeit gesprochen. Zumindest nicht, nachdem klar war, dass ich Alex nicht helfen konnte, in eines der Labore zu gelangen.«
    »Denken Sie nach. Sie sind unsere einzige Zeugin.«
    »Das mag sein, aber es ist … es ist wirklich sehr belastend für mich. Bitte entschuldigen Sie mich jetzt. Ich habe noch eine Verabredung zu einem Spaziergang, die ich nicht verpassen möchte.«
    Kurz darauf rief Buhle Paul Gerhardts an. Der fand seine Überlegungen offenkundig so interessant, dass er sich sofort mit ihm darüber austauschen wollte. Zunächst war Buhle darüber verblüfft, doch dann musste er lachen. Sein Freund und Kollege sah das lediglich als Vorwand an, ihn nach langer Zeit wieder einmal zum Mittagsessen einzuladen. Seine Frau Sabine hatte bereits einen Wildbraten mit Kirschsoße im Ofen und war gerade dabei, Rotkraut frisch zuzubereiten. Gerhardts höchstpersönlich hatte sich dafür verantwortlich erklärt, die Semmelknödel aus der Packung zuzubereiten, wie er mit gespieltem Stolz kundtat. Er war die zweite Einladung zum Essen an diesem Tag, doch diesmal nahm er an.

43
    Bridel; Sonntag, 19.   Juni
    Hannah Sobothy hatte sich während der Fahrt nach Luxemburg gefragt, warum sie nicht mit dem Kommissar gesprochen hatte. Sie war der Meinung gewesen, dass ihre Mission ihm gegenüber geheim bleiben sollte, weil sie ja auch die Daten von Alexander nicht der Polizei gegeben hatte. Doch dieser Rückschluss war eigentlich Blödsinn gewesen. Hätte sie Christian Buhle gesagt, mit wem sie sich treffen wollte, hätte er wenigstens Bescheid gewusst, wenn … Sie wollte diesen Gedanken gar nicht zu Ende führen. Steff hatte sie nichts sagen können. Die Arme hätte sich viel zu viele Sorgen gemacht. Also hatte sie nur einen Zettel auf ihren Schreibtisch gelegt, wo sie den Termin aufgeschrieben hatte, und noch kurz vor dem Hinausgehen eine Eintragung in ihren WG -Wandkalender gemacht. Nur für den Fall, den sie nicht zu Ende denken wollte.
    Das Navi führte sie wieder nördlich von Luxemburg-Stadt mit dem neuen Büroquartier Kirchberg hinunter in das Tal der Alzette, zwischen den Vororten Weimerskirch und Eich hindurch, an einer Fabrik für Badkeramik im Rollingergrund vorbei auf eine Straße, die durch geschlossenen Wald hinauf nach Bridel führte. Sie hatte an diesem Tag sicher zehn Minuten länger gebraucht als vorgestern bei ihrem ersten Besuch und war dennoch eine Viertelstunde zu früh.
    Sie hielt am Rand der Rue de la Sapinière. Auch diese Straße schien einfach in den Wald hineingebaut worden zu sein. Einige Villen ließen vermuten, dass für die Baugenehmigung möglicherweise an entsprechender Stelle Einfluss genommen worden war. Dazwischen standen vereinzelt deutlich kleinere Einfamilienhäuser. Die Straße, in der Thill wohnte, war noch großzügiger bebaut. Hier standen auf den verbliebenen Freiflächen noch einzelne hohe Bäume als Relikte des gerodeten Waldes.
    Sie hielt die Augen geschlossen und versuchte sich ein paar Minuten zu entspannen. So richtig gelang ihr das nicht. Schließlich startete sie ihren Polo und fuhr das letzte Stück bis zu Thills Anwesen. Sie atmete noch einmal tief durch, stieg aus dem Auto, zog ihr leichtes,

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