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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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unbeschrifteten Flasche, aus der sie eine milchige Lotion drückte, die sie gleichmäßig auf Hannah Sobothys Wunden verteilte. Die ganze Prozedur dauerte sicherlich eine Viertelstunde oder länger. Schließlich saß Sobothy wieder in Unterwäsche auf einem Handtuch auf dem Klodeckel, ließ alles wortlos über sich ergehen und spürte, wie die Schmerzen tatsächlich langsam wichen. Als sie sich am Ende unwillkürlich bedankte, schenkte ihr die junge Frau ein Lächeln, als ob sie gerade einer Freundin einen Gefallen getan hätte. Dann öffnete sie die Tür, vor der eine Art Hausanzug lag, und half ihr beim Anziehen. Hannah Sobothy begriff das alles nicht mehr. Sie wurde zurück in den Wintergarten geführt, in dem Shiwen mit einer Tasse Tee in der Hand auf sie wartete.
    »Geht es Ihnen etwas besser, Frau Sobothy? Das freut mich. Setzen Sie sich doch. Möchten Sie auch einen Tee?«
    Sobothy sah die für sie bereitgestellte Tasse, schüttelte aber den Kopf. Shiwen betrachtete sie weiter mit einem freundlichen Lächeln, das er auch nicht ablegte, als er weitersprach: »Frau Sobothy, wir sind alle in eine unangenehme Situation hineingeraten, wie Sie ja selbst schmerzhaft feststellen mussten. Die Zeit drängt. Deshalb möchte ich nicht unnötige Worte verlieren. Ich unterbreite Ihnen jetzt ein Angebot und bitte Sie, es anzunehmen. Sie werden sehen, es wird uns beiden nützen.«
    Sobothy antwortete nicht, hielt dem Blick von Shiwen aber stand. Dies verstand ihr Gegenüber wohl als vorläufige Zustimmung und fuhr fort: »Frau Sobothy, wir benötigen die Unterlagen, die sie von Herrn Altmüller erhalten haben oder in deren Besitz Sie nach seinem Tod gelangt sind. Sie werden sie nicht benötigen, weil Sie von mir das erhalten werden, was Sie ohnehin wollen: eine gute Reportage über den aktuellen Stand der Investitionen beim Bitburger Flughafenprojekt.«
    Shiwen sprach fast akzentfrei Deutsch. Er sah so ganz und gar nicht wie der Kriminelle aus, den sie sich immer vorgestellt hatte. Aber sie war vorsichtig geworden.
    »Woher wollen Sie wissen, dass ich derartige Unterlagen habe?«
    »Zum Beispiel, weil Sie gerade dies mit Ihrer Gegenfrage bestätigt haben. Frau Sobothy, wir beide wissen, dass Herrn Altmüller sehr weitgehende Recherchen gelungen sind, in diesem Fall waren sie für uns allerdings etwas zu weitreichend, wenn Sie verstehen.«
    »Und wenn ich Ihnen nicht sage, wo Sie die Unterlagen finden? Wenn sie gut versteckt sind und gewisse Personen Bescheid wissen, wie sie zu handeln haben?«
    Er antwortete mit einem mitleidigen Blick, bevor er sagte: »Das wäre sicherlich für uns beide nicht von Vorteil. Und meinen Sie wirklich, dass ein Schweigen die bessere Alternative wäre?«
    »Wieso sollte ich mich auf Sie verlassen können? Vielleicht haben Sie ja Alexander auf dem Gewissen.«
    »Ich kann Ihre Vorsicht verstehen. Lassen Sie mich eines klarstellen: Wir haben nichts mit Herrn Altmüllers Unfall zu tun, auch nichts mit dem Tod seiner Frau oder seines Kindes. Wir glauben aber zu wissen, wer daran beteiligt sein könnte, und werden noch heute unseren Teil dazu beitragen, dass der Täter gefunden wird.«
    Er beugte sich ein wenig nach vorn. »Sehen Sie, es ist eine Unruhe entstanden, die unseren Geschäften entgegensteht. Mein Auftraggeber hat deshalb beschlossen, sich zurückzuziehen. Allerdings möchte er nicht, dass hier weitere, wie soll ich es ausdrücken, weitere Mutmaßungen über die Hintergründe für sein Engagement kursieren.«
    »Sie wollen verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen.«
    »Ich bewundere die klare Sprache der Deutschen.«
    »Was ist, wenn ich Ihnen vertraue?«
    »Sobald ich Ihre Unterlagen habe, und damit meine ich auch mögliche Sicherheitskopien oder Notizen, bitte, werden wir Sie freilassen. Ich werde Ihnen in wenigen Tagen ausreichende Informationen zukommen lassen, mit denen Sie einen Bericht verfassen können, der, wie Sie sagen würden, wie eine Bombe einschlagen wird.«
    »Und wenn Sie die Unterlagen nicht bekommen, komme ich nicht frei, und Sie werden sie suchen.«
    Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Mit seinem Lächeln wollte Shiwen offenbar seiner Freude darüber Ausdruck verleihen, dass sie verstanden hatte.
    Es ging alles recht schnell. Hannah Sobothy erklärte Shiwen, dass sie die Unterlagen von Alexander Altmüller nur in digitaler Form hätte, und zwar auf ihrem Computer, auf der Original- CD in ihrer Schreibtischschublade und einer Sicherheitskopie in einer grünen

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