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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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ausführlicher erklären?«
    Paul Feilen schien noch zu überlegen, ob er das wollte. Dann richtete er sich auf. Als er sich Buhle zuwandte, sah der Mann plötzlich zehn Jahre jünger aus. Seine Gesichtszüge hatten sich gestrafft, seine Augen hatten an Glanz gewonnen, und seine Stimme klang nicht mehr so rau und zögerlich, sondern klar und fast schon energisch.
    »Vielleicht hätte ich schon früher etwas sagen sollen, vielleicht wäre es dann nicht so schlimm gekommen mit dieser jungen Familie.« Wie zur Einleitung des nächsten Satzes knatterte ein Motorrad über die nahe gelegene Landstraße, und Paul Feilen wartete, bis der Lärm langsam wieder abnahm. »Seit Anfang des Jahres war es mit der Ruhe in der Merteskaul vorbei. Es fing damit an, dass sich hier irgendwelche Asiaten herumtrieben. Ob das nun Chinesen, Japaner oder so waren, kann ich nicht sagen. Die sehen für mich alle gleich aus.« Er schien kurz zu überlegen. »Ich dachte zuerst, dass es um die neuen Windräder gehen würde, die da auf der Höhe aufgestellt werden sollen. Dass die uns jetzt auch noch den Wind abkaufen wollten. Aber dann schien es, als ob sie sich mehr für die Altmüllers interessierten.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wenn man nichts von den Leuten aus der Merteskaul will, kommt man nur einmal hierher. Die waren aber ständig da. Zuletzt am Donnerstagmorgen.«
    »Am Donnerstagmorgen? War da auch jemand im Haus der Altmüllers?«
    »Ja, der, der mehrmals hier war. Immer frühmorgens, immer sehr unauffällig.«
    »Sie haben ihn aber gesehen?«
    »Ich hatte schon immer ein gutes Auge, habe immer mehr gesehen als andere.«
    »Hat der Asiate etwas aus dem Haus mitgenommen?«
    »Nein.«
    »War er schon vorher einmal im Haus gewesen?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Buhle überlegte, was das nun zu bedeuten hatte. Asiaten waren noch gar nicht in ihren Ermittlungen aufgetaucht. Aber was machte ein Asiat im Haus der Opfer?
    »Können Sie genauer sagen, wann und wie häufig die Asiaten hier waren und was sie gemacht haben?«
    »Ja, das kann ich wohl. Aber …« Paul Feilen schien wieder überlegen zu wollen, was er jetzt zu sagen hatte.
    »Aber was?«
    »Ich glaube, der andere dürfte für sie wichtiger sein.« Der alte Mann formulierte zwar vorsichtig, aber sein Tonfall zeugte von einer großen Überzeugung. Buhle hörte fast schon fassungslos zu.
    »Da war noch ein Mann aus Luxemburg hier, ziemlich oft sogar. Er hatte sein Auto immer ein Stück weiter im Wald stehen. Wollte wohl nicht gesehen werden. Ich bin da aber häufig entlanggegangen. Das war der Weg zu meinen Talweiden, die von früher, verstehen Sie?«
    Buhle nickte nur stumm. Zu unglaublich fand er das, was er da hörte.
    »Na ja, der Mann war dann nach dem Tod des Mädchens häufig hier, hatte sich wohl hinter dem Haus versteckt. Jedenfalls habe ich ihn einmal da aus dem Wald rausschleichen sehen. Da war es aber dunkel, ich konnte ihn nicht richtig erkennen.«
    »Haben Sie ihn nur das eine Mal persönlich gesehen?« Buhle hatte sich aus seiner Starre gelöst, und sein Verstand nahm seine Arbeit wieder auf.
    »Einmal noch habe ich ihn gesehen. Das war am Tag, als die Mutter verschwunden ist.«
    »Was haben Sie da gesehen?«
    »Er war im Haus, nicht sehr lang. Dann ist er wieder raus und schnell zu seinem Auto gerannt. War ziemlich hektisch.«
    »Können Sie den Mann beschreiben?«
    »Er war nicht sehr alt, hatte aber dafür schon eine ziemlich hohe Stirn, kurze dunkle Haare. War nicht sehr groß, kräftig.«
    In Buhles Gehirn ging parallel ein Abgleich mit den Verdächtigen einher. Reno und Dardenne waren beiden nicht sehr groß. »Was meinen Sie mit kräftig? Eher stark, muskulös oder untersetzt, dick?«
    »Eher untersetzt, nicht dick.«
    Buhle holte sein Mobiltelefon hervor, während er fragte: »Herr Feilen, warum haben Sie uns das nicht schon am Anfang erzählt?«
    »Ich war der Meinung, das geht mich alles nichts mehr an. Aber … aber eigentlich waren die jungen Leute ganz nett, vor allem die Mädchen.« Es hatte sich jetzt deutlich Trauer in die Stimme des Mannes gelegt, und er sah wieder so alt aus wie vorher.
    Buhle hatte das digitale Foto gefunden und hielt es Feilen hin. »War es dieser Mann, den Sie hier gesehen haben?«
    Der alte Bauer betrachtete das Bild und nickte stumm. Er schien für heute genug gesagt zu haben.
    Buhle musste erst wieder aus dem Tal auf die Höhe fahren, damit er Empfang hatte. Als Erstes rief er Ducard an und teilte ihm in kurzen Sätzen die

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