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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Neuigkeiten mit. Sie verabredeten sich an seiner Dienststelle in Luxemburg und wollten von dort aus das weitere Vorgehen besprechen. Auf der Fahrt dachte er darüber nach, ob er nicht doch schon einmal etwas im Zusammenhang mit Asiaten gehört hatte. Es fiel ihm ein, als er von der B 51 auf die Autobahn wechseln wollte.
    Er wählte zunächst die Festnetznummer von Hannah Sobothy, doch ging da nur der Anrufbeantworter an. Er bat um möglichst umgehenden Rückruf. Auch auf der Handynummer hatte er keinen Erfolg. Wo konnte er sie noch erreichen? Auch sein dritter Versuch im Radiosender blieb erfolglos. Gut, das ließe sich auch später noch klären. Schneller als mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit fuhr er weiter auf der A 64 nach Luxemburg-Stadt.

46
    Bridel; Sonntag, 19.   Juni
    Nachdem Hannah Sobothy ihren ersten Schock überwunden hatte, war ihr nächster Gedanke gewesen, aus dem fahrenden Auto zu springen. Die Geschwindigkeit war aber schon zu hoch. Vielleicht hätte sie es dennoch gewagt, wenn der Chinese sie nicht mit einem einzigen Satz davon abgehalten hätte: »Tun Sie es nicht, Sie haben nichts mehr zu befürchten.«
    Sie hatte ihn angestarrt und die Hand wieder vom Türgriff genommen. Ganz offensichtlich war sie in die Fänge des Mannes geraten, vor dem sie Alexander Altmüller so eindringlich gewarnt hatte. Es musste dieser Sun Shiwen sein, wer sonst? Mit dieser niederschmetternden Erkenntnis hatte sich der Schmerz ihres geschundenen Körpers in ihr Bewusstsein gedrängt. Ihre Arme waren mit Rissen und Abschürfungen übersät und mit einer rot-braunen Schicht aus Blut und Dreck verschmiert. Ihre Beine sahen nicht viel besser aus, doch waren es hier eher die aufgeschlagenen Knie und die flächigen Schürfwunden an den Oberschenkeln und, wie sie deutlich spürte, am Gesäß. Ihr Kleid war an mehreren Stellen zerrissen, und unter dem zerfetzten Ausschnitt offenbarte sich ein Großteil ihres BH s. Shiwen schien das nicht zu beachten.
    »Wo bringen Sie mich hin?« Beim Sprechen verspürte sie einen stechenden Schmerz an ihrer Lippe. Sie tastete danach und erschrak beim Anblick von Blut auf ihrer Fingerkuppe.
    »Zurück zum Haus von Herrn Thill. Aber keine Angst: Er wird Ihnen nichts tun.«
    »Und Sie?«
    »Nun, ich werde mich bemühen, es ihm gleichzutun. Das hängt aber auch ein wenig davon ab, ob Sie auf weitere unangemessene Aktionen wie Ihre Flucht verzichten wollen.«
    Sobothy betrachtete Shiwen, während sie am ganzen Körper zitterte. Sein Gesicht wirkte völlig entspannt, mit den leicht nach oben gezogenen Mundwinkeln sogar regelrecht freundlich, und er schien sich ausschließlich auf die Straße zu konzentrieren. Sie spürte aber, dass er gleichzeitig jede ihrer Bewegungen registrierte, und verwarf endgültig jeglichen Gedanke an ein mögliches Entkommen.
    Sie fuhren auf direktem Weg zu Thill. Schon nach ein paar Minuten passierten sie das offene Tor und den Kiesweg zu seiner Villa. Am Eingang erwartete sie ein weiterer Asiat, der ihr die Tür öffnete und anbot, ihr beim Aussteigen zu helfen. Sie stand gerade vor dem Auto, als ein zweiter Wagen hinter ihnen hielt. Auf dem Rücksitz sah sie den wutentbrannten Thill, der an der offensichtlich verschlossenen Tür rüttelte. Sein dunkles Haar klebte schweißnass an seinem Kopf, und Sobothy merkte erst jetzt, wie licht es schon war.
    »Kommen Sie bitte mit ins Haus. Ich glaube, Herr Thill benötigt noch ein wenig Zeit, um sich zu erholen. Währenddessen sollten wir Sie verarzten, meinen Sie nicht?« Shiwen hatte höflich gesprochen. Nichts deutete darauf hin, dass sie einen gefährlichen Mann vor sich haben könnte. Doch die ganze Szenerie, die plötzlich auftauchenden Leute, Asiaten und Europäer, zeigten ihr eindeutig, dass der Schein trog.
    Shiwen hatte sie einer jungen Chinesin übergeben, die sie direkt in das Badezimmer führte. Sie ließ es geschehen, dass die Frau ihr vorsichtig das Kleid auszog und es vor die Tür legte. Sie wurde gefragt, ob sie duschen wollte. Als sie zur Antwort nur mit den Schultern zuckte, nahm die Chinesin eine bereitstehende Schüssel, einen weichen Schwamm und wusch ihr vorsichtig zuerst die Arme, dann die Beine und schließlich auch das Gesicht mit warmem Wasser ab. Mit jeder der fast zaghaften Berührungen ging ein stechender Schmerz durch Hannah Sobothys Körper, sodass sie schließlich ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Als sie sauber war, brannte ihre Haut lichterloh.
    Die Chinesin griff zu einer

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