Kein Tod wie der andere
Polizeiinspektionen und den luxemburgischen Kollegen der Region Grevenmacher eine groß angelegte Suchaktion entlang der Obermosel gestartet. Den ersten Erfolg hatten sie bereits kurz nach Mitternacht verbuchen können, als das Auto von Nanette Bonitzer in Remich auf einem Parkplatz direkt neben der Moselbrücke gefunden wurde. Dieser Standort ließ Eltern und Polizei Schlimmstes vermuten.
Die Suchaktion war nach Sonnenaufgang auf die Mosel konzentriert worden. Ein Einsatz der Hundesuchstaffeln hatte keinen Erfolg gebracht, die Spur verlor sich bereits auf dem Parkplatzgelände. Weil Buhle berichten konnte, dass die Vermisste ihm gegenüber eine Verabredung zu einem Spaziergang erwähnt hatte, wurden gleichzeitig mehrere deutsch-luxemburgische Trupps von Polizisten zusammengestellt, die Anwohner und Passanten in Remich nach der Vermissten und einer möglichen Begleitung befragen sollten.
Da sich der Ermittlungsschwerpunkt weiter ins Großherzogtum verlagert hatte, wurde die Soko um weitere luxemburgische Kriminalpolizisten ergänzt. Das war auch deshalb sinnvoll, weil bei der Gemengelage nicht eindeutig war, welche Gerichtsbarkeit letztlich zum Zuge kommen würde, und juristische Fehler so besser vermieden werden konnten. Für die Soko Sauer ging es an diesem Montag darum, den ereignisreichen Sonntag aufzuarbeiten. Die Spuren, Fakten und Aussagen waren zu sammeln, zu ordnen und auszuwerten. Als sich die abkömmlichen Kommissare mittags wieder trafen, gab es eine Neuigkeit, die zumindest bei den neu hinzugekommenen luxemburgischen Kollegen Heiterkeit hervorrief.
Sven Tard hatte einen Anruf vom Jagdpächter Karl-Otto Möbius bekommen, der ihm mitteilen wollte, dass er am Sonntagabend eine Wildsau erlegt hatte, die wegen eines relativ frisch gebrochenen Beines abseits ihrer Rotte allein unterwegs war. Als Lutz Grehler, den Jacques Jeunesse ausdrücklich zur Mitarbeit eingeladen hatte, dann auch noch ein »Dann hat die Sau Altmüller auf dem Gewissen!« anfügte, waren viele zumindest verwundert über die deutschen Kommissare.
Da Tards Hilfe suchender Blick auf Buhle unbeachtet blieb, musste der junge Deutsche die Sachlage aufklären: »Jo, Möbius hat die Jagd auch für den Bereich um Merteskaul gepachtet. Nachdem Lutz Spuren eines Wildwechsels nahe der Unfallstelle von Alexander Altmüller gefunden hatte, habe ich bei ihm angefragt, ob er etwas Auffälliges bemerkt hätte. Jo, und das war seine Antwort. Seiner Ansicht nach kann die Verletzung sehr gut von einem Verkehrsunfall herrühren. Vielleicht war es also tatsächlich ein Wildschwein, das gegen Altmüllers Auto geknallt ist, er noch ausweichen wollte und dann von der Fahrbahn abkam. Zu schnell war er ja allemal.«
»Das heißt also: ein stinknormaler Wildunfall«, bekräftigte Grehler die Ausführungen seines jungen Kollegen.
»Damit bliebe nur der Mord an Suzanne Altmüller als tatsächliches Tötungsdelikt?«, fragte Ducard.
»Ja, wenn wir da überhaupt einen Mord nachweisen können. Wir haben die Aussage von Nanette Bonitzer, dass sie nach einer Attacke Suzanne Altmüller weggestoßen hatte. Das Opfer fiel und blieb liegen. Richtig?« Reuter stellte die Frage in den Raum, und Ducard stimmte schließlich zu.
»Okay, was ist, wenn Suzanne Altmüller tatsächlich bewusstlos war, Dardenne sie so vorgefunden hat und er sie im Glauben, sie sei schon tot gewesen, nur noch ins Wasser geschoben hat? Also, wenn ich als Mörder so eine schöne Ausrede hätte, oder? Und wir haben nichts, das dies entkräften könnte, gar nichts.«
»Die Verletzung des Opfers im Gesicht?«, fragte Steffen vorsichtig.
Ducard schüttelte den Kopf. »Wird als Beweis nicht ausreichen. Ich weiß, worauf du hinauswillst, Michael. Wir brauchen das Geständnis.«
»So ist es.« Reuter wirkte grimmig zufrieden, wie immer, wenn seine kritischen Gedanken auf fruchtbaren Boden fielen.
Buhle hatte aufmerksam zugehört. Ja, sie befanden sich wirklich in einer verzwickten Situation. Die drei Todesfälle in der Familie Altmüller waren jeder für sich völlig unterschiedlich; keiner wie der andere, und doch hingen sie alle miteinander zusammen. Wahrscheinlich hatte ein Zufall ausgereicht, um mit einem Dominoeffekt alles zum Einstürzen zu bringen. Das war, als Alexander Altmüller zufällig Reno und Dardenne bei der Übergabe der Daten- CD beobachtet hatte. Deshalb hatte Altmüller seine fixe Idee von Biowaffengeschäften im luxemburgischen Staatslabor weiterverfolgt und wahrscheinlich nur aus
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