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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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hatte über Funk zunächst auf Luxemburgisch, anschließend auf Französisch gesprochen. Buhle hatte nur so viel verstanden, dass es um eine Grenze ging.
    »Was ist?«
    »Der schnellste Weg dorthin führt über die Abfahrt Sterpenich an IKEA vorbei nach Grass. Wir sparen uns da einige Ortsdurchfahrten. Allerdings fahren wir ein Stück durch Belgien. Ich habe das grad abgeklärt. Geht in Ordnung.«
    Buhle war beeindruckt. »Gut, ich bin übrigens Christian.«
    »Bastian«, gab der Polizist zurück, und seine Freude über die vertrauliche Geste zeichnete sich um seine Mundwinkel ab.
    Es durften nicht viel mehr als zehn Minuten vergangen sein, als sie die wenigen Häuser von Grass hinter sich ließen und mit verminderter Geschwindigkeit in das Waldgebiet hineinfuhren. Nach einer Rechtskurve führte die schmale Straße schnurgerade in die Dunkelheit. Der junge Bastian schaltete das Fernlicht ein, das die Schneise zwischen dem dichten Baumbestand weit ausleuchtete.
    Buhle erkannte Hannah Sobothy als Erster. Sie hatte sich an den Waldrand gesetzt und versuchte, mit der einen Hand das gleißende Licht der Scheinwerfer abzuschirmen. Als das Polizeiauto schon auf wenige Meter an sie herangerollt war, erhob sie sich, blieb aber einfach auf der Stelle stehen. Der Polizist hatte das Fernlicht wieder ausgeschaltet und hielt kurz vor Hannah Sobothy an, die bewegungslos mit ihrer Tasche in der rechten Hand dastand. Als Buhle wahrnahm, wie lädiert die Frau vor ihnen aussah, sprang er aus dem Auto und lief die letzten Schritte auf sie zu.
    »Frau Sobothy? … Hannah?«
    Es schien ihm, als ob sie noch nicht richtig erfasst hatte, wer da nun vor ihr stand. Doch dann sah er die ersten Tränen in ihre Augen treten. Sie ließ ihre Tasche einfach zu Boden fallen, schlang ihre Arme um seinen Hals und fing hemmungslos an zu weinen.

50
    Großregion; Montag, 20.   Juni
    Die komplette Sonderkommission Sauer hatte sich am Montagmorgen in der Zentrale der luxemburgischen Kriminalpolizei getroffen. Sie hatten die Einsatzleitungen der Einsätze vom Vortag, die Diensthabenden in der Gemeinsamen Stelle und zwei Vertreter der saarländischen Kripo hinzugezogen. Die Bilanz einer der umfangreichsten Polizeiaktionen des Großherzogtums überhaupt war allerdings durchwachsen.
    Mario Reno hatte gestanden, aber der Mordfall war damit noch nicht aufgeklärt. Die Indizien gegen Dardenne hatten sich noch einmal verdichtet, seit Schuhe im Keller seines Hauses gefunden worden waren, die exakt zu den Spuren am Tatort passten. Dardenne selbst schwieg immer noch. Seine Frau Kristin hatte den Überfall leidlich überstanden. Die Ärzte hatten ihr Ruhe verordnet, sahen aber ihr ungeborenes Kind nicht in Gefahr. Sie schien an der ganzen Sache nicht beteiligt zu sein, jedenfalls fehlten entsprechende Anzeichen. Völlig unklar war immer noch, wer den Überfall auf die Dardennes verübt hatte.
    Genauso suspekt erschien die Geschichte mit Hannah Sobothy. Buhle hatte sie nach einem kurzen Check im Krankenhaus, bei dem nur unerhebliche äußerliche Verletzungen festgestellt werden konnten, auf eigenes Drängen nach Hause gebracht. Er konnte anschließend nur weitergeben, dass sie noch nichts darüber ausgesagt hatte, was mit ihr geschehen war. Sie bestätigte weder einen Termin bei Thill noch einen Kontakt zu einem Shiwen oder anderen Asiaten. Auch erklärte sie nicht, was sie an der belgischen Grenze zu suchen gehabt hatte. Buhle hatte spekuliert, ob möglicherweise ein Strohmann unter Thills Namen geflogen sein könnte, oder Hannah Sobothy vielleicht doch vom mysteriösen Chinesen statt von Thill in dessen Haus empfangen worden sein könnte. Aber die anderen Soko-Mitglieder fanden diesen Gedanken zu weit hergeholt und mahnten an, sie sollten sich nun auf die Suche nach Nanette Bonitzer und Dardenne konzentrieren; zu Recht, wie es ihm selbst schien.
    Was Buhle den Kollegen aber verschwieg, war die Tatsache, dass er Hannah die ganze Rückfahrt über in den Armen gehalten hatte. Und dass ihre Mitbewohnerin Steff ihn aus Dankbarkeit nicht nur fast erdrückt, sondern ihm im Überschwang ihrer Gefühle noch einen dicken Kuss mitten auf den Mund gedrückt hatte. Es war deutlich nach Mitternacht gewesen, als Hannah diesmal in den Armen ihrer Mitbewohnerin eingeschlafen war und er diese besondere Frauen- WG wieder verlassen hatte.
    Nanette Bonitzer blieb auch an diesem Montagmorgen verschwunden. Gerhardts hatte zusammen mit den rheinland-pfälzischen und saarländischen

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