Kein Tod wie der andere
Sichtung der Akten von Alexander Altmüller gewonnen hatte. Er war schnell fertig damit. Die Liste mit Journalisten, mit denen Altmüller zusammengearbeitet hatte, hatte Reuter bereits am Morgen aus den Daten im Netbook herausgefiltert. Die müssten sie baldmöglichst abarbeiten. Spätestens morgen würden die Redaktionen für die Dienstagsausgaben wieder besetzt sein. Es bestand somit die Chance, einige Journalisten zeitnah befragen zu können.
Den einzigen Rechtsanwalt hatte sich Buhle auch notiert. Nur schien Altmüller noch nie rechtlichen Beistand benötigt zu haben, mit Ausnahme der notariellen Abwicklung beim Hauskauf. Den Namen des damit betrauten Notars hatte er seinen Notizen hinzugefügt.
Sonst gab es nichts, was Buhle hatte aufmerksam werden lassen. Die Kündigung beim alten Arbeitgeber in Aachen hatte der Journalist mit dem Wegzug in die Eifel begründet. Dass er auch danach noch Aufträge als freier Mitarbeiter bekommen hatte, deutete darauf hin, dass die Trennung nicht im Groll geschehen war und seine Arbeit durchaus anerkannt wurde. Ein positives Zeugnis bestätigte dies. Ansonsten schien er mit Verlassen seiner Heimatregion auch die meisten Kontakte dorthin abgebrochen zu haben. Im internen Adressbuch seines Telefons waren nur zwei Nummern aus der Region gespeichert, darunter die seiner Mutter. Mit Elisabeth Altmüller hätten sie schon längst reden müssen.
Kurz hinter Hohensonne kam ihm das Auto der Kollegen entgegen. Er erkannte, dass Steffen am Steuer saß, und wählte die Nummer von Huth-Balzer. Das Telefonat war nicht allzu lang. Buhle war erleichtert, dass alles gut gegangen war. Aber wie hätte der Täter auch so schnell in Erfahrung bringen können, wo Zoé sich gerade aufhielt? Dennoch war klar, dass die eingeleiteten Sicherheitsmaßnahmen aufrechterhalten wurden. Lieber wäre ihm allerdings gewesen, wenn statt Peter Kasper seine Kriminalassistentin auch diese Nacht bei Marie bleiben würde; aus Sicherheitsgründen.
Es war schon nach acht Uhr, als Buhle ausstieg und sofort den deutlichen Temperaturanstieg zwischen der Eifel und dem Moseltal spürte. Zum Glück stand die Sonne nicht mehr so hoch, sodass seine wie immer schwarze Kleidung die Wärme nicht noch zusätzlich anzog. Das frisch renovierte Bürogebäude in der Kürenzer Straße war jetzt am Sonntagabend fast leer. Ein junger Kommissar hatte ihm gegenüber einmal geäußert, mit welch einem beklemmenden Gefühl er durch die langen, menschenleeren Korridore gegangen war. Als ob hinter jeder der meist verschlossenen Zimmertüren eine Gefahr lauern konnte. Buhle hatte so nie empfunden. Er mochte es vielmehr, wenn er das Gebäude fast vollständig für sich hatte. Der Kollege hatte schon bald nach der Ausbildung den Polizeidienst wieder verlassen und, soweit Buhle wusste, angefangen, Jura zu studieren.
Wie immer startete Buhle als Erstes den Computer, nachdem er sein Zimmer betreten hatte. Dann setzte er sich hinter den Schreibtisch, lehnte sich weit nach hinten zurück, bis der PC hochgefahren war. Großmann wartete sicher schon auf seinen Bericht. Auch der Polizeipräsident Monz würde spätestens morgen Mittag eine Zusammenfassung fordern. Nachmittags würden sie eine Pressekonferenz einberufen müssen. Die Pressesprecherin war im Urlaub, das wusste er zufällig, sodass auch die Vorbereitung dafür an ihm hängen bleiben würde. Er öffnete das Mailprogramm und nahm anschließend seine Notizen aus der Tasche. Die meisten Aufgaben musste er morgen direkt delegieren. Um die Unterrichtung der Staatsanwältin Klara Haupt kam er allerdings nicht herum. Das durfte er auf keinen Fall vergessen.
Zum Glück hatte er keine wirklich wichtigen E-Mails bekommen. Die Telefonliste zeigte drei unbeantwortete Anrufe an. Dabei waren zwei von der gleichen Handynummer und ein Anruf vom Festnetz. Er kannte keine der Nummern, wunderte sich aber, warum jemand davon ausging, ihn am Pfingstsonntag hier anzutreffen und es gleich zweimal versuchte. Er überlegte, ob er gleich zurückrufen sollte, entschied sich dann aber für später. Er schaute auf die Uhr und spielte kurz mit dem Gedanken, Marie anzurufen. Er hatte den Hörer schon in der Hand, als er sich daran erinnerte, dass sie Peter Kasper zu Besuch hatte, und er legte wieder auf. Keine fünf Sekunden später klingelte es.
Buhle atmete tief ein und aus. Nach dem dritten Läuten nahm er ab. »Buhle, Kriminalpolizei Trier. Guten Abend.«
»Guten Abend. Hannah Sobothy. Sie wissen, wer ich
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