Kein Tod wie der andere
sich deutlich von den Weiß- und Beigevarianten der restlichen Häuser abhob.
Buhle ging ohne zu zögern auf die schlichte Haustür zu, neben der auf einem reichlich verzierten Tonschild die Namen »Hannah Sobothy« und »Stefanie Brodersen« standen. Die Tür wurde geöffnet, noch bevor Buhle die Hand zum Klingelknopf ausstrecken konnte. Wortlos wies Sobothy ihn an, hineinzukommen, und schloss die Tür direkt hinter ihm. Dann zeigte sie ihm den Weg durch den engen Flur zum Wohnzimmer auf der Rückseite des Hauses.
Buhle trat vor ihr in den relativ großen Raum und schaute sich um. Aufgrund des großen Fensters und der direkt anschließenden Terrassentür war das Zimmer sehr hell. So schienen die rubinroten Wände um die vielen abstrakten Gemälde herum fast zu leuchten. Auf der Fensterbank und in den Zimmerecken standen zahlreiche, teils zimmerhohe Grün- und Blütenpflanzen. Zusammen mit dem hellen Dielenboden, zwei breiten Stoffsesseln mit einem Beistelltisch dazwischen und einem ebenfalls aus hellem Holz gebauten, älteren Regal mit Büchern, einer kleinen Musikanlage und einer Handvoll CD s wirkte der Raum wie eine organische Einheit, die mit der angrenzenden Holzterrasse und dem wildwüchsigen Garten draußen in fester Verbindung stand. Als er links um die Ecke schaute, blickte er auf einen großen Esstisch mit sechs Stühlen, die offensichtlich in ihrem langen Leben erst an diesem Platz zusammengefunden hatten. Ein halbhoher Tresen und ein darüber montiertes Deckenregal bildeten die räumliche Zäsur zu der dahinterliegenden Einbauküche, die aussah, als ob ein Vorbesitzer mit gänzlich anderen Gestaltungsansprüchen sie dort aufgestellt hatte.
»Sie dürfen ruhig noch ein paar Schritte weitergehen, Herr Buhle. Setzen Sie sich doch.«
Der Kommissar machte automatisch zwei Schritte zur Seite und blickte die junge Frau an. »Guten Tag, Frau Sobothy. Entschuldigen Sie, aber es ist schon etwas Besonderes, in Ihre Wohnung einzutreten.«
Hannah Sobothy versuchte ein kurzes Lächeln, das aber nicht so recht gelingen wollte. »Das sagen viele.« Sie breitete für einen Moment die Arme aus. »Das ist das Ergebnis meiner romantischen Träume und den künstlerischen Fähigkeiten von Steff. Möchten Sie etwas trinken? Ich habe heute Nachmittag eine Sommerbowle angesetzt.«
»Nein, danke. Ich möchte nichts Alkoholhaltiges. Ein Glas Wasser würde genügen.«
Jetzt huschte ein Lächeln über ihre Lippen, das etwas ehrlicher schien. »Meine Bowle ist alkoholfrei. Nur mit Kräutern und Früchten angesetzt. Wunderbar erfrischend an so heißen Tagen.«
»Dann nehme ich gern ein Glas.«
Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis sie mit einem Glaskrug und zwei hohen Gläsern wieder zurückkam und beides auf den Esstisch stellte. Der Krug hatte im Kühlschrank gestanden und beschlug in der warmen Raumluft augenblicklich. Auf der Oberfläche schaukelten Kiwi- und Zitronenscheiben, Erdbeeren und Minzblätter im Gleichklang. Beim Eingießen hielt Sobothy mit einer Gabel die Früchte zurück, fischte danach je zwei Erdbeeren und Kiwischeiben heraus und verteilte diese auf die zwei gefüllten Gläser. Buhle sah, wie ihre Hand dabei ein wenig zitterte. Sie gab ihm ein Glas und bat ihn, sich in einen der beiden Sessel zu setzen. Anschließend stellte sie ihr Glas und den Krug auf dem kleinen Tisch ab und setzte sich mit schräg angezogenen Beinen ebenfalls. Etwas unschlüssig sah sie den Kommissar an.
Buhle spürte, dass sie nach den richtigen Worten suchte, um das Gespräch zu beginnen, und wollte sie nicht drängen. Stattdessen nahm er einen Schluck von der Bowle und betrachtete die Journalistin. Er hatte den Eindruck, als ob sie das Haar jetzt länger trug als beim letzten Mal, als er sie bei einer Pressekonferenz gesehen hatte. Der etwas willkürlich gesetzte Scheitel teilte die rotblonden Haare und ließ sie in lockigen Strähnen bis über die Schultern fallen. Sie bildeten einen durchaus attraktiven Rahmen für das rundliche Gesicht mit den hoch angesetzten, deutlich ausgeprägten Wangen. Das Kleid, das sie heute trug, war aus einem leichten grünen Stoff mit dunkelgrünem Muster. Ein breiter hellbrauner Gürtel mit großer Schnalle betonte ihre Taille über den etwas rundlichen Hüften.
Natürlich versuchte Buhle, Sobothy nicht offensichtlich mit den Augen abzutasten, wie das manche seiner Kollegen ohne Hemmungen machten. Doch auch wenn sich seine Beobachtungszeit auf nur wenige Sekunden beschränkt hatte, war er sich
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