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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Verbindungen zu kriminellen Bereichen hin. Mehr nicht.
    Buhle schickte seine Mitarbeiter direkt nach der Besprechung nach Hause. Nur Nicole Huth-Balzer nahm er noch kurz beiseite, um zu erfahren, dass Marie es für nicht mehr notwendig erachtet hatte, Personenschutz in ihren eigenen vier Wänden zu bekommen. Auch den Posten vor ihrem Haus hielt sie mittlerweile für überflüssig, doch Buhle wollte ihn behalten, auch wenn er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, dass diese Schutzmaßnahme von der Polizeileitung gestrichen werden würde.
    Er selbst brauchte noch ein wenig Zeit und Ruhe am Schreibtisch. Nach einer Stunde hatte er die neuen Ermittlungsergebnisse den Akten zugeordnet. Wie immer waren Anzahl und Umfang der Ordner zunächst rasch angewachsen. Einen weiteren Schub gab es, wenn die erste Phase der Untersuchungen abgeschlossen war, es nicht mehr richtig voranging und die Kriminalbeamten die Zeit nutzten, Ermittlungsakten systematisch aufzubereiten. Später käme wieder viel Schreibaufwand hinzu, wenn in einem Fall der Durchbruch gelang, man dem Täter auf der Spur war und viele neue Fakten zu erfassen waren. Viele Polizisten sahen die aufwendigen Dokumentationen als zu zeitraubend und entnervend an. Doch jeder, der einmal erlebt hatte, dass aufgrund unvollständiger Ermittlungsakten ein Verbrecher straffrei ausging und ihre ganze Arbeit somit umsonst gewesen war, hatte verstanden, dass darin ebenso die Zeit investiert werden musste wie in die Jagd auf den Verbrecher selbst. Eine Wertschätzung erfuhr dieser viel Zeit beanspruchende Teil der Polizeiarbeit jedoch nur bei einzelnen Juristen und direkten Vorgesetzten. Die Öffentlichkeit, vom Politiker bis zum Stammtischbruder, erkannte das nicht.
    Buhle versuchte, Marie Steyn anzurufen. Am Apparat war allerdings Mattis, der ihm mitteilte, dass seine Mutter auf dem Sofa eingeschlafen war. Der Junge berichtete von dem schönen Ausflug zu seiner Urgroßmutter in die luxemburgische Schweiz, und Buhle freute sich über das gelungene Geburtstagswochenende für den jetzt Elfjährigen. Er bat ihn, seiner Mutter eine Nachricht zu hinterlegen, dass sie zurückrufen möchte, und beendete halbwegs erleichtert das Gespräch.
    Für Buhle war es auch ein langes Wochenende gewesen. Als er abends in seiner Wohnung ankam, war es schon wieder zu spät, sich etwas Ordentliches zu kochen. Er entschied sich folglich für die schnelle Variante von Gnocchi mit rotem Pesto und Parmesan. Es war lange nach zweiundzwanzig Uhr, als er fertig gegessen hatte, sich auszog und ins Bett ging. Er schlief sofort und fest ein. Das Klingeln des Telefons um kurz vor elf drang in der ersten Tiefschlafphase nicht mehr zu ihm vor. Das Handy lag mit weiterhin leerem Akku neben ihm.

21
    Großregion; Dienstag, 14.   Juni
    Mario Reno stand am Zaun und blickte auf das leere Spielfeld des Racing FC . Die Strapazen von zweieinhalb Tagen Fußballturnier auf weichem Boden waren der ramponierten Grasnarbe deutlich anzusehen. Sie hatten es im Radio gebracht, als er noch beim Zähneputzen gewesen war. Danach musste er ein neues Hemd anziehen, weil die Zahnpasta aus seinem offenen Mund heruntergetropft war. Jetzt war es also so weit. Jetzt würden sie kommen, das war ihm klar. Wieder war Flucht sein erster Gedanke. Doch das war wie ein Schuldeingeständnis, das durfte er nicht machen. Der Weg zur Arbeit kam ihm so lang vor wie noch nie. Vielleicht kamen sie doch nicht dahinter. Vielleicht hatte er es geschickt genug gemacht. Später als üblich traf er bei der Arbeit ein.
    * * *
    Eric Dardenne saß auf seiner Terrasse und trank seinen zweiten starken Kaffee im warmen Morgenlicht. Dies war zweifelsohne ein Vorteil des nach Osten ausgerichteten Grundstücks. So schien es nun mal zu sein im Leben: Alles hatte seine Vor- und Nachteile, seine Sonnen- und Schattenseiten.
    Er dachte an Kristin. Bei ihr wechselten auch überschwängliche Freude und abgrundtiefes Elend. Ihr Elend gestern hatte er kommen sehen, seit sie diese verräterische Handbewegung gemacht hatte. Als sie den halben Tag über der Kloschüssel hing, hätte er sich grad auch übergeben können. Sie hatte es also tatsächlich geschafft.
    Neben ihm lag das »Luxemburger Wort«. Die Schlagzeile war groß, der Bericht auf mehrere Seiten verteilt. Jetzt waren es drei. Drei Tote. Obwohl die jeweiligen Todesursachen bekannt waren, rätselten die Journalisten: über Ursachen, Zusammenhänge, Motive, Hintergründe. Sie würden noch lange rätseln, da war

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