Kein Tod wie der andere
versuchen, wenn ihre Kinder schon auf dem Weg zur Schule waren.
Nachdem er sich ausgiebig geduscht und rasiert, sich zu einem kurzen Frühstück hingesetzt, die Waschmaschine gefüllt und auf den frühen Abend programmiert hatte, stand er um Punkt sieben Uhr vor dem nahe gelegenen Supermarkt, wo er die Lebensmittel für die Woche einkaufte. Er wusste, dass er wieder als eines der letzten Soko-Mitglieder in der Zentralen Kriminalinspektion eintreffen würde, aber nun hatte er wenigstens für diese Woche für sich vorgesorgt. Er hatte mittlerweile verstanden, dass dies nicht nur sein gutes Recht war, sondern letztlich auch verhinderte, dass er wegen einer mangelnden Versorgung mit Nahrungsmitteln während der heißen Phase eines Falls abbaute. Und er brauchte die übertriebene Härte gegen sich selbst nicht mehr.
Zeitgleich mit Henri Ducard kam er in seiner Dienststelle an. Die Kollegen der Soko Sauer standen bereits in kleineren Grüppchen zusammen, und Buhle wusste, dass sie ihre Pläne für die weitere Vorgehensweise schon in der Tasche hatten. Ihn überkam für einen kurzen Moment das Gefühl von Stolz, dass er Vorgesetzter dieser Kriminalpolizisten sein durfte. Sie waren ein wirklich gutes Team.
Er begrüßte seine Kollegen und stimmte sich mit ihnen ab. Die Einsatzbesprechung legten sie auf Viertel nach acht fest. Buhle wollte vorher Marie anrufen und zu Großmann gehen, um ihn von der personellen Aufstockung der Soko zu überzeugen. Sein Erfolg war übersichtlich. Marie war offenbar nicht mehr zu Hause, und auch ihr Handy war abgestellt. Von Großmann bekam er als festes Mitglied der Soko Sauer lediglich noch Sven Tard zugewiesen.
Auf den jungen Kollegen des K 16 hatte Buhle bestanden, weil er dessen Qualitäten im Bereich Fahndung und Recherche absolut schätzte. Tard musste jeden Moment eintreffen, nachdem er, wie häufig an langen Wochenenden, seine Eltern in Schwerin besucht hatte. Offenbar machte die lange Nachtfahrt mit dem Zug dem Achtundzwanzigjährigen nichts aus, denn er erschien immer absolut einsatzbereit zum Dienst. Buhle wusste allerdings auch, wer der Beteiligung von Tard an der Soko mit gemischten Gefühlen entgegensehen würde. Es war allgemein bekannt, dass Tards Zuneigung zu Nicole Huth-Balzer nicht auf Gegenliebe stieß.
Nachdem Großmann zugesichert hatte, zumindest für die nächsten, arbeitsintensiven Tage weitere Polizisten für die Fahndungsarbeit in der Soko zu organisieren, ließ es Buhle darauf beruhen. Die dünne Personaldecke bei der Polizei machte sich gerade bei der Ermittlung wegen Kapitalverbrechen negativ bemerkbar. Allen war klar, dass die Aufklärungsquote darunter litt. Genauso war sich Buhle bewusst, dass das Land nicht weiter auf Pump zulasten der nachfolgenden Generationen agieren konnte und sparen musste. Er fragte sich nur, wo das ganze Geld hinfloss, das in einem der reichsten Länder der Welt erwirtschaftet wurde, wenn Sparen das Dauerthema in allen gesellschaftlichen Bereichen geworden war.
Die Sitzung der Soko Sauer war kurz. Tard war sofort bei der Sache, nachdem ihm seine neue Aufgabe mitgeteilt worden war. Er würde sich um eingehende Zeugenaussagen kümmern und zu den brisanten Themen recherchieren, mit denen sich Altmüller beschäftigt hatte. Dabei sollte er Unterstützung von Reuter und Ducard bekommen, der gleichzeitig die luxemburgischen Kollegen mit entsprechenden Aufgaben betreute. Huth-Balzer und Steffen hatten endlich einen Termin bei dem Chefarzt im Trierer Mutterhaus bekommen, der Anne Altmüller behandelt hatte und ohne den kein anderer Arzt aussagen wollte. Buhle und Gerhardts machten sich weiter auf die Suche nach Sicherungsdateien oder an einem sicheren Ort deponierten Unterlagen von Alexander Altmüller.
Alle hofften, dass die Kriminaltechnische Untersuchungsstelle zügig die Ergebnisse zum Material der Spurensicherung liefern würde. Aber das konnte gerade dann einige Zeit dauern, wenn sie aufgrund fehlender eigener Möglichkeiten den Umweg über das LKA gehen mussten. Sie hatten verschiedene Ermittlungsrichtungen, aber überhaupt nichts Greifbares. Wussten noch nicht einmal, ob es neben dem Mord an Suzanne Altmüller auch Verbrechen an ihrem Mann und ihrer Tochter gegeben hatte. Die Zeit der zähen Ermittlungsarbeit auf der Suche nach Motiven und Hinweisen auf mögliche Täter war ein Stochern im Trüben, das schnell zermürbend werden konnte, wenn es mehrere Tage anhalten sollte. Buhle wusste, dass er dann als Leiter der Soko gefordert
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