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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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dann war er selbst doch unruhig geworden und hatte reagiert. Hatte er überreagiert? War er zu schnell, zu heftig vorgegangen? Er dachte darüber nach, wog die Alternativen ab. Aber letztendlich war es geschehen, nicht mehr rückgängig zu machen. Und er brauchte kein schlechtes Gewissen zu haben. Sie zogen alle an einem Strang, und sie würden gewinnen. Vielleicht sollte er trotzdem noch mal hinfahren, schauen, wie der Stand der Dinge war. Schaden konnte es nicht. Mit neuer Zuversicht machte er sich an die Arbeit.
    * * *
    Markus Schilzenbach wusste nicht, was er von der Sache halten sollte. Er hatte die Familie nicht gekannt; waren halt Zugezogene, keine richtigen Eifler. Mit dem Journalisten hatte er einmal am Rande einer Veranstaltung ein kurzes Gespräch geführt. Er erinnerte sich dunkel, dass dieser … er blickte noch mal auf die Zeitung … dieser Altmüller ihn noch mal anrufen wollte. Hatte er aber nicht getan. Jetzt war er tot und seine Frau und seine Tochter auch. Normalerweise hätte er bei einer solchen Familientragödie zumindest kondoliert. Wäre mit dem Ortsbürgermeister dorthin gefahren. Aber nun war ja keiner mehr da, keine ortansässigen Eltern oder Verwandte, nur noch das zweite Kind.
    Dass die Frau vermutlich ermordet worden war, machte die Angelegenheit zusätzlich heikel. Er musste auf jeden Fall informiert sein, man würde darüber sprechen. Schließlich war es ja fast vor seiner Haustür geschehen. Er überlegte, wen er am besten wegen Hintergrundinformationen ansprechen konnte. Seine Kontakte zur Polizei waren in den letzten Jahren in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber er kannte ein paar Juristen und Kommunalpolitiker, die sicher für ihn nachhören konnten. Doch dafür musste später noch Zeit sein. Ein Blick in seinen Kalender sagte ihm, dass er sich jetzt zu einem Termin mit dem Jagdverband auf den Weg machen musste.
    * * *
    Paul Feilen las den »Trierischen Volksfreund« stets von hinten nach vorn. Er hatte einmal zu seiner Tochter Monika gesagt, dass er so schneller auf jemanden stoßen könne, den er kennt. An diesem Tag machte er eine Ausnahme. Auf der Titelseite war in dicken Buchstaben, die sogar er ohne Brille lesen konnte, der Tod der Luxemburgerin aus der Eifel der Aufmacher. Auf den Seiten drei und vier folgten ausführliche Berichte über die vorläufigen Ermittlungsergebnisse der Polizei, über die Familie Altmüller und schließlich auch über die Merteskaul. Gestern Abend noch waren mehrere Reporter der Zeitungen aufgetaucht. Sie hatten ihn und alle anderen hier ausquetschen wollen. Aber er glaubte nicht, dass sie dabei viel erfahren hatten; Monika war ja nicht da gewesen. Letztendlich ging das auch keinen etwas an. Auch wenn die Altmüllers nicht von hier waren, sie hatten es nicht verdient, dass ihr Leben nach dem Tod so in der Öffentlichkeit breitgetreten würde.
    Er las den Artikel zu Ende. Nein, auch vom Fluch der Merteskaul stand nichts drin. Da hatte also auch Silvia geschwiegen. Er überlegte, wie das wohl gleich sein würde, wenn Polizei und Journalisten in der Merteskaul aufeinanderstießen. Dass beide Seiten keine Ruhe lassen würden, war ihm klar. Er konnte sich ja überlegen, ob er den Polizisten doch etwas sagen sollte, damit es hier wieder still würde. Aber vielleicht sollte er auch noch ein wenig damit warten. Er stand auf und ging an seine Hausarbeit.

22
    Trier; Dienstag, 14.   Juni
    Buhle begann den Morgen mit dem Gefühl, nach den anstrengenden letzten Tagen endlich wieder ausgeruht zu sein. Über sechseinhalb Stunden hatte er durchgehend, fest und traumlos geschlafen. Er saß auf der Bettkante und überlegte, was er alles zu erledigen hatte, bevor er zur Dienststelle fuhr. Ihm fiel der Korb mit Wäsche ein, den er am Donnerstagabend vor dem Treffen mit Marie nicht mehr in die Waschmaschine gesteckt hatte. Er musste unbedingt einkaufen, das Putzen konnte er hingegen noch eine Weile aufschieben. Dann fiel sein Blick auf das Handy. Er erinnerte sich daran, dass es gestern schon leer gewesen war. Mit einem leisen, aber durchaus deutlichen Fluch gegen sich selbst nahm er es vom Nachttisch und ging ins Wohnzimmer zum Ladekabel.
    Als das Handy an der Steckdose hing, schaltete er es an. Zum Glück hatte er nur einen unbeantworteten Anruf erhalten: Marie hatte wohl vor dem Schlafengehen noch versucht, ihn zurückzurufen. Er stellte fest, dass es zehn nach sechs und damit noch zu früh war, sie anzurufen. Er würde es gegen Viertel vor acht bei ihr

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