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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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nur Stress und würden den regelmäßig nach unten weitergeben. Sie schilderte Suzanne Altmüller als eine herzensgute und fleißige Kollegin, die sich allerdings häufig zu sehr unter Druck setzte. Der Tod ihrer Tochter hätte sie zutiefst getroffen. Sie war völlig verzweifelt gewesen, weil das Kind erkrankt war und sie ihr als Ärztin nicht helfen konnte. Frau Kootz hatte Suzanne Altmüller danach einmal zu Hause besucht und versucht, sie zu trösten. Aber sie hatte das nicht akzeptieren können. Auch die Tatsache, dass sogar die Fachärzte im Mutterhaus in Trier hilflos waren und rätselhafte Viruserkrankungen immer wieder vorkamen, half ihr nicht über das vermeintliche eigene Versagen hinweg. Im Trierer Mutterhaus ist der verantwortliche Arzt erst morgen wieder im Dienst. Die Bereitschaftsärzte wollten nichts zum Fall Anne Altmüller sagen.«
    Jetzt übernahm Nicole Huth-Balzer wieder. »Am wenigsten gibt es erwartungsgemäß von der kleinen Anne Altmüller zu berichten. Sie wurde als überdurchschnittlich intelligentes, aufgewecktes Kind beschrieben, das im Kindergarten viele Freunde hatte. Die tödliche Erkrankung hatte alle natürlich sehr getroffen. So mancher zeigte Unverständnis, dass die Ärzte da nicht helfen konnten; zumal die Mutter selbst Ärztin war. Als ob Ärzte ihre Patienten anders behandeln würden, wenn es Kinder von Kollegen sind.« Die junge Beamtin klang jetzt müde.
    »Na, so ganz abwegig ist das ja nun nicht.« Reuter hatte lange geschwiegen. »Wenn wir einen Fall aufzuklären haben, bei dem ein Kollege oder deren Angehörige die Opfer sind, gehen wir auch anders an die Sache ran. … Jetzt guckt mich nicht so groß an. Ist doch so.«
    »Ich denke, jeder von uns gibt immer sein Bestes, Mich.« Buhle schaute seinen Mitarbeiter an, doch dessen Gesichtsausdruck verriet, dass er zu seiner Einschätzung stand.
    Die meisten Soko-Mitglieder waren nun an der Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit angekommen. Dennoch stand der wichtige Beitrag von Paul Gerhardts über Altmüllers Mutter aus. Elisabeth Altmüller war Anfang sechzig, seit acht Jahren Witwe, seit vier Jahren wieder mit einem etwas älteren Nachbarn liiert. Sie hatte erzählt, dass ihr Sohn Alexander nach dem Tod ihres Mannes seinen Studienplatz in Berlin aufgegeben hatte und nach Aachen zurückgekehrt war. Leider hätte er dort sehr schnell diese Luxemburgerin kennengelernt, die ihm gleich ein Kind angehängt hätte. Nach Gerhardts Meinung war es nur zu offensichtlich, dass zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter ein mehr als schwieriges Verhältnis bestanden haben musste. Ihren Sohn liebte sie hingegen über alles. Deshalb hatte es sie auch schwer getroffen, als die junge Familie vor drei Jahren wegzog. Sie machte dafür Suzanne verantwortlich, die sich zwischen Mutter und Sohn gedrängt und ihren Alexander mit dem zweiten Kind erpresst hätte. Überhaupt machte sie die Luxemburgerin, Suzannes Vornamen nannte sie gar nicht, für alles verantwortlich, was in jüngster Zeit ihrem Sohn und seiner Familie widerfahren war. Insofern sei es nur die gerechte Strafe, dass sie jetzt auch tot war. Viel mehr konnte sie nicht sagen. Nur, dass ihr Sohn ein überaus fähiger Journalist gewesen sei und sicher für große Zeitungen geschrieben hätte, wenn er nicht wegen der Karriere seiner Frau hätte zurückstecken müssen. An was er gearbeitet und ob er Freunde gehabt hatte, konnte sie nicht sagen. Auch nicht, ob Alexander Altmüller im Elternhaus Unterlagen deponiert hatte. Im alten Jugendzimmer des Journalisten fand sich nichts.
    Ebenso wenig brachte die kurze Befragung eines alten Schulfreundes, auf den die Mutter verwiesen und mit dem sich Alexander regelmäßig getroffen hatte. Andreas Koschinski schien aufrichtig betroffen vom Schicksal der Familie seines Freundes, gab aber vor, mit ihm zumeist über alte Zeiten, Familienangelegenheiten und die Probleme der Braunkohleregion, in der er lebte, gesprochen zu haben.
    Die Soko zog abschließend eine kurze Bilanz. Noch immer war keine konkrete Verbindung zwischen den drei Todesfällen in der Familie Altmüller zutage getreten. Für die Tat an Suzanne lag kein Motiv vor. Ein zufälliger Mord an der Sauer? Davor ein Verkehrsunfall des Journalisten mit den brisanten Recherchen? Davor eine mysteriöse Erkrankung der Tochter mit tödlichem Ausgang? Doch es gab den Einbruch in das Haus der Familie und den Diebstahl von Recherchematerial. Diese verschwundenen Unterlagen deuteten vage auf potenzielle

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