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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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kurzfristig meinen Vater mitnehmen, weil meine Mutter im Krankenhaus
     war. Dass es mühsam würde, hatte ich mir schon gedacht, was dann aber alles passierte, das hätte sich zuvor niemand ausmalen
     können. Es war sehr anstrengend. Mein Vater hatte in kürzester Zeit Kontakte geknüpft und betrachtete sich, unterstützt von
     seinem alten Norderneyer Freund Kalli, als der wahre Organisator der Renovierung. Im Zuge dessen ging relativ viel schief.
     Allein der Tatsache, dass Marleen und ich uns über zwanzig Jahre kannten, war es zu verdanken, dass sie überhaupt noch mit
     mir sprach. Wobei, im Moment   … Aber ich wollte nicht mehr darüber nachdenken.
    Johann war damals Gast in der Pension, so hatten wir uns kennengelernt. Vermutlich hatte er meinen Vater für geisteskrank
     gehalten, aber nie etwas dergleichen gesagt. Vor ein paar Monaten, im Mai, hatten Johann und ich ein paar Tage bei meinen
     Eltern auf Sylt verbracht. Ich hatte die naive Vorstellung,dass er meine Familie auf den zweiten Blick doch sympathisch finden würde. Es hatte wieder einige Zwischenfälle gegeben, auch
     dieses Mal hatte Johann sich nicht weiter zu meiner Mutter, meiner Tante Inge oder Onkel Walter geäußert. Aber er hatte komisch
     geguckt. Eine böse Stimme im Kopf fragte, ob es nicht doch einen Zusammenhang zwischen meinem Familienclan und Johanns Aufenthalt
     in Schweden geben konnte. Ich wies die Stimme an, zu schweigen, es war blanker Unsinn. Ines hatte recht, ich dachte zu viel.
     Ich konzentrierte mich wieder auf das Bevorstehende: die Pension.
    Während der Renovierung hatte ich jeden Morgen den Frühstücksdienst gemacht. Ich versuchte, mir die täglichen Abläufe in Erinnerung
     zu rufen. Die Tische wurden abends gedeckt. Wir hatten mit dem Kaffee- und Teekochen begonnen, dann die Platten mit Aufschnitt
     und Käse, Salaten und Obst hergerichtet. Während die Eier kochten, wurden die Saftkaraffen und Brotkörbe befüllt. Ich bekam
     alles wieder zusammen und nickte zufrieden. Bis sich zum zweiten Mal die böse Stimme meldete und mir zuraunte, dass ich ja
     nur die Anordnungen von Marleen ausgeführt hätte. Und die hatte immer den Überblick gehabt. Mir fiel siedend heiß ein, dass
     wir sie noch nicht einmal anrufen konnten, um irgendetwas zu fragen. Sie hatte nur so ein altes Handy, für das es in Dubai
     bestimmt kein Netz gab. Und eine andere Telefonnummer besaß ich nicht. Noch nicht einmal für den Notfall. Ich musste Kühlke
     danach fragen.
     
    Ines röchelte etwas lauter, was mich seltsamerweise beruhigte. Sie regte sich selten auf und hatte auch vor nichts Angst.
     Ich wandte den Blick von der Straße und sah sie an. In diesem Moment war ich heilfroh, dass sie jetzt hier war. Zusammen würden
     wir das doch hinkriegen. Als hätte sie meinen Blick gespürt, öffnete sie die Augen, rappelte sich hoch und sah sich um.
    »Wo sind wir denn?« Sie gähnte mit aufgerissenem Mund, ohne die Hand davor zu legen. »Gott, was war ich müde. Wo ist eigentlich
     das Wasser?«
    »Hinten. Unter deinem zerknüllten Müll.«
    Ines drehte sich um und angelte sich die Flasche. »Ist ja nicht mehr viel drin. Kann ich austrinken, oder?«
    Die Flasche war natürlich leer, bevor ich antworten konnte.
    »So.« Sie wischte sich den Mund ab und drehte den Schraubverschluss wieder zu. »Da vorn ist ein Parkplatz, wenn du willst,
     kann ich dich ablösen, dann kannst du auch einen Moment lang die Augen zumachen.«
    Als sie es ausgesprochen hatte, merkte ich erst, wie unglaublich müde ich war.
     
    »Christine?«
    Ich watete knietief durch Seifenschaum, der aus allen Ritzen und Ecken des Frühstücksraumes quoll, in der Hand ein Tablett
     mit Hotdogs und auf der Suche nach Gesa, die zu viel Waschpulver in die Maschine gekippt hatte. Ich würde sie feuern müssen,
     diese Studentinnen hatten einfach keine Ahnung von Buntwäsche.
    »Christine!«
    Irgendetwas zerrte an meinem Arm, ich hielt krampfhaft das Tablett fest. Das musste aufs Buffet. Wir hatten heute dänischen
     Abend.
    »Christine, wach auf. Wir sind da.«
    Ich zuckte zusammen und setzte mich aufrecht hin. Mein Nacken war total steif, meine Hände umklammerten den Sicherheitsgurt.
     Wir standen tatsächlich bereits an der Norddeicher Mole, Ines hatte den Wagen schon auf die Wartespur gefahren und schaute
     mich vielsagend an.
    »Du schnarchst und röchelst wie eine alte Dampflok. Kein Wunder, dass Johann den Job in Schweden angenommen hat. Der will
     einfach mal ein paar Monate in

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