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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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zufrieden. »Doch«, sagte sie, »du weißt es. Ich sehe es dir
     an. So guckst du nur, wenn du etwas entschieden hast. Was ja meistens lange genug dauert. Und? Was willst du machen?«
    Ich zögerte mit der Antwort. Es war nicht fair, mit jemand anderem, auch wenn es meine Schwester war, über Johann zu reden,
     bevor ich mit ihm selbst gesprochen hätte. Pierre erlöste mich.
    »So, Mädels, das ist der beste Espresso, den ihr je getrunken habt.« Er schüttete eine Tüte Kaffeebohnen in die Espressomaschine
     und strahlte uns an. »Was ist? Chrissi, du guckst so streng, gibt es Probleme? Oder neue Geheimnisse?«
    »Nur alte«, antwortete Ines und beobachtete ihn. »Schon gehört, dass man bei YouTube die schönsten Folgen aller Quizshows
     ansehen kann?«
    Mit unbewegtem Gesicht schaltete Pierre das Mahlwerk an. Ines wartete, bis das kreischende Mahlgeräusch vorbei war, und sagte
     sanft: »Ich hätte auch ›Terra‹ gesagt.«
    Abrupt drehte er sich zu uns herum. »Ich hätte es gewusst, wenn ich ein bisschen länger überlegt hätte. Aber ich war so nervös,
     und ihr habt ja Adelheid gesehen, wie zackig und schnell sie immer geantwortet hat   … Da sind meine Nerven mit mir durchgegangen. Zwei Wochen später bin ich ausgezogen. In der ersten Zeit danach hat sie gar
     nicht mit mir geredet. Jetzt pampt sie mich wenigstens schon mal an.«
    »Warum macht ihr denn so ein Geheimnis draus?« Ines stützte ihr Kinn auf die Faust. »Das ist doch albern.«
    »Ja, vielleicht.« Pierre schob uns zwei Tassen Milchkaffee hin und sah meine Schwester resigniert an. »Aber es dauert jetzt
     schon zu lange. Genauer gesagt vier Jahre. Und nun kommen wir da nicht mehr raus. Sie hat mir damals an den Kopf geworfen,
     ich wäre das größte Debakel ihres Lebens.«
    »Oh.« Der geknickte Pierre tat mir richtig leid. »Das istgemein. Du hast ja sogar mit ihr geübt. Und ihr mochtet euch doch.«
    Mit hängenden Schultern sah er mich an. »Nichts von dem, was wir geübt haben, kam dran. Es war alles umsonst. Tja, und nach
     der Sendung war der Ofen sowieso aus. Ich war dermaßen fertig, dass ich mich noch am selben Abend total betrunken hatte. Am
     nächsten Morgen war ich krank, also richtig heftig. Das war nicht nur so ein kleiner Kater. Ich dachte, ich müsse sterben.
     Mir war wahnsinnig schlecht und dann kamen immer wieder die Bilder, vor allen Dingen davon, wie Adelheid frontal in die Kamera
     geguckt und mich beschimpft hat. Ich war fix und fertig. Und dann habe ich vergessen, dass ich sie ja in Bremen vom Flughafen
     abholen wollte. Einfach vergessen. Tja, und sie hat da stundenlang gestanden und auch noch den letzten Zug verpasst. Sie musste
     sich ein Hotelzimmer nehmen. Von da aus hat sie mich angerufen. Ich war, wie gesagt, ziemlich krank und habe nur gesagt, dass
     sie sich ja mal ein Handy anschaffen könnte. Dann hätte sie mich erinnern können. Und da ist sie erst richtig in die Gänge
     gekommen. Dafür hätte sie ja nun kein Geld mehr, hat sie gesagt. Und dass ich ein Komplettversager wäre, die größte Enttäuschung
     ihres Lebens. Wenn sie meine Mutter wäre, würde sie sich schämen. Ja, da war ich dann sauer. Ich möchte nicht wiederholen,
     was ich alles gesagt habe, aber ich hatte ja auch noch Restalkohol. Danach erhielt ich meine Wohnungskündigung. Und von Meyer
     zog ein.«
    Verlegen fegte er unsichtbare Krümel vom Tisch und biss sich dabei auf die Unterlippe.
    Ines fragte verblüfft: »Und dabei hast du es belassen?«
    »Ich war müde. Und wollte nicht noch mehr Streit. Zu allem Übel hat im gleichen Monat mein Freund mit mir Schluss gemacht.
     Blödes Karma. Doofe Zeit. Aber jetzt ist gut. Könnten wir bitte das Thema wechseln?«
    Ines und ich wechselten einen mitfühlenden Blick. Ich warmir sicher, dass meine Schwester genauso angestrengt nach einer Möglichkeit der Zusammenführung suchte wie ich. Ich hoffte,
     eine von uns würde fündig werden.
     
    Im selben Moment, in dem mein Handy klingelte, klopfte David Bruhn ans Fenster der Bar. Ich sah kurz sein Gesicht, dann Johanns
     Namen auf dem Display. Ines lief zur Tür, um David hereinzulassen, und ich nahm das Gespräch an.
    »Ja?«
    »Hey, hier ist Johann. Du, ich habe den Flieger verpasst, ich komme heute nicht.«
    Ich verspürte nicht nur einen Anflug der Erleichterung, sondern auch des Ärgers, beobachtete Ines und David, die die Bar betraten,
     stand langsam auf und ging mit dem Handy am Ohr an Pierre vorbei in den hinteren Raum.
    »Christine?

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