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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Avasthi
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zurückgehen lassen?«
    Mein Hals ist schon wieder wie zugeschnürt. Ich weiß nicht, wie ich ihm sagen soll, wie sehr ich ihn an meiner Seite brauche, wie viel es bedeutet, dass ich Verstärkung habe, dass ich in dieser Situation nicht allein bin, also überspringe ich diesen Part.
    »Lass uns optimistisch sein, okay?«, sage ich.
    »Nein, lass uns realistisch sein. Wenn sie nicht mitkommt, musst du loslassen. Du kannst dich nicht weiterhin für sie in die Schusslinie stellen, ist das klar? Ich habe das … wir beide haben das viel zu lang getan.«
    »Sie ist auch deine Mutter, Christian.«
    Seine Kiefermuskeln zucken und er fährt sich mit der Hand durchs Haar.
    »Hab ich nicht so gemeint«, sage ich. »Du kommst doch mit mir rein, oder?«
    »Klar.«
    »Also stellst du dich auch in die Schusslinie.«
    »Nein, das tue ich nicht«, sagt er. »Wir setzen keinen Fuß in das Haus, bevor wir nicht absolut sicher sind, dass er nicht da ist, kapiert?«
    »Kapiert.«
    »Kein Risiko.«
    »Kein Risiko.«
    Auch wenn es in beide Richtungen neunzehn Stunden sind, kommt mir die Fahrt zurück länger vor. Ich hab den Tacho beobachtet und mir gesagt, dass fünfundsiebzig in Texas, dann achtzig in Oklahoma, fünfundachtzig in Missouri und neunzig die ganze Interstate 55 entlang mir mit Sicherheit einen Strafzettel einbringen werden. Also kommt es jetzt auch nicht mehr drauf an. Während Christian schlief, bin ich aufs Ganze gegangen und hundert gefahren. Als er aufwachte, reduzierte ich meine Geschwindigkeit auf neunzig. Er warf einen Blick auf den Tacho, aber er sagte nichts dazu. Stattdessen sprachen wir über alles Mögliche, das mit Albuquerque zu tun hatte – möglichst Unverfängliches, um die Stimmung aufzulockern. Aber mir fiel auf, dass er angefangen hatte, sich vorzubeugen, als könnte er das Auto damit antreiben und uns schneller zu Mom bringen. Siehst du, sie ist ihm doch nicht egal , sage ich mir. Wenn das so wäre, wenn er sie wirklich so einfach aus seinem Leben streichen könnte, was könnte er dann mit mir machen?
    Als wir näher kommen, wird er still und starrt aus dem Seitenfenster. Als die Skyline von Chicago in Sicht kommt, lächelt er; das ist ein gutes Zeichen.
    Ich wechsele die Spur und fahre etwas früher als nötig auf den Lake Shore Drive, damit wir das Wasser sehen können und damit wir etwas Zeit gewinnen können. Ich hab mich schon mal verrechnet. Ich will ganz sichergehen, dass Dad aus dem Haus ist, wenn wir ankommen, selbst wenn er spät dran ist. Es ist ein Tag vor Thanksgiving, daher ist der Verkehr nicht so dicht wie sonst; viele Leute haben schon frei.
    Als wir am Hyde Park und der Universität von Chicago vorbeikommen, lehnt Christian sich an die Tür und beobachtet, wie der See entlang der Betonklötze ans Ufer schwappt. Als wir am Museum of Science & Industry vorbeikommen, zeigt er aus dem Fenster.
    »Dort drüben«, sagt er. »Siehst du den großen weißen Wohnblock dahinten?«
    Ich nicke.
    »Ich hab in dem kleinen Backsteinbau daneben gewohnt.« Er macht eine Pause. » 5649 «, sagt er leise zu sich selbst.
    »Was?«
    »Hausnummer.«
    »Und wo hast du gearbeitet?«
    »Greektown. Im ›Greek Islands Restaurant‹.«
    »Wirklich?« Ich denke an die weißen, stuckartigen Wände und die blauen Schürzen der Kellner. »Das Lamm dort schmeckt klasse.«
    Er guckt mich an und lächelt – seltsam, eine Erinnerung zu teilen, die wir gemeinsam haben und doch nicht zusammen gemacht haben.
    »Mir war nicht bewusst, wie sehr ich das alles vermisst habe.«
    Ich nicke. Vielleicht wird er das Gleiche empfinden, wenn er Mom wiedersieht.
    »Ihr wohnt ja jetzt in River Forest«, sagt er und reibt die Finger aneinander, um das große Geld anzudeuten.
    Mein Dad hatte es erst auf den Richterstuhl geschafft, nachdem Christian gegangen war. Das Seventh Circuit, das Berufungsgericht, hatte es gut mit ihm gemeint.
    »Mein Zimmer ist unverschämt groß. Wahrscheinlich größer als unsere gesamte Wohnung.«
    Wir schweigen, während wir am Stadtzentrum vorbeifahren und ich wieder zur Großstadt-Fahrweise übergehe. Bremsen, Gas geben. Bremsen, Gas geben, und als sich der Verkehr lichtet, heißt es nur noch Gas, Gas, Gas.
    »Familie Costacos wohnt in Berwyn«, sagt er und lässt den Blick nach Süden schweifen, als wir auf unserem Weg an dem Viertel vorbeifahren.
    Als wir zum Haus kommen, kurve ich einmal um den Block und hoffe, dass niemand mein Auto erkennt. Die dünne Schneedecke liegt wie maßgeschneidert auf den

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