Kein Zurueck nach Oxford
gefunden und waren drauf und dran, einen ordentlichen Vorschuss zu kassieren.«
»Und was ist schief gelaufen? Ich nehme doch an, dass etwas schief gelaufen ist.«
»Irgendetwas läuft immer schief, finden Sie nicht?« Kate befürchtete, dass Devlin das rührselige Stadium erreichte, und versuchte, ihn aufzumuntern.
»Haben Sie es denn geschafft, das Buch zu schreiben?«
»Haben wir. Aber dann gab es einen kleinen Streit, und wir beschlossen, nicht weiter zusammenzuarbeiten. Da wir bei ihm zu Hause an seinem Computer gearbeitet hatten, packte ich meinen Kram und ging heim.«
»Worum ging es bei Ihrem Streit?«
»Um Kleinigkeiten! Er warf mir vor, mich nicht richtig ins Zeug zu legen. Das war natürlich Quatsch. Er hatte keine eigenen Ideen, und seine Texte waren tödlich langweilig. Also habe ich mich verdrückt. Ich hatte keine Lust, mich von ihm beleidigen zu lassen.«
»Und er hat Ihnen nie verziehen?« Für Kates Geschmack klang die Geschichte viel zu zahm, um Mordgelüste bei Devlins ehemaligem Partner hervorzurufen.
»Es war doch nur eine einzige, kleine Diskette«, fuhr Devlin fort.
»Wie bitte?«
»Ich habe wirklich nur eine einzige, kleine Diskette mit nach Hause genommen.«
»Was war auf der Diskette gespeichert?«
»Nicht viel.«
Kate formulierte die Frage um. »Was sagt Edmund, was auf der Diskette war?«
»Angeblich sollen sich sämtliche Recherchen darauf befunden haben. Er behauptet doch tatsächlich, ich hätte sie gestohlen.«
»Das war sicher nicht sehr nett. Aber wenn er die Recherchen durchgeführt hatte, konnte er das Buch natürlich fertig schreiben, obwohl er ein miserabler Schriftsteller war.«
»Aber er hatte die Aufzeichnungen nicht mehr. Sagt er. Angeblich war alles auf der Diskette.«
»Er hatte doch bestimmt eine Sicherungskopie!«
»Er besaß eine Kopie auf seiner Festplatte, aber die hat sich irgendwie selbst gelöscht.«
»Wie kann denn so etwas passieren?«
»Woher soll ich das wissen?«, schmollte Devlin. »Warum sind Sie so gemein zu mir? Sie hören sich ja schon beinahe an wie Edmund!«
»Immer mit der Ruhe, mein Lieber!«, beschwichtigte Kate. »Ich glaube, ich bestelle Ihnen noch einen Whisky.«
»Lieber einen Brandy.«
Kate ging zur Bar, um für Devlin einen Drink und für sich selbst noch einen Orangensaft zu bestellen, obwohl ihr, um der Wahrheit die Ehre zu geben, das Zeug allmählich zu den Ohren herauskam. Sie freute sich jetzt schon darauf, später in ihrem Zimmer endlich ein wohlschmeckendes, alkoholhaltiges Getränk zu sich nehmen zu dürfen.
»Ich habe es bestimmt nicht absichtlich getan«, erklärte Devlin.
»Was getan?«
»Die Dateien von seiner Festplatte gelöscht. Ich kenne mich nun einmal nicht besonders mit Computern aus. Es war ein Versehen. Ein echtes Versehen.«
»Edmund hat das wahrscheinlich nicht so gesehen, oder?«
»Ich fürchte nein. Vor allem, als ich dann mit dem Buch weitergemacht und den ganzen Vorschuss allein kassiert habe. Der Verlag war an Edmunds Mitarbeit überhaupt nicht interessiert, wissen Sie. Er war eben ein beschissener Schriftsteller.«
»Wenn er wirklich so schlecht war, warum wurde er dann überhaupt zunächst an dem Projekt beteiligt?«
»Na ja, irgendwie war es schon seine Idee.«
»Noch mal von vorn: Edmund hat die Idee zu einem Buch, kümmert sich um die Recherche, findet einen Verleger und bittet Sie, ihm beim Schreiben zu helfen. Sie klauen ihm sowohl die Idee als auch die Diskette mit den gesamten Informationen, schreiben das Buch und kassieren das Geld.«
»Hey, ich hatte auch Ideen, das dürfen Sie mir glauben. Ich habe einiges an Hintergrundarbeit beigesteuert.«
»Aber Sie haben sich der Resultate von der Diskette bedient, richtig? So wie es sich anhört, hat Edmund den Löwenanteil der Vorarbeit geleistet.«
Devlin blickte Kate an. Er sah tief verletzt aus. »Edmund verfügte über eine ausgezeichnete Datenbank. Es wäre fahrlässig gewesen, sie nicht zu nutzen. Ich habe sogar ein paar nützliche Dinge für meine Historien-Schmarren gefunden.«
»Sie sind unmöglich. Kein Wunder, dass der Mann Sie auf dem Kieker hat!«
»Ich hatte gehofft, Sie würden meinen Standpunkt verstehen.«
»Ich verstehe ihn durchaus. Aber ich kann ihn nicht gutheißen. Was macht Edmund heute?«
»Ich glaube, er hatte eine Art Nervenzusammenbruch und wurde dann schwer depressiv. Kann einem wirklich leid tun, der arme Kerl. Aber so ist das nun mal, wenn das seelische Gleichgewicht fehlt.«
»Sie sind also der
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