Kein Zurueck nach Oxford
gefühllose Frau. Haben Sie denn gar keinen Sinn für Romantik?«
»Den stecke ich lieber in meine Romane«, sagte Kate. »Auf diese Weise kann ich ihn wenigstens zu Geld machen.«
»Genau das meinte ich.« Devlin suchte den Blick des Barkeepers, und Sekunden später stand ein frischer Whisky neben ihm. »Wissen Sie denn nicht, dass es im Leben um mehr als um Geld und Erfolg geht?«
»Ach, wirklich? Um was denn zum Beispiel?«
»Musik, Liebe, Romantik. In die Augen eines Menschen zu blicken und die eigenen Gefühle zu erkennen.«
Devlin schenkte ihr einen seiner verführerischen Blicke, verdarb die Romantik jedoch, weil seine Augen unstet wurden.
»Sie blinzeln. Vielleicht sollten Sie dem Schnaps eine Weile entsagen.« Als Devlin daraufhin streitsüchtig zu werden drohte, drückte sie ihm eine Speisekarte in die Hand. »Wahrscheinlich brauchen Sie vor allem feste Nahrung. Rindspastete mit Biersauce! Das hört sich lecker an, das nehme ich«, sagte Kate. »Was essen Sie?«
Devlin hörte ihr nicht zu. »Außer einem Glas schnöden Mineralwassers haben Sie noch keinen Schluck getrunken. Sie wissen ja sicher, wie ungesund das ist. Das Zeug enthält Soda und wer weiß was sonst noch.«
»Mag schon sein, aber ich muss noch fahren. Warum probieren Sie nicht die Lammkoteletts mit Rosmarin?«
»Gute Idee.«
Sie bestellten. Während sie auf das Essen warteten, trank Kate einen Orangensaft.
»Ich könnte den Barkeeper bitten, Wodka in Ihren Orangensaft zu tun.«
»Ich mag aber keinen Wodka.«
»Mit Ihnen macht Ausgehen keinen Spaß – wussten Sie das?«
Kate nippte an ihrem Orangensaft. »Ich würde gern mehr über Ihr Leben erfahren, Devlin.« Aus Erfahrung wusste sie, dass Männer einer solchen Aufforderung nur schwer zu widerstehen vermochten.
»Soll ich mit der Kindheit beginnen oder noch früher?«
»Vielleicht fangen wir gleich dort an, wo Sie sich die ersten Feinde gemacht haben.«
»Sie haben nicht gerade die beste Meinung von mir, nicht wahr?«
»Ich richte mich lediglich nach meiner kurzen, aber aufregenden Erfahrung mit Ihnen während der letzten Tage. Nun los, erzählen Sie schon!«
Sie waren von der Bar an einen Tisch außerhalb der Hörweite anderer Gäste umgezogen.
»Nun, da gibt es zum Beispiel den guten alten Edmund. Er könnte einen gewissen Groll gegen mich hegen.«
»Was haben Sie ihm denn getan?«
Leider kam in diesem Moment die Kellnerin mit dem Essen.
»Wer ist hier das Lammkotelett?«
»Mein Freund. Ich bin die Rindspastete.«
In Oxford klingelte das Telefon.
»Bitte hinterlassen Sie Ihre Nachricht nach dem Tonsignal.«
»Hallo, Kate. Ich bin es – Ihr treuer Freund und Bewunderer. Haben Sie meine gestrige Nachricht abgehört? Ich hoffe es sehr. Wir werden uns bestimmt bald wiedersehen, allerdings bezweifele ich, dass Sie …«
Es klickte, als an Kates Ende der Leitung der Hörer abgehoben wurde.
»Hallo? Wer ist da bitte?«
Schweigen. Dann ertönte das Freizeichen. Der Anrufer hatte aufgelegt. Mit gerunzelter Stirn spulte Paul Taylor die Nachricht zurück und ließ sie noch einmal laufen. Schließlich rief er die 1471 an, um die Nummer des Anrufers zu erfahren, musste sich aber von der ausdruckslosen Computerstimme belehren lassen, dass es sich um eine unterdrückte Nummer handelte. Wahrscheinlich war der Anruf nicht weiter wichtig, allerdings hatte Kate eine gewisse Neigung, an merkwürdige Gestalten zu geraten. Nicht nur, dass ihr jemand einen Ring schickte, jetzt hinterließ auch noch ein anonymer Fan seltsame Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter. Vielleicht war es auch gar kein Fan, sondern jemand, den sie auf einer ihrer Reisen kennen gelernt und mit dem sie sich angefreundet hatte. Oder hatte sie sich etwa verliebt? Mach dich nicht lächerlich!, schalt sich Paul. Er kehrte in die Küche zurück und spülte die Fressnäpfe der Tiere. Zeit, nach Hause zu gehen, dachte er.
Im White Hart hatten Kate und Devlin ihr Hauptgericht verspeist, sich einmal quer durch die Eiskarte gegessen und bestellten gerade Kaffee.
»Für mich kommt noch ein Brandy dazu«, sagte Devlin.
»Sie wollten mir von Edmund erzählen«, erinnerte ihn Kate. Sie fühlte sich satt und zufrieden.
»Ach ja, der gute alte Edmund. Wir waren ein Team, wissen Sie!«
»An welchen Projekten haben Sie gemeinsam gearbeitet?«
»An einem Buch natürlich.«
»Ein Buch worüber? Oder war es ein Roman?«
»Nein, es handelte sich um richtig solide Fachliteratur. Wir hatten sogar schon einen Verlag dafür
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